190 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1940,
sommerliche Deckschichtbildung in einer homOhalinen Wassermasse nicht ohne
weiteres erklärt werden, Es handelt sich hier wielmehr offenbar um eine Folge
erscheinung des thermisch. bedingten Dichtesprunges, denn je schärfer der Tempe-
ratursprung ausgeprägt ist, desto größer ist die Salzgehaltszunahme (die selbst
zur wenig zum Dichtegradienten beiträgt). Man hat sich den Vorgang wohl so
vorzustellen; Dem allgemeinen Salzgehaltsgefälle folgend, wandert Salz von unten
nach oben, und zwar zunächst ziemlich schnell, bis die thermisch bedingte Sprung-
schicht mit ihrem fast auf Null herabgesetzten Austausch als Sperrschicht wirkt,
durch die das Salz nicht hindurchtreten kann. ‚Es sammelt sich daher unter der
thermischen Sprungfläche an, so daß sich die kalte Unterschicht mit einem Salz-
gehaltssprung gegen die obere warme und homohaline Deckschicht absetzt,
8, Sauerstoff und Trübung,
In der Sauerstoffverteilung (Abb. 6) haben. wir in Parallele zur Salzgebhalts-
verteilung eine gut durchlüftete Oberschicht, die bis zur Tiefe der winterlichen
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Abb. 6. Längsschnit£ des Sauerstoffs durch die Ostsee im August 1939.
Konvektion reicht, also bis zu der Tiefe, in der der Salzgehalt die starke Zunahme
zur salzreichen Unterschicht zeigt. Im zentralen Teil der Ostsee fällt diese
Grenze etwa mit der 8%. ,-Isohaline in rund 60 m Tiefe zusammen. In der salz-
reichen Unterschicht nimmt der Sauerstoff schnell ab und sinkt im Bornholm-
beceken und der Gotlandmulde unter 20%.
Die so scharf ausgeprägte, thermisch bedingte Dichtesprungschicht, die die
dünne, stark erwärmte Deckachicht in etwa 20 m nach unten begrenzt, wirkt
sich fast gar nicht auf den Sauerstoffgehalt aus, Man muß also annehmen, daß
der O,-Gehalt seit der Ausbildung dieser sommerlichen Deckschicht, d.h. also in
den etwa 3 bis 4 Monaten der warmen Jahreszeit, praktisch nicht abgenommen
hat, obwohl das Wasser von der Oberfläche abgeschlossen war. Jedenfalls beträgt
die Abnahme höchstens 5 bis 10%. Das O;-arme 20%ige Wasser der tiefen
Mulden ist dagegen längere Zeit nicht erneuert worden, Allerdings ist die
O,-Zehrung in den Mulden mit ihrem feinen, an organischer Substanz reichen
Sediment wohl beträchtlich größer als in der oberen Schicht.
Das feine Sediment scheint nämlich gerade in den tiefen Mulden im Wasser
suspendiert zu sein, worauf. die oft recht hohen Trübungswerte hindeuten, die
wir selbst in ziemlich großem Abstand vom Meeresboden fanden (vgl. Abb. 9 bis 11,
$S. 192). Die Trübung zeigt im allgemeinen ein. Minimum in der mittleren Schicht,
während in der Deckschicht sich die Zufuhr won feinem Material durch die
Flüsse bemerkbar macht. Diese Trübungsstoffe werden z.T. organischer, zT.