Ann. d. Hydr. usw., LXVIIL Jahrg. (1940), Heft VI.
1925
Der hydrographisch-chemische Zustand der Ostsee im Sommer 1939.
Ergebnisse der „Triton“-Fahrt vom 27, Juli bis 10, August 1939,
Yon H. Wattenberg, Kiel, Institat für Meereskunde,
Über die Salzgehalts« und Temperaturverhältnisse der Östsee zu den ver-
schiedenen Jahreszeiten sind wir in den großen Zügen gut unterrichtet?), Dagegen
ist die Untersuchung der chemischen Verhältnisse, besonders der Verteilung der
Minimumstoöffe und ihres jahreszeitlichen Ganges in der Ostsee im Vergleich zu
anderen Rand- und Nebenmeeren, ja zum offenen Ozean selbst, noch sehr im
Rückstand. Das ist um so mehr zu bedauern, als gerade von Kiel aus zu
Anfang dieses Jahrhunderts die ersten Bestimmungen von Phosphor, Stickstoff
und Kieselsäure im Meere überhaupt durch E. Raben*) ausgeführt worden sind.
Späterhin. haben wir nur die Phosphatbestimmungen von K, Buch®) aus den
Sommern 1928 bis 1931, die jedoch fast ausschließlich im Finnischen und Bott-
nischen Meerbusen liegen, die P-Bestimmungen von K, Kalle%) aus dem Jahre 1981
und einige Phosphat- und Nitratwerte von FF. Gessner®) aus dem Arkonabecken,
In der westlichen Östsee wurden vom Verfasser seit der Gründung des
Instituts für Meereskunde in Kiel®) systematische Untersuchungen über die Ver-
teilung und den jahreszeitlichen Gang sämtlicher hydrographisch-chemischer
Faktoren, zunächst in der Kieler und Mecklenburger Bucht, begonnen und
ununterbrochen bis Sommer 1939 fortgeführt. Als sich nun während der inter-
nationalen hydrographischen Östseeunternehmung im Sommer 1939 die Möglich-
keit ergab, auf dem deutschen Schiff „Triton“ chemisch zu arbeiten, wurde diese
Gelegenheit wahrgenommen, um Erfahrungen über die Verteilung der chemischen
Faktoren in der eigentlichen. Ostsee zu. sammeln. Es konnte auf einem zusammen-
hängenden Längsschnitt zwischen Kieler Bucht und Gotland- bzw. Ölandmulde
über Darsser Schwelle, Arkonabecken, Bornholmbecken. auf 18 Stationen die ver-
tikale Verteilung von £°, Sa Os P, Si, Nü, Trübung und Gelbfärbung ermittelt
werden. Im folgenden soll über die Ergebnisse, im wesentlichen an Hand von
Längsschnir:ten des Salzgehaltes, der Temperatur, sowie des Sauerstoff-, Phosphat-
und Silikatgehaltes berichtet werden.
Reiseweg und Methoden,
Während des ersten Teiles der Fahrt war die Lage der Stationen des „Triton“
durch das internationale Programm, das der Ermittlung des Wärmeinhaltes des
Zentralbeckens diente, festgelegt (vgl. Abb, 1 5. 186), Es war daher nicht möglich,
die Stationen nördlich von Gotland in die tiefste Rinne zu legen, Nach Beendigung
der synoptischen Arbeiten und nach Erledigung einer Ankerstation wurde dann
eine fortlaufende Reihe von Stationen von der Gotlandmulde bis in die Kieler
Bucht ausgeführt.
Am 27, Juli lief „Triton“ aus Kiel aus und erreichte am 29, Juli Wisbhy auf
Gotland, nachdem östlich Gotland eine Probestation erledigt war. Nach einer sehr
gastfreundlichen Aufnahme auf der historisch interessanten und landschaftlich
reizvollen Insel, für die besonders Herrn Professor H. Petterson zu danken ist,
liefen am 1, August „Triton“ „Skagerrak“, „Aranda“ und „Hidrografs“ zu den
Untersuchungen aus und begannen auf parallelen Kursen mit den hydrographischen
Beobachtungen. Schlechtes Wetter zwang zweimal zum. Ankern unter Wisby und
zur Einschränkung des Programms. Vom 4. bis 6. August wurden von den vier
. ‚41. Br. Schulz, Einführung in die Hrdrographie der Nord- u, Ostsee, Grimpe u. Wagler,
Tierwelt der Nord- u, Ostsce, 1932, —— % E, Raben, Quantitative Bestimmung der im Meerwasser
gelösten Phosphorsäure, Wiss, Meeresuntersuchungen, Kiel, Bd. 18, 1916. — % K, Buch, Unter-
suchungen über gelöste Phosphate u. Stickstoffrerbindungen In den nordbaltischen NEST CNN,
Harsforskningsinstitutets Skrift No, 86, Helsingfors 1932. — 4) K. Kalle, Phosphatgehaltsunter-
suchungen in der Nord- u, Ostsee im Jahre 1931, Ann. d. Hydr. 1932, S. 5—17, — t F. Gessner,
Phosphat, Nitrat und Planktongehalt im Arkonabecken, Journ, d. Cona, Ba, WIM, SS, 181=—194
(1933), — %) Vgl. A. Remane u. H. Wattenberg, Das Institut für Meereskunde der Universität
Kiel. Kieler Mecrestorschungen, Bd. HL S. 1—16 (1939)
Ann. d. Hydr, usw. 1940. Heit WI