174 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1940,
bislang in keinem Falle durch Messung nachgeprüft worden, ob die vermuteten
magnetischen Veränderungen des Schiffes tatsächlich eingetreten sind; man hat
nur rückläufig aus den Deviationsänderungen auf einen Wechsel des Schiffs-
magnetismus geschlossen. Die im Schrifttum bekanntgegebenen großen Verände-
rungen der Deviationsbeträge in kurzen Zeitspannen müssen folglich andere
Ursachen gehabt haben.
Ebensowenig wie der Wechsel der schiffsmagnetischen Eigenschaften der
„Ahne“ sich durch eine nennenswerte Anderung‘ der Deviationsbeträge bemerkbar
gemacht hat, haben auch der Wechsel im Aufhängungsort des Strömungsmessers
(im Jahre 1931) und des Meßgerätes selbst (im Jahre 1933) einen merkbaren
Einfluß ausgeübt, wie bereits oben festgestellt wurde. Dagegen ist e8 nicht aus-
geschlossen, daß die Unterschiede zwischen den Deviationswerten der verschie-
denen Untersuchungsreihen wenigstens teilweise auf Meßungenauigkeiten zurück-
zuführen sind. Nach den Erfahrungen an Bord erfordert die Parallelaufhängung
des Strömungsmessers zur Schiffsachse und die Beibehaltung dieser Lage während
des Drehens des Schiffes eine Zentimetergenaujgkeit, die vielleicht nicht immer
erreicht worden ist. Auch die mangelhafte Vorrichtung zur bifilaren Aufhängung
des Strömungsmessers, deren nachteiliger Einfluß bei der Deviationsbeobachtung
des Jahres 1929 deutlich in Abb. 13 in Erscheinung tritt, könnte die Unterschiede
mit verursacht haben,
Abschließend sei hier noch die Frage erörtert, inwieweit die Vornahme der
Deviationsbestimmungen im strömungsfreien Hafenbecken einen verfälschenden
Einfluß auf die beobachteten Ablenkungswerte ausüben kann, Im Hafenbecken
treten die Schiffsbewegungen (Gieren, Schlingern, Stampfen) in der Regel nicht
in so starkem Maße auf wie draußen auf See, Es könnte daher die Möglichkeit
bestehen, daß die im ruhigen Hafenbecken beobachteten Deviationswerte keine
rolle Gültigkeit mehr bei den in der freien See auftretenden Schiffsbewegungen
besitzen. Ganz abgesehen davon, daß die Untersuchungen im Hafenbecken teil-
weise bei stürmischem Wetter ausgeführt wurden, wobei das Meßschiff schlingerte
und gierte, haben auch die im Jadegebiet im strömenden Wasser ausgeführten
Deviationsbeobachtungen des Jahres 1929 durchaus befriedigende Meßergebnisse
geliefert. Das gegenüber den Beobachtungen im Hafen ungünstigere Ergebnis
(größere Streuwerte) ist aber nicht eine Folge der Schiffsbewegungen, vielmehr
war es bei den zeitweise starken Strömungen nicht möglich, den Strömungsmesser
parallel zum Schiff zu halten, Bei einer einwandfreieren bifilaren Aufhängung
würden auch jene Meßergebnisse zweifellos besser ausgefallen sein.
Aber noch ein anderer Gesichtspunkt spricht gegen die Annahme einer
nennenswerten Änderung der Ablenkungsbeträge durch die Schiffsbewegungen
im unruhigen Wasser, Im Laufe der Jahre sind in der Jade und im Nordsee-
gebiet mit der „Ahne“ über 55000 Richtungsmessungen ausgeführt worden.
Würden nur annähernd derartig große Deviationsänderungen, wie sie verschie
dentlich im Schrifttum genannt worden sind, durch die Schiffsbewegungen erzeugt
werden, dann müßte dieses wenigstens hin und wieder bei den zahlreichen
Richtungsmessungen sich bemerkbar gemacht haben. Beispielsweise müßte es
vorgekommen sein, daß in der Jade, wo die Richtung von Flut- und Ebbe-
strömung durch das Strombett festgelegt und damit angenähert bekannt ist,
mitunter eine unwahrscheinliche Strömungsrichtung durch den Strömungsmesser
angezeigt worden wäre, Dieses ist aber bisher in keinem einzigen Falle einge-
treten. Vielmehr konnte verschiedentlich das einwandfreie Arbeiten der magne-
tischen Richtungsangabe an Meßorten mit bekannter Strömungsrichtung nach-
geprüft und bestätigt werden. Es kann mit Sicherheit gesagt werden, daß bei
stürmischem Wetter die Meßergebnisse durch die starken Schiffsbewegungen weit
mehr verfälscht werden, indem der Strömungsmesser diese Bewegungen mitmacht
und anzeigt, als durch eine angenommene Veränderung der Deviation infolge
dieser Schiffsbewegungen,
Um nun aber eine Anschauung von der wirklichen Größe der durch die
Schiffsbewerungen verursachten Veränderung der Derviationswerte zu bekommen,