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Annalen der Hydrographie und Maritimerm Meteorologie, Mai 1940,
die an sich schon unsichere Parallelaufhängung des Strömungsmessers, so
daß von vornherein mit einer größeren Streuung der Meßwerte gerechnet
werden mußte, Das Meßergebnis zeigt die Abb. 20. Trotzdem ein nur selten
auftretender Fall gewählt wurde, weichen die Deviationsbeilräge nur in geringem
Maße von der Sollkurve ab, Das positive Maximum liegt etwa um 10°, und das
negative um etwa 6° höher als bei der Sollkurve, Die größten Unterschiede
liegen um den 100%°.Kurs herum. Von den insgesamt 36 Meßwerten hatten drei
Werte größere Abweichungen als 12° vom Sollwert, und zwar betrugen die Ab-
weichungen 13°, 14° und 16°. Unter Fortlassung dieser drei Werte errechnet
sich die mittlere Streuung in bezug auf die Deviationskurve für die normale
Lage des Strömungsmessers zu -- 5.8°, d.h. also, daß bei den Messungen in See
selbst bei einem um 3 m nach achteraus versetizten Strömungsmesser die MeB-
yenauigkeit noch ausreichend ist. Und dieses Ergebnis wurde für die 2 m-Tauch-
tiefe gefunden, in der die Deviation im Mittel am größten ist. . Bei größeren Tauch-
zefen wird man sehr wahrscheinlich mit geringeren Unterschieden rechnen dürfen,
HL Schlußbetrachtung,
Wenngleich die Sonderuntersuchungen nur einen ersten Schritt zur systema-
tischen Erforschung der Deviationserscheinung‘ darstellen, so haben sie doch
bereits grundlegende neue Erkenntnisse gezeitigt, die die bestehenden Anschau-
angen über die Brauchbarkeit magnetischer Strömungsmesser ändern werden,
Vor allem ist durch sie in Verbindung mit den Ergebnissen der umfangreichen
Deviationsuntersuchungen in den Jahren 1929 bis 1938 nachgewiesen worden,
daß der Bordabstand des Strömungsmessers ausschlaggebend für die gesamte
Deviationserscheinung ist. Befindet sich der Strömungsmesser in der Nähe oder
gar innerhalb der „gefährlichen Zone“, dann weisen die Ablenkungsbeträge große
Streuungen und starke Veränderlichkeit auf; So wird die Deviation in der Tat
zu einer launenhaften Erscheinung, wie Thorade sagte. In einem genügend
größen Bordabstand aber zeigt die Deviation eine überraschend große Beständig-
keit, die selbst bei einschneidenden Veränderungen am Meßschiff und am Strö-
mungsmesser bestehen bleibt. Mit dieser Feststellung dürfte die Brauchbar-
keit des magnetischen Strömungsmessers für die Verwendung im
{lachen Wasser nachgewiesen sein.
Es verbleibt nun noch, ein kurzes Wort über die weiteren Untersuchungen
zur Klärung der Deviationsfrage zu sagen. Zunächst wäre es wünschenswert,
wenn die in der vorliegenden Abhandlung mitgeteilten Ergebnisse durch Vor-
nahme systematischer Deviationsbeobachtungen auf anderen Meßschiffen nach-
geprüft würden. Wünschenswert ist weiterhin die Vornahme systematischer
Untersuchungen über die Deviationstiefe und über die günstigste Lage des Aus-
bringungsortes für den Strömungsmesser an Bord des Meßschiffes, Auch die
zyesamte theoretische Behandlung der Deviationserscheinung würde von großem
Nutzen sein, weil durch sie vielleicht einmal die Möglichkeit geschaffen werden
kann, die Größenbeträge der Deviation im voraus rechnerisch zu bestimmen, so
daß die immerhin kostspieligen und zeitraubenden Untersuchungen an Bord des
Meßschiffes auf ein Mindestmaß beschränkt werden können. Ist die Lage und
Stärke der Magnetpole des Meßschiffes durch Messung bzw. Rechnung ermittelt
worden, dann erscheint es nicht ausgeschlossen, die Deviationsuntersuchungen im
Laboratorium mit Hilfe von in richtiger Lage angebrachten Ersatzmagneten
durchzuführen und die Richtigkeit der erhaltenen Deviationsbeträge nur noch
durch Stichproben an Bord nachzuprüfen. Die in dieser Richtung kürzlich
begonnenen Versuche haben ergeben, daß diese Art der Deviationsbestimmung
durchaus nicht so abwegig ist, wie es anfangs scheinen könnte; Zeit- und Kosten-
ersparnis würden die großen Vorteile sein, die ein Gelingen dieser Versuche
erbringen würde.
Schrifttum,
i. Grein, Kı: Ein Hilfsmittel für direkte Strommessupgen in größeren Meerestiefen, — Bull. Int.
Oz6canogr., Monaco 1912,
2. Lüders, K.: Eichung des Richtungsanzeigers in einem Schwimmflügel für Strommessungen im
Tidengebiet. — Die Bautechnik, Heft 6 und 9, Berlin 1932.