Löhle, F,: Über Fernsichten,
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In das skizzierte Bild von der Kopplung einer hohen an eine tiefe Druck-
welle läßt sich auch die Himmelsblaubeobachtung zwanglos einordnen. Bei einer
Phasendifferenz von — A/4 zwischen hoher und niedriger Druckwelle dringt vor
sinem Höhentief in der Stratosphäre bei NW-Winden Luft arktischen Ursprungs
und hohen Reinheitsgrades vor; gleichzeitig werden in die obere Troposphäre
ron dem nachfolgenden unteren Tief Luftmassen hochbefördert, welche infolge
des Verbrauchs der Kondensationskerne zur Wolkenbildung einen natürlichen
Reinigungsprozeß durchgemacht haben, Diese übereinander geschichteten dunst-
freien Luftschichten. weisen in der Projektion auf den schwarzen Himmelsgrund
halt tn ae ma Wechselwirkung zwischen hoher und niedriger Druckwelle,
bung auf und lassen an T H T
dieser Stelle die Schwarz- Az.
und Violettsichtigkeit des ax
Himmelsblaus zustande-
kommen.
Die grundlegenden
Beobachtungstatsachen,
nämlich die ruckartige
Auflösung der Dunst-
schichten, der große
Schwarzgehalt und die
auffällige Violettsichtig-
keit des in 5000 m Höhe
geschätzten Himmelsblaus
lassen sich mit dem neben-
stehenden Bild von der
Kopplung einer hohen an
eine niedrige Druckwelle
vereinbaren. Abb, 3 zeigt
jenen Zustand der Wech-
selwirkung zwischen einer
hohen und niedrigen
Druckwelle, welcher die
in Abb, 1 skizzierten Vor-
gänge im Gefolge hat.
Abb. 4 gibt die Erklärung
Für den trägen Ablauf des
Zerfalls einer Schönwet-
ter-Dunstschichtung. Bei H
einer Phasendifferenz von - .
— 2j4 zwischen hoher und Abb. 4. Phasendifferenz: + Alt.
niedriger Druckwelle wird die Fortbewegung der oberen Druckwelle beschleunigt
und im Zusammenhang damit die Vertikalbewegung in der Troposphäre verstärkt,
weil diese Vorgänge sich gegenseitig begünstigen. Umgekehrt hemmen im Falle
einer Phasendifferenz von -} A/4 die Vertikalbewegungen die Fortpflanzung der
oberen Druckwelle und verringern gleichzeitig ihre Amplitude, Der Zerfall der
Schönwetter-Dunstschichtung erfolgt im Schritt der Änderung der Bodendruek-
verteilung und parallel zu dem allmählichen Abbau des Hochdruckgebietes, Bei
diesem Zustand der Kopplung der hohen und niedrigen Druckwelle kann das
Himmelsblau keine auffällige Veränderung zeigen, weil in diesem Fall in der
Hochtroposphäre mit SW-Winden Luftmassen zunehmenden Dunstgehaltes heran-
geschafft werden, wie das Abb. 4 zeigt.
Als Endergebnis der in den Hohen Tauern [Hoher Sonnblick, 3106 m NN]9,
im Hochschwarzwald?) und auf Höhenaufstiegen bei der Luftwaffe?) durchgeführten
1) F. Löhle, Ztechr. f. Physik 57, 770, 1929. Beitr. z. Phys. d. fr. Atm., Jahrg, 1940, im Druck. —
N Sa Z, Phys, d. fr. At, 23, 129, 1936. — % Ders., Met, Ztschr., Jahrg. 1940, Februar- und