86 Die ozeanographischen Verhältnisse an der Meeresoberfläche im Golistromsektor usw,
und von hier in den Golfstrom gelangt. Es ist denkbar, daß Schwankungen in
der Stärke des NO-Passates sich nach einem gewissen Zeitraum durch ent-
sprechende Schwankungen im Salzgehalt des Golfstromes bemerkbar machen, die
ebenfalls bis nach Neufundland hinauf zu verfolgen sind. Der Weg, den ein
Wasserteilchen von Portorico bis zum Gradfeld 4 zurücklegt, beträgt etwa
2400 sm. Wenn wir eine mittlere Geschwindigkeit des Golfstrames von 18 sm/
Etmal annehmen, würde das bedenten, daß dieses Wasserteilchen mit ungefähr
UV, Jahr Verspätung in dem betrachteten Gradfeld ankommen würde. Es ist also
nicht ganz ausgeschlossen, daß auf diese Weise ein zusätzliches Maximum des
Salzgehaltes im Winter in unserem Untersuchungsgebiet zustande kommen kann.
Wir haben bisher für die Erklärung der jährlichen Salzgehaltsschwankung
nur die Faktoren in Betracht gezogen, die außerhalb des eigentlichen Unter-
suchungsfeldes ihren Ursprung haben, In gewissen Breiten kann aber der Nieder-
schlag und die Verdunstung Oder, worauf es schließlich ankommt, die Differenz
dieser beiden Größen einen gewissen Ein-
finuß au£ die Jahresschwankung des Über-
fächensalzgehaltes haben, sofern nur die
Differenz selbst jahreszeitlichen Schwan-«
kungen. unterworfen ist, Über den Jahres-
gang der Verdunstung wissen wir bisher
nur Sehr wenig. Die Verdunstung ist
eine sehr komplizierte Funktion ver-
schiedener Elemente, von denen Wind-
geschwindigkeit, Temperatur und Dampf-
druck in den untersten Luftschichten die
wichtigsten sind, Die Verdunstung wächst
proportional der Windgeschwindigkeit
and dem Dampfdruckgefälle, welch letz-
teres in Beziehung zur Temperatur steht
[G. Wüst (27)]. Beide Faktoren zeigen
aber in unserem Untersuchungsgebiet
einen entgegengesetzten Jahresgang, der-
art, daß mit hohen Temperaturen im Sommer geringe Windgeschwindigkeiten
auftreten und im Winter das Umgekehrte der Fall ist. Der Jahresgang der
Verdunstung wird wahrscheinlich nur gering sein, so daß von entseheidendem
Einfluß nur der Niederschlag bleiben dürfte, Dieser ist aber in unseren Breiten
im Laufe des Jahres einer starken Änderung unterworfen. Wie die Abb, 20
zeigt, müssen. wir in unseren Fünfgradfeldern mit einem Maximum der relativen
Niederschlagshäufigkeit im Winter und mit einem Minimum im Sommer rechnen,
Die Kurven der Jahresschwankung sind für die Felder 4, 7, 9 und 12 aus den
Eingradfeldmittelwerten des holländischen Tabellenbandes abgeleitet und geben
die Anzahl der Niederschlagstage in % der gesamten Beobachtungstage, Am
stärksten ist der Jahresgang in den nördlichen Feldern (Feld 4) ausgeprägt;
nach Süden wird die Jahresschwankung geringer, wie Feld 12 als Beispiel angibt,
Vielleicht trägt die geringere Niederschlagshäufigkeit im Sommer zur Ausbildung
eines kleinen sekundären Salzgehaltsmaximums bei, wie es in unseren Jahres-
gängen des Salzgehaltes angedeutet ist, | /
Periodische Schwankungen in der Salzführung des Labradorstromes und ver-
mutlich auch solche, nur bedeutend schwächere, im Golfatrom werden zusammen
mit der jährlichen Periode der Niederschlagshäufigkeit in der Hauptsache die
Jahresschwankung des Salzgehaltes in unserem Untersuchungsabschnitt bestimmen,
So verschieden die Jahreskurven in den einzelnen Feldern sind, so klar und. ein.
deutig erscheinen uns jetzt die Ergebnisse der harmonischen Analyse, Am ein-
ärucksvollsten beherrscht die Zufuhr salzarmen Wassers polaren Ursprungs den
Jahresgang des Salzgehaltes, Wäre diese große Störung, deren Hauptausgangspunkt
die Gewässer um Neufundland bilden, nicht vorhanden, dann hätten wir in unserem
Untersuchungsgebiet wahrscheinlich nur einen schwach entwickelten, doppelten
Jahresgang im Salzgehalt mit Maxima im Sommer und Winter zu erwarten.
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