162 Annalen der Hydrographie und Maritinen Meteorologie, Mai 1940,
Pankten eines Paares vollzieht sich der Übergang vom Land- zum Meertypus
in Form einer Phasenverfrühung, nördlich und südlich davon umgekehrt phasen-
verspätend.
Deutung. In erster Annäherung bietet sich somit im ganzen das Bild von
stehenden Schwingungen mit Jahresperiode, einerseits zwischen den beiden Hemi-
sphären, andrerseits zwischen Land und Meer. Außer dem bereits bekannten,
im Jahresrhythmus erfolgenden Pendeln der Luftmassen zwischen Sommer- und
Winter-Halbkugel, das überall im Januar und im Juli seine Richtung umkehrt,
wird daraus die Monsuntendenz offenkundig, die über allen größeren Festländern
und Meeren besteht. Dabei wollen. wir, ungeachtet der in leizter Zeit wieder-
holt zu diesem Thema angestellten Erörterungen, den Terminus „Monsun“ schlecht-
hin auf alle Strömungserscheinungen. anwenden, bei denen die unmittelbar be-
wegungserzeugenden Kräfte der Druckverteilung im Sinne eines, wenn auch bloß
zusätzlichen jahresperiodischen Luftaustausches zwischen Kontinent und Meer
wirken, mit Seewinden im Sommerhalbjahr, Landwinden im Winter, Es ist damit
letztlich dasselbe gemeint, wie wenn wir in bildhafter Weise vom „Atmen der
Kontinente“ sprechen. Für einen so verstandenen Monsun bleibt dann als
Kriterium lediglich bestehen. ein. Pulsieren des Luftdruckes über Land und Meer
mit gleicher (Jahres-) Periode, aber entgegengesetzter Phase, d, i eine stehende
Druckwelle mit einer ungefähr dem Küstenverlauf folgenden Knotenlinie und
zwei Schwingungsbäuchen, einem über dem Landinneren, dem anderen. über dem
offenen Meer. Die dadurch eingeleiteten Monsun- oder monsunartigen Strömungen
sind dabei wohl zweifellos als Zirkulationen aufzufassen. (Näheres hierüber in
dem im Druck befindlichen III, Teil des „Klimas der freien Atmosphäre über USA“)
Ob es zur Ausbildung eines eigentlichen Monsunwindsystems im Sinne
von Conrad (ı) kommt (ausgesprochener jahreszeitlicher Richtungswechsel und
Erfüllung des „Gleichsinnigkeitskriteriums“) oder ob sich die Monsuntendenz
nur in einer mehr oder weniger olfenkundigen Modifikation von Richtung und
Stärke — oder nur einer von beiden — der allgemeinen Luftströmung mit allen
Begleiterscheinungen der Witterung ausdrückt, das hängt naturgemäß von einer
ganzen Reihe von Umständen ab, Ohne mich hier auf eine speziellere Erörterung
dieses Themas einlassen zu wollen, mag nur die recht plausible Auffassung er-
wähnt sein, daß ein echter Monsun sich vor allem in Gebieten mit kleinen all-
gemeinen. Druckgradienten entwickeln dürfte (Bsp.: Indien); dort, wo schon im
Mittel die Lultströmung‘ sehr stark ist, wie etwa in den Westwindzonen, mag
dagegen vielleicht das Entscheidende der horizontale Gradient der Jahres-
schwankung des Luftdrucks sein: wo dieser sehr groß ist, kann es sogar trotz
relativ großen mittleren Drüuckgefälles zu einem regelmäßigen halbjährlichen
Richtungsumschlag des Windes um ungefähr 180° kommen (Bsp.: Ostasien). Da-
neben scheint aber auch das Vorhandensein eines Gebirges nicht ohne Bedeutung
zu sein, wie — außer Indien -— das Beispiel der kalifornischen Küste zeigt, Wo
es bei den großen Kontinenten der gemäßigten Breiten dagegen nicht zur Ent-
stehung eines Monsuns im engeren Sinne kommt, dort wird die aus dem ganz-
jährigen Druckgang folgende Monsuntendenz eine gegensinnige Veränderung der
Intensität der allgemeinen Westdrift an der West- und Ostseite des Festlandes
bewirken: Im Sommer stärkere Westwinde an der pazifischen Küste Nord-
amerikas und an der atlantischen Eurasiens, schwächere an der amerikanischen
Atlantik- and eurasiatischen Pazifikküste als Folge des zusätzlichen Einströmens
von Meeresiuft ins Landinnere; im Winter gilt wegen des hinzukommenden Aus-
fließens der Festlandsluft das Umgekehrte, also Verstärkung der Westwinde an
der Ostseite der Festländer gegenüber dem Westen derselben. Hindernisse in
Form von Bodenerhebungen mögen dabei ihren modifizierenden Einfluß ausüben.
Nicht überall sind längs der Küsten „Knotenlinien“ vorhanden, verschiedenen-
arts rücken vielmehr die Isophasen etwas auseinander, wobei aber daran zu @r-
innern ist, daß über die Zwischenräume nicht, wie man vielleicht von anderen Iso-
plethendarstellungen. her zu tun gewohnt ist, linear interpoliert werden darf; da-
durch ergibt sich aber eine weitere Annäherung an das idealisierte Bild von rein
stehenden Druckwellen, Immerhin bleiben noch Resterseheinungen bestehen, die