Die ozeanographischen Verhältnisse an der Meeresoberfläche im Golfstromsektor usw. 47
Temperatur mit der Höhe abnimmt. Leider läßt sich diese Frage nicht weiter
verfolgen, da Temperaturbeobachtungen in verschiedenen Höhen der untersten
Luftschichten von der „Carimar&“ nicht vorliegen, und wir deshalb über die
Schichtung der Atmosphäre gar nichts aussagen können. Außerdem werden die
stündlichen Mittelwerte der Lufttemperatur sehr viel stärker durch unperiodische
Schwankungen beeinflußt sein, als es z. B. bei der Wassertemperatur der
Fall ist.
Die Temperaturdifferenz Wasser minus Luft ist stets positiv und
schwankt zwischen + 0.99° und + 1.29%. Kuhlbrodt findet im Mittel für alle
Klimate + 0.72°, Im Tagesgang der Differenz Tw-— Ti treten als Folge der
anscheinend unabhängig voneinder erfolgenden Temperaturschwankung der Luft
und des Wassers zwei Maxima auf. Das Maximum um 23h ist hauptsächlich
durch das sekundäre nächtliche Temperaturmaximum des Wassers bedingt und
das Maximum um 8—9h durch die starke Abbremsung des Anstieges der Luft-
temperatur. Nur am Nachmittag zwischen 13% und etwa 20% verläuft die Tempe-
raturkurve der Luft angenähert parallel zu der des Wassers,
VI. Anzeichen von unperiodischen Veränderungen der Temperatur und des Salzgehaltes
an der Meeresoberfläche.
Bei der Zusammenfassung der Temperatur- und Salzgehaltsbeobachtungen
im Juni 1938 zu einer synoptischen Darstellung der Horizontalverteilung dieser
Faktoren wurde schon darauf hingewiesen, daß bei diesem Versuch von einer
strengen Synoptik nicht die Rede sein kann; vielmehr muß während dieser Zeit
mit unperiodischen Veränderungen im ©zeanographischen Zustand der Meeres-
oberfläche gerechnet werden, Wenn wir trotzdem versucht haben, das ganze
Material synoptisch zu verarbeiten, geschah das unter der Annahme, daß die
Veränderungen größeren Stiles nur sehr langsam vor sich gehen und die kleineren
Schwankungen von kurzer Dauer das Gesamtbild der ozeanographischen Verhält-
nisse an der Oberfläche nicht wesentlich beinflussen werden, Wir können dann
hoffen, wenigstens das Grundsätzliche der Temperatur- und Salzgehaltsverteilung in
einer solchen quasi-synoptischen Darstellung für den Juni 1938 zum Ausdruck
gebracht zu haben. Eine solche Darstellung können wir vielleicht, um ein an-
schauliches Beispiel aus der Meteorologie zu gebrauchen, mit einer Großwetterlage
vergleichen, die manchmal wochenlang unverändert bleibt, in der kleinere Stö-
rungen von kurzer Dauer nicht selten sind, die aber trotzdem den Zustand der
Atmosphäre im großen nicht wesentlich beeinflussen.
Um die Ursachen der unperiodischen Veränderungen zu erkennen und etwas
über ihre Auswirkung auf den Zustand der Meeresoberfläche aussagen zu können,
ist es am besten, längere Zeit hindurch an ein und demselben Ort ozeanographische
Messungen anzustellen, wie es die „Carimar&“ getan hat. Leider liegen von der
„Carimar€“ keine Beobachtungen aus tieferen Wasserschichten vor. Dies ist ein
großer Nachteil des sonst so guten Beobachtungsmaterials, denn in vielen Fällen
sind die Änderungen der Temperatur und des Salzgehaltes an der Oberfläche
mit denen in der Tiefe eng verbunden und oft nur durch diese zu erklären.
Nicht immer braucht der Ausgangspunkt der Störungen des physikalischen Zu-
standes der Meeresoberfläche seinen Sitz in der Atmosphäre zu haben.
Die wesentlichen Ursachen der unperiodischen Temperatur- und Salzgehalts-
schwankungen an einem Ort der Meeresoberfläche lassen sich zunächst in zwei
Hauptgruppen einteilen. Bezeichnet s die Eigenschaft (T, S°/) eines Wasser-
teilchens, dann ist bekanntlich die zeitliche Änderung dieser Eigenschaft an
einem festen Ort im Meer gegeben durch
ds_ds_ de _ de, de,
öt dt Öx @y dz
wobei u, v und w die Komponenten der Wasserbewegung in den drei zueinander
senkrechten Richtungen x, y, z darstellen. Die lokale zeitliche Anderung der
Eigenschaft s ist also abhängig von der individuellen Änderung (2) die ein
Wasserteilchen an der Oberfläche erfährt und von einer zweiten, die man in der