122 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1940.
zeigen die anschließenden Strömungslinien des Nordäquatorialstromes diese
Biegung. Im Februar reicht der Südäquatorialstrom über dem Nordabhang
des Rückens nur bis 2° oder 3° N, 30° W; nordwärts anschließend überqueren
bereits die südlichsten Stromfäden des Nordäquatorialstromes den Rücken, der
hier vorübergehend etwas nach Norden umbiegt, annähernd senkrecht, und von
7° oder 8° N bis etwa 11° N scheint der Nordäquatorialstrom z. T. vom Nord-
abhang des Rückens geleitet zu werden. Ganz ähnlich ist das Bild im März,
auch im April und Mai und — abgeschwächt — noch im Juni (zwischen 8°
und 10° N). Weiter südlich erstreckt sich in diesem Monat der Gegenstrom
bereits bis über die Mitte des Rückens, um dann von Juli bis Oktober den
Raum bis etwa 10° N, im August bis nahe an 12° N, einzunehmen. Im November
und Dezember ergibt sich wieder grundsätzlich dasselbe Bild wie im Januar:
weites Nordwärtsausgreifen der nördlichen Stromfäden des Südäquatorialstromes
entlang dem Nordabhang des Rückens und um den westlichen Gegenstrom
herum und Anschluß des Nordäquatorialstromes an diese Bewegung‘).
Die nördlicheren Strömungslinien des Nordäquatorialstromes haben in den
sieben Monaten Januar bis Juni und August ihren weitesten — den Strömungs-
yerlauf weiter im Süden wiederholenden — Ausschlag nach Norden ziemlich
genau über dem Mittelatlantischen Rücken, der zwischen 13° und 25° N von
Süden nach Norden verläuft. In den übrigen fünf Monaten erfolgt dieser wei-
teste Ausschlag nach Norden mehr oder minder deutlich bereits Östlich des
Rückens. Dies wird m. E. in den Sommermonaten mit durch den Gegenstrom ver-
ursacht. Er bewirkt als bewegliches Hindernis schon östlich des Rückens Stauungen
im Nordäquatorialstrom; die hierfür erforderliche Kompaktheit wird man ihm
nach der Sverdrup-Defantschen Deutung seiner Natur beimessen können.
Das Ausschwenken des Nordäquatorialstromes (und zeitweise des Südäqua-
torialstromes) wäre also wesentlich bedingt durch die Leitung der Stromfäden
an dem von Ostsüdost nach Westnordwest verlaufenden Teil des Mittelatlantischen
Rückens, zu der in einer Reihe von Monaten die Störung durch den Gegenstrom
tritt, Das Rückschwenken auf Westsüdwestrichtung erklärt sich dann durch
einfachste Kontinuitätsüberlegungen. Es sei hier, so fernliegend das zunächst
erscheinen mag, an Ergebnisse aus den umfangreichen Treibkörperversuchen
erinnert, die Br. Schulz vor der flandrischen Küste — also in sehr flachem
Wasser — veranstaltet hat?), Treibkörper, die im Verlauf einer Ebbstromperiode
über eine langgestreckte Bank hinwegversetzt wurden, hatten eine Bahn, deren
Ablenkung über der Bank dem Verlauf unserer Strömungslinien über dem Mittel-
atlantischen Rücken in den sieben zuerst besprochenen Monaten durchaus ähnelt.
(S. 27 ff, und Taf. 3, Treibkörper C, D, K, S, U) — Man könnte in allen diesen
Beispielen — auch für die restlichen fünf Monate unserer Karten — an ein
Prinzip analog dem von Fermat denken, daß der Weg eines Wasserteilchens
von einem Punkte zum andern stets so verläuft, daß zu diesem Wege eine mög-
lichst kurze Zeit gebraucht wird. Bei den Treibkörpern wurde in der Tat über
dem Hindernis eine deutliche Verringerung der Geschwindigkeit festgestellt;
vielleicht ist es nach Bereitstellung des gesamten Materials an Versetzungen
auch möglich, in dem in Rede stehenden atlantisehen Gebiet feinere Geschwindig-
keitsunterschiede herauszuarbeiten, (Die Geschwindigkeit eines Tiefenstromes
nach Ekman — im Hinblick auf die gleich folgenden Ausführungen sei das
bemerkt — wird über gewelltem Meeresboden im ganzen herabgesetzt. Vgl.
Arkiy för Matematik, S, 61, auch S, 29.)
Natürlich legt der bogige Strömungslinienverlauf über dem süd-nordwärts
verlaufenden Teil des Mittelatlantischen Rückens auch wieder den Gedanken
an Y. W, Ekmans schon oben herangezogenes Problem des Tiefenstroms bzw.
Elementarstroms über wellblechförmigen Meeresboden nahe*), Wesentliche äußere
') Das weite Ausholen des Südäquatorialstromes nach Norden ist bis 40° W (dem westlichen
Rand der Wendlerschen Karten) auch dort im Januar und Dezember festzustellen, Die November-
karte ist dort wegen Mangels an Beobachtungen weiß, — ?) Br. Schulz, Beiträge z. Kenntnis d.
Gezeiten 2. d, flandr. Küste usw. Arch. d. Disch. Seewarte, 47, Nr. 2, Hamburg 1925, — % Vgl, biermit
auch den — aus den Isothermen und Isohalinen der Oberfläche erschlossenen — Verlauf der Strömungs-
linien über den Rerkjanes-Rücken auf G. Böhneckes Karte, Ann. d. Hrdr., 59, 1931. Taf, 32. Abb. 6.