12 Die ozeanographischen Verhältnisse an der Meeresoberfläche im Golfstromsekter usw.
3, Versuch einer Darstellung der mittleren Wasserberegung an der Oberfläche für
den Monat Juni auf Grund von Besteckrersetzungen.
Unsere Kenntnisse von den Strömungen an der Oberfläche der Ozeane
beruhen fast einzig und allein auf Besteckversetzungen, die den Schiffsjournalen
entnommen sind, Diese Besteckversetzungen sind in besonders vorbildlicher
Weise vom Koninklijk Nederlandsch Meteorologisch Instituut gesammelt und als
vektorielle Mittelwerte der Stromversetzung für jedes Eingradfeld, zusammen
mit der Beständigkeit*) des Stromes und der Anzahl Besteckversetzungen, aus
denen dieser Mittelwert berechnet wurde, angegeben. Da der einzelnen Besteck-
versetzung eine überaus große Zahl von Fehlern anhaften kann, ist der Wert der
vektoriellen Mittel natürlich nur ein sehr beschränkter und wesentlich von der
Anzahl der Einzelversetzungen abhängig, aus denen dieser Mittelwert abgeleitet
wurde. Um ein zuverlässiges Bild von der mittleren Wasserbewegung an der
Oberfläche zu erhalten, ist wegen der Unbeständigkeit der Strömung und dern
der einzelnen Besteckversetzung anhaftenden Fehlern, eine größere Anzahl von
Besteckversetzungen im Eingradfeld nötig. Diese Zahl der Einzelversetzungen
im Eingradfeld, die nötig ist, um einen einigermaßen zuverlässigen Mittelwert
zu garantieren und eine im Durchschnitt brauchbare, rechnerische Beständig-
keitsangabe zu liefern, hängt wesentlich vom Stromceharakter des betreffenden
Eingradfeldes ab. Über diese Frage hat H, H. F. Meyer {r) in einer Arbeit über
die Strömungen des Atlantischen Ozeans eingehend berichtet,
Was wir in einer Karte der Öberflächenströmungen auf Grund von. Besteck-
versetzungen darstellen. können, sind nur ganz schematische Verhältnisse, Selbst
wenn wir annehmen können, daß die einzelne Stromversetzung reell und frei
von Fehlern ist, wird uns durch die Zusammenfassung der Besteckversetzungen
zu Eingradfeldmittelwerten schon eine Grenze für die Genauigkeit der Dar-
stellung gesetzt. Die Besteckversetzung, die einem bestimmten Punkte zu-
geschrieben. wird, stellt aber in den meisten Fällen eine Versetzung des Schiffes
während einer mehr oder weniger langen Versegelung dar. Einzelheiten im
mittleren Strombild, wie z, B. schmale Stromzweige mit Gegenströmungen, werden
durch die Besteckversetzung nur in den seltensten Fällen zum Ausdruck kommen.
Außerdem stellt das Eingradfeld bei der Schmalheit der Stromzweige, die in
manchen Fällen kaum eine Breite von 60 sm erreichen dürften, eine zu große
Flächeneinheit dar, so daß viele Einzelheiten im Strombild abgeschwächt oder
sogar völlig verwischt werden können,
Zur Konstruktion der Stromlinien wurden neben dem Stromvektor des Juni
auch die mittleren Stromvektoren der benachbarten Monate Mai und Juli mit-
verwendet, Die Stromvektoren der einzelnen Monate wurden in verschiedenen
Farben zusammen mit Beständigkeit und Beobachtungszahl in die Arbeitskarte
eingetragen. Die Verarbeitung der Beobachtungen dieser drei Monate zu einer
Junikarte geschah in der Weise, daß den Strompfeilen für jeden Monat, je nach
Stromstärke, Beständigkeit und Beobachtungszahl, verschiedenes Gewicht beigelegt
wurde. Bei ungefähr der gleichen Zahl von Einzelbeobachtungen in den drei
Monaten erhielt der Stromvektor des Hauptmonats das Übergewicht. Da Unter-
schiede von einigen Graden in den Richtungen, bei der in Anbetracht der Fehler-
quellen überhaupt erreichbaren Genaui”gkeit, keine Rolle spielen, wurde auf eine
exakte Koppelrechnung verzichtet. Die Richtungen wurden sorgfältig nach dem
angegebenen Prinzip gegeneinander abgewogen und die resultierenden Strom-
pfeile zum Zeichnen der Stromlinien verwendet. (Die Stromlinien wurden später
in Strompfeile aufgelöst) Diese Mittelbildung läßt sich aber nur dort mit
Berechtigung anwenden, wo die Stromvektoren der einzelnen Monate nicht
zu sehr voneinander abweichen, vielleicht bis zu einem Streuungswinkel von
etwa 90°. Hier können die Unterschiede der einzelnen Strompfeile durch
die Fehlerquellen der Beobachtung, wie auch durch das bei jeder Strömung
*) Die Beständigkeit wird definiert als der in Prozent ausgedrückte Quotient zwischen der
vektoriellen Geschwindigkeit 9 und der arithmetischen Geschwindigkeit 7; B = 100 -« 2 (Prozent).