KG
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1940,
Die ganzjährige Periode des Luftdrucks auf der Nordhalbkugel,
Von E. Ekhart, Tonsbruck,
(Hierzu Tafel 9 mit 2 Abbildungen}
Zusammenfassung: Es werden die Felder der Amplitude und der Phase des ganzjährigen Gliedes
des Luftdruckganges auf der Nordhalbkugel behandelt, Die Kartendarstellungen zeigen die für den
interhemisphärisehen und den zwischen Land und Meer infolge der ungleichen Erwärmung sich ein-
stellenden jahresperiodischen Luftaustausch wirksame Druckrverteilung mit wünschensweiter uLd für
meteorologische Verhältnisse gerademn idealer Klarheit und Einfachheit,
Bei der Beschäftigung mit der Jahresschwankung des Luftdrucks im der
unteren Troposphäre über Nordamerika, worüber demnächst im II Teil meines
Aeroklimas der USA, (1) berichtet wird, stieß ich auf eine eigentlich nicht ganz
verständliche Lücke In der Literatur: Bis heute besitzen wir noch keine welt.
weite Darstellung der ganzjährigen Luftdruckwelle auf der Erde, wogegen z. B.
das halbjährige Glied des Druckganges durch die Untersuchungen von F. Reuter
(*) schon eingehendst behandelt worden ist,
An diesem Mangel mag wielleicht ein zewisses Vorurleil mit Schuld sein,
das aus der Achtung vor der Autorität eines Hann entspringt: In dessen Lehr-
buch wird in dem — übrigens unverändert in die neueste Auflage übernommenen
— Abschnitt über den jährlichen Verlauf des Luftdrucks (s, S, 259} u. a, resü-
miert, es habe wegen der Vielgestaltigkeit des Barometerganges „kein Interesse,
suf die Mannigfaltigkeiten näher einzugehen“. Mag sein, daß bei Betrachtung
kleinerer Gebiete, namentlich im Grenzbereich zwischen Land und Meer, wo sich
die Phase sehr rasch ändert, die Verhältnisse kompliziert erscheinen; auch Hanns
Vorurteil mag vielleicht daher rühren, daß er die Verhältnisse in West- und
Süd-Europa vor Augen hatte. Das Bild gewinnt aber, wie wir sehen werden,
ein ganz anderes, und zwar durchaus klares und einfaches Aussehen bei einer
großräumigen Behandlung des jährlichen Luftdruckganges,
Hann hat ferner, wie erst kürzlich wieder Conrad (14) hervorhob, bewußt
auf die Anwendung der sonst von ihm so bevorzugten harmonischen Analyse auf
den Jahresgang des Druckes verzichtet mit dem Bemerken, daß sie „im vor-
liegenden. Falle von keinem Nutzen sein kann“ (z, 5. 53), Nun hat aber erst
unlängst Conrad (1. €) bei der Untersuchung des Höheneinflusses auf die Jahres-
schwankung des Luftdrucks diese Meinung mit gutem Grunde und bestem Er-
folg zu widerlegen vermoöcht, desgleichen hat, wie gesagt, früher schon Reuter
die Existenz der Halbjahreswelle des Druckes in den Tropen und Ektropen —
als wenigstens formal zu Recht bestehendes Ergebnis — nachweisen können.
Es besteht somit kein vernünftiger Grund, an der physikalischen Realität
der ganzjährigen Periode des in Teilwellen zerlegten Luftdruckganges zu zweifeln,
gar wenn man sich ihre Folgeerscheinungen vor Augen hält: Die Monsun- und
möonsunartigen Windsysteme, die jahreszeitlichen Land-Seewinde, ebenso wie die
Jahresschwankungen der allgemeinen Zirkulation stellen 80 offenkundige Beweise
für die Existenz einer ganzjährigen Druckwelle dar, daß eine nähere Betrachtung
derselben wohl berechtigt erscheint, In dieser Überzeugung wurde ich durch im
Rahmen der genannten Amerika-Arbeit durchgeführte Vorversuche vollends be-
stärkt und es lag nahe, die dabei gewonnenen Ergebnisse durch eine weltweite
Betrachtung auf ihre Allgemeingültigkeit hin zu prüfen, Dieser Zielsetzung ent-
aprangen die nachfolgenden Darstellungen.
Grundsätzliche Neuentdeckungen waren dabei freilich von vornherein nicht
zu erwarten; denn daß der Luftdruck über Land im Sommer relatir tief, im
Winter hoch ist und über dem Meere entgegengesetzte Verhältnisse herrschen,
ist eine altbekannte Erkenntnis. Daß aber eine so einfache Beziehung der ganz-
jährigen Druckwelle zur geographischen Lage auf der ganzen Erde bestehe, wie
es sich in überzeugender Weise herausstellen wird, darf als eine in diesem Aus-
maße wohl unverhoffte Überraschung bezeichnet werden.
In Anbetracht des von Conrad ‚nachgewiesenen systematischen Höhen-
effektes des ersten Gliedes der Fourier-Reihe des jährlichen Druckganges war
es geboten, entweder nur Stationen gleichen Höhenniveaus zu betrachten, oder,
da diese Forderung naturgemäß eine allzu starke Beschränkung des Umfanges