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Full text: 68, 1940

166 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1910, 
wenn man von einem völlig eisenfreien Fahrzeug oder Floß aus mit diesen 
beiden Geräten gleichzeitige Stromrichtungsmessungen vornehmen würde, erhielte 
man bei dem Vergleich der Richtungsangaben auch unter diesen Verhältnisssn 
noch beträchtliche „Streuwerte“. Dieses verschiedene Verhalten der beiden 
[nstrumente im strömenden Wasser erklärt gleichfalls die festgestellte eigenartige 
Zunahme der Streuwerte nach der Tiefe zu. Der schwere Pendelkörper des 
Jacobsen-Strommessers kann den schwachen Strömungsschwankungen in den 
größeren Tiefen nur in geringem Maße folgen, während der sich in jede Richtung 
schnell einstellende Ekman-Merz- Apparat diesen Strömungsschwankungen leicht 
nachkommen kann. 
Neben dieser scheinbaren starken Streuung der Deviationswerte kommt als 
weitere Ursache für das ungünstige Ergebnis der Deviationsbeobachtungen des 
Jahres 1924 noch der geringe Bordabstand des Strömungsmessers mit 1 m hinzu. 
Dieser Umstand soll hier nur erwähnt werden; über den Einfluß des Bordabstandes 
auf die Deviationsgröße wird später im Abschnitt IL ö ausführlicher berichtet 
werden, 
So endete also auch dieser letzte Versuch zur Klärung der Deviationsfrage 
mit einer Ablehnung der Kompaßströmungsmesser für flache Gewässer, Und 
diese Ablehnung wurde in der Folgezeit immer schärfer, besonders bezüglich 
der beträchtlichen und schnellen zeitlichen Veränderlichkeit der Deviation, die 
man festgestellt zu haben glaubte. Während L. Möller (1) im Jahro 1924 eine 
sennenswerte zeitliche Änderung der Deviationsbeträge innerhalb eines Jahres 
festgestellt hatte, ergaben die Auswertungen Thorades im Jahre 1928 (11) schon 
beträchtliche Größenunterschiede der Deviationswerte innerhalb einer Woche, 
und im Jahre 1932 endlich wurde durch Witting eine Anderung von 63° bereits 
im Laufe eines Tages beobachtet. Es ist daher verständlich, wenn Thorade 
einmal schreibt: „Man läuft also, kurz gesagt, Gefahr, vor lauter Deviationsbeob- 
achtungen nicht mehr zum Strommessen zu kommen.“ 
Dieses etwa war der Stand der Deviationsfrage, als Verfasser die Ergebnisse 
seiner ersten systematischen Deviationsbeobachtungen aus dem Jahre 1929 mit 
dem Ott-Schwimmflügel „Mulde“ bekanntgab (2). Diese Untersuchungen hatten 
gezeigt, daß die bei den Messungen im Jadegebiet gewonnenen Deviationswerte 
durchaus nicht eine so starke zeitliche Schwankung aufwiesen, wie sie bisher 
festgestellt worden war, Vielmehr hatte sich eine überraschend weitgehende 
Beständigkeit der beobachteten Ablenkungswerte ergeben. Auch in anderen 
Punkten bestätigten sich die ungünstigen Ergebnisse der bisher bekanntgegebenen 
Deviationsbeobachtungen nicht, So stellte sich beispielsweise hinsichtlich der 
Streuung der Deviationswerte heraus, daß trotz der mangelhaften Vorrichtung 
zur Parallelhaltung des Strömungsmessers zur Schiffsachse die Streuung der 
beobachteten Werte auffallend gering war. Insgesamt waren 848 Deviations- 
werte in den Tauchtiefen bis 11 m beobachtet worden. Hiervon sind bei der 
damaligen Bearbeitung nur 40 Werte (das sind etwa 5%) wegen zu großer 
Streuung {mehr als -- 10°) als nicht brauchbar ausgeschieden worden, Die 
mittlere Streuung der restlichen 808 Werte errechnete sich damals zu rund + 5°. 
Die Bekanntgabe dieser im Gegensatz zu allen bisherigen Erfahrungen 
stehenden Ergebnisse konnte natürlich nicht unwidersprochen bleiben. Es wäre 
jedoch wünschenswert gewesen, wenn das Ergebnis nicht nur kritisiert, sondern 
die Frage der Deviation nochmals einer Nachprüfung unterzogen worden wäre. 
Leider sind aber, soweit mir bekannt, neue Ergebnisse von Deriationsunter- 
suchungen seitdem nicht veröffentlicht worden, £o daß auch heute noch die 
Ansicht verbreitet ist, der Kompaßströmungsmesser sei für Strömungsmessungen 
'n der Flachsee von eisernen Schiffen aus unbrauchbar, weil durch die nicht 
bestimmbare Ablenkung der Magnetnadel die Richtungsangaben verfälscht würden. 
Daß diese Anschauung aber durchaus keine allgemeine Gültigkeit besitzt, haben 
die vom Verfasser seit dem Jahre 1929 ausgeführten systematischen Deviations- 
beobachtungen, über die im folgenden berichtet werden soll, einwandfrei ergeben. 
Das im Laufe der vergangenen 10 Jahre gewonnene Beobachtungsmaterial hat 
sicht nur die günstigen Ergebnisse der Deviationsuntersuchungen des Jahres
	        
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