Wattenberg, H.: Der hydrographisch-chemische Zustand der Ostsee im Sommer 1939. 193
zwischen etwa 50 und 200 mg, und selbst im nordatlantischen Tiefenwasser
westlich Nordafrika haben wir Höchstwerte von 800 mg Si/m*?* gefunden!!), Alle
Werte sind für den Salzfehler korrigiert. Im freien Meere trifft man so hohe
Konzentrationen wie in den Ostseemulden erst wieder im Tiefenwasser nahe dem
Antarktischen Kontinent, wo bis zu 6000 mg Si beobachtet worden sind?%,
Die Verteilung der Kieselsäure in der Ostsee (Abb, 8) zeigt auf den ersten
Blick große Ähnlichkeit mit der P-Verteilung. Das salzreiche Tiefenwasser ist
wie beim Phosphat reich an Silikat und die Oberschicht wesentlich ärmer, aber
in zweifacher Hinsicht bestehen doch wesentliche Unterschiede, Erstens besitzt
die Oberschicht einen sehr beträchtlichen Silikatgehalt von 500 bis 700 my Si/m?,
während sie an Phosphat fast vollständig verarmt ist, und zweitens nimmt der Si-
Gehalt im Gegensatz zum Phosphat zum Ausgang der Ostsee hin mit dem steigenden
Salzgehalt ab. In den tiefen Mulden wird diese Abnahme deutlich, wenn man den
Silikatgehalt im Verhältnis zum Phosphat betrachtet. Dann ist die Ölandmulde
an Silikat am reichsten, es folgt das Gotlandbecken und darauf die Bornholm-
müulde, Hierauf soll im nächsten Abschnitt etwas näher eingegangen werden,
6. Beziehungen zwischen der Verteiluug von Phosphat und Silikat,
Bekanntlich zeigen Sauerstoff und Minimumstoffe in ihrer vertikalen Ver-
teilung fast immer eine große Ähnlichkeit miteinander, wie wir es auch an
unsern Längsschnitten und an den Vertikalkurven erkennen können. Ihre Ver-
teilung wird durch den gleichen Prozeß, den Abbau der abgestorbenen orga-
nischen Substanz, maßgebend beeinflußt, wobei Sauerstoff verbraucht und Phosphat
und Stickstoffverbindungen frei werden und Silikat gelöst wird. Da diese Prozesse
nicht mit gleicher Geschwindigkeit verlaufen, zeigen sich Unterschiede in der
vertikalen Verteilung, auf die kürzlich beim Vergleich der Verteilung von O,,
P und Si im westafrikanischen Auftriebsgebiet hingewiesen wurde), Betrachtet
man jedoch die tieferen Wasserschichten, in denen nur noch geringe Gradienten
in der Konzentration der Minimumstoffe vorkommen, so findet man für Phosphat-P
und Nitrat-N ein ziemlich konstantes Verhältnis, etwa 1:7 (in mg) oder 1:15 (in
Mmg-Atom), das annähernd dem Verhältnis von P zu N im lebenden Plankton
antspricht ®).
Die entsprechende Beziehung P:Si ist noch nicht näher untersucht worden,
doch zeigte sich bereits bei der Diskussion der Längsschnitte, daß in der Ostsee
sine deutliche Änderung dieser Beziehungen von Süden nach Norden vorhanden
ist, Besser ist dies an den Vertikalkurven von F und Si zu erkennen (Abb. 9
bis 11), die für die von Süden nach Norden aufeinanderfolgenden Stationen
Bornholmbecken, Gotlandmulde und Ölandmulde in gleichem Maßstab und mit
demselben Nullpunkt dargestellt worden sind, Im Bornholmbecken überschneidet
die P-Kurve die Si-Kurve erheblich, in der Gotlandmulde nur noch ganz wenig,
und in der Ölandmulde verlaufen beide Kurven ziemlich parallel. Mit anderen
Worten: Je mehr man in das Innere der Ostsee kommt, desto mehr Si ist im
Vergleich zum P im Tiefenwasser enthalten. Nun besitzt das Wasser der Ober-
schicht sogar im Sommer 500 bis 700 mg Si/m*, während Nordseewasser im Winter
dagegen nur 50 bis 200 mg enthält. Da das Wasser der Oberschicht bei etwa
797 Salzgehalt zu 4/, aus Landwässern besteht, so könnte man annehmen, daß
der verhältnismäßig höhere Si-Gehalt in den inneren Mulden der Ostsee auf die
Vermischung mit dem Si-reichen Landwasser. zurückzuführen sei, Aber die
Unterschiede im Salzgehalt der Muldenwässer (16,5% 0 im Bornholmbecken und
11% in der Ölandmulde) reichen doch nicht zur Erklärung des Unterschiedes
von ungefähr 800 mg Si/m* (auf den gleichen P-Gehalt von 30 mg bezogen) aus.
Es muß sich daher entweder um Unterschiede in der Lieferung von Si-haltigem
Material (Diatomeenproduktion) oder um Unterschiede in der Regenerations-
geschwindigkeit aus den Sedimenten handeln,
2) H, Wartenberg, Die chemischen Arbeiten auf der ersten Teilfahrt der Deutschen Nordatl,
Exp. Febr.— Mai 1937, Ann, d, Hydr, usw, Beiheft September 1937. — ®) A. J. Clowes, Phosphate
and Silicate in tbe southern Ocean, Discovery Reports, Bd. XIX, S. 1 bis 120 (1938), — %) LH, N.
Cooper, On the ratio of nitrogen to phosphorus in the sea, Journ, Mar. Biol. Ass, Bd, XXI, 8, 177
bis 182 (1937 u. Bd, XXI, 8. 179 (1938),