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Full text: 68, 1940

Löhle, F.: Über Fernsichten, 
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Nur eine verhältnismäßig kleine Zahl von Beobachtern hat sich mit Fern- 
sichten, ihrer Häufigkeit und ihrer Beziehung zur jeweiligen Wetterlage beschäftigt, 
Längere Beobachtungsreihen liegen nur vor von der Alpensicht von Höchen- 
schwand im Hochschwarzwald aus [Beobachter: Hauptlehrer V. Steinhart]'), 
von Zürich aus [Beobachter: J. Maurer und Mitarbeiter]%, von Freiburg i. 5. 
[Beobachter: A, Gockel]%, ferner von der Rundsicht vom Königstuhl bei Heide- 
berg aus [Beobachter: M. Wolf]‘). Diesen systematischen Untersuchungen stehen 
nur wenige, gelegentlich von Wetterflugbeobachtern gemachte Aufzeichnungen 
gegenüber. Ihr Wert besteht darin, daß es sich um Größtwerte der Fernsicht handelt. 
Nach der Sichttheorie von H, Koschmieder®) berechnet sich der größtmög- 
liche Erwartungswert der Sichtweite des schwarzen Zieles zu 
1 
8, = = In * ; 
wo a, den mittleren Zerstreuungskoeffizienten in der Horizontalen bedeutet, dessen 
optimaler Wert, der Rayleighsche Zerstreuungskoeffizient, gleich 0.0154 km—} 
gesetzt werden kann und £ die relative Unterschiedsschwelle des Auges bezeichnet, 
deren Bestwert zu 1% angenommen werden kann®), Mit Hilfe dieser Größen 
ergibt sich die obere, nicht zu überbietende Grenze der Sichtweite flächen- 
förmiger, schwarzer Ziele zu 
4.6 
Soap = 90155 90km. 
Einige gelegentliche Beobachtungen der Sichtbarkeit der Portugiesischen und 
Nordafrikanischen Küste von der Höhe des Atlantischen Ozeans vom Flugzeug 
aus und ältere und neuere Messungen des Transparenzkoeffizienten der Luft 
lassen vermuten, daß mit dieser oberen, nach der Theorie nicht zu überbietenden 
Schranke die praktisch vorkommende Sichtgrenze noch nicht erreicht ist. In der 
Richtung auf die Alpen und den Apennin von Pisa aus hat schon E, Oddone”) 
i.J. 1901 Werte des Transparenzkoeffizienten gemessen, welche die durch den 
Rayleighschen Zerstreuungskoeffizienten allein bedingte Durchlässigkeit der 
Luft von 98.5% überboten und eine Durchlässigkeit bis zu 99.5% ergaben. Zu 
einem ähnlichen Ergebnis kam neuerdings F, Löhle®) auf Grund von Messungen 
des mittleren Zerstreuungskoeffizienten in rund 3000 m Höhe in der Horizontalen 
auf dem Hohen Sonnblick, Im blauen Spektralgebiet fielen die Werte um etwa 
30/, im grünen um 12% und im roten Bereich um fast 14% Kleiner aus als der 
Rayleighsche Zerstreuungskoeffizient. Allerdings liegen diese Abweichungen 
noch innerhalb der Meßgenauigkeit. Die endgültige Entscheidung dieser inter- 
assanten Streitfrage muß daher von einer späteren Wiederholung dieser Messungen 
abhängig gemacht werden, Es muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß 
zufällig eines von den beiden zur Messung paarweise herangezogenen Gletscher- 
feldern das Sonnenlicht nicht diffus zerstreute, sondern spiegelte, Ein derartiger 
systematischer Fehler läßt sich nur durch längere bei kontinuierlich wechselndem 
Sonnenstand durchgeführte Beobachtungsreihen bloßlegen und ausmerzen, 
Die größte, bisher überhaupt beobachtete Sichtweite®) ist die Luftlinie: 4000 m 
über Köln— Mt, Blane, eine Entfernung von 530 km. Erst in größerem Abstand 
folgt die Sicht des Mt, Blane vom Puy de Döme*) bei Clermont in 310)km, des 
Mt. Blane von Höchenschwand in 240 km, des Peak von Teneriffa*) vom Atlantik 
aus in 200 km Entfernung, der Insel St. Kilda von dem fast 1000 m hohen Cuillin 
Hills auf Isle of Skye in 152 km”). 
:) Dr. Schultheiß, Met. Ztechr. 13, 445, 1596, — % J. Maurer, Met, Ztschr. 33, 168, 1916. — 
% A. Gockel, Met, Ztschr, 38, 78, 1921. — *) H. Berg, Wiss. Abhdlg. Reichsamt f. W, 5, Nr. 5, 1935. — 
5) H. Koschmieder, Beitr. %. Phys. d, fr. Atm, 12, 33, 171, 1924. — Q Unter Zugrundelegung einer 
relativen. Unterschiedsschwelle von £& = 2% berechnet sich die optimale Sichtweite des schwarzen Zieles 
zu 254 km, ef. F, Linke, Met, Taschenbuch, 5. Ausw.; Leipzig 1939, pg. 202. — 7) E. Oddone, Rendi- 
sonti Reale Istituto Lombardo II, 34, 511, 1901, Fase. 9%, — %) F. Löhle, Beitr, z. Phys, d. fr, Atm,, 
im Druck. Die Messungen würden bezogen auf den für Normaldruck gültigen Wert des Rayleigh- 
schen Zerstrenungskoeffizienten. Unter Berücksichtigung der Druckverhältnisse in 3000 m Höhe kam 
Jem Vergleich zwischen Beobachtumg und Rechnung ein Wert von 0.0108 km} zugrunde gelegt 
werden, In diesem Fall entfällt der Widerspruch zwischen Meßergebnis und Theorie, — 9) H. Berg, 
a,8.0. — 1) F. Dueclaux w R. Gindre, Bull, Obs, Lyon, 11, 5, 69, 183, 1929; 12, 255, 1930, — 
2, W, G. Kendrew, Met, Mag, 72, 264, 1937. — 9) S. Gordon, Met, Mag. 72, 156, 1937.
	        
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