100 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1940.
nicht immer fällt der physiognoömische Rand der kontinentalen Luft mit dem
Küstensaum zusammen, vielmehr macht sich das Eismeer nicht selten auch weiter
landeinwärts bemerkbar, ohne daß über dem Innern Lapplands davon etwas zu
spüren wäre. Davon im folgenden.
Eismeeornebel, Die Luftmassen über dem Eismeer sind im Sommer recht kühl,
verglichen mit festJjändischen. Es genügt ein geringer barischer Gradient zum
Festlande hin, um sie weiter ins Landinnere gelangen zu lassen, ohne daß die
Sonne in der Lage wäre, ihre Eigenschaften bei raschem Vordringen ebenso rasch
umzuwandeln, So ziehen mit der Eismeerluft niedrig liegende Nebelschwaden,
ohne besondere Öberwolken, nach Süden, Sie hüllen die niedrigen Küstenfjälle ein
und mindern die Sonneneinstrahlung herab. Aus angenehm warmer Sonnenwilte-
rung gelangt man plötzlich in rauhe, feuchte, schattige Luft, die einen frösteln
Jäßt, Wir beobachteten das Vordringen vom Siebruoaivi (273 m} nördlich von
Liinahamari aus, Zunächst waren die Nebelschwaden wie eine abgehobene Bank
draußen. auf dem Eismeer zu sehen (Abb. 10); nur einzelne Fetzen erreichten das
Land, dann lösten sie sieh auf, Mit sinkender Nachmittagssonne drangen sie
immer weiter vor, Kilometer für Kilometer, die Lücken mit Sonnenschein wurden
spärlicher, und die Gipfel tauchten tiefer in das Nebelgrau (Abb. 11). Wie eine Fata
Morgana leuchtete hin und wieder im Norden eine besonnte Halbinsel aus dem
Nebelmeer, Ein direktes Nässen war mit den ersten Nebeln noch nicht verbunden,
stellte sich aber am folgenden Tage ein, als die Nebeldecke hartnäckig blieb und
sich nachmittags noch mehr verstärkte, Anfangs war nach dem Binnenlande zu
deutlich die Hebung der Nebelschicht erkennbar, die dort das Land freigab und
sogar aufhellte. Die Temperatur sank innerhalb der nebligen Luftströmung vom
Eismeer her auf Werte knapp unter 10° in den Mittagstunden, so daß in Liinaha-
mari die Räume geheizt wurden,
Am 25, YIL verließen wir Lilinahamariı während derselben, immer noch an-
haltendern Nebelsituation, Während der Autorückfahrt nach Rovaniemi könnte
Schritt für Schritt beobachtet werden, wie die niedrige Nebelschicht sich mehr
und mehr hob und gleichzeitig auflöste, Diese Auflösung ging derart vonstatten,
daß die Sonnenlücken größer wurden und die restlichen Wolken nicht mehr die
Form von. verschwommenen Nebelschwaden, sondern von „harmlosen“ Schön-
wettereumuli mit geringer Quellkuppe annahmen. Schon in der Nähe des Kraft
werkes Jäniskoski, also südlich der Stelle, wo die norwegische Grenze an den
Paatsjoki herantritt, waren nur mehr am nördlichen Himmelsteil einige perspek-
tivisch stark abgeflachte Wolkenstreifen zu sehen, Wir befanden uns bereits
vollkommen im Bereiche voller Insolationswirkung, obwohl die nördliche Luft-
Strömung unverändert bestand.
Aus den vorstehenden Witterungsschilderungen geht die Beteiligung ver-
schiedener Luftmassen am Kollektivklima Lapplands hervor. Von diesen seien
vor allem die folgenden genannt: maritime milde Meeresluft, subtropischkontinen-
tale Warmluft, Örtliche Kontinentalluft, maritime Polarluft, frische maritime Arktis-
Juft. Diese Bestandteile können zu verschiedener Wirkung gelangen, die im
einzelnen durch die Einflüsse der Luftdruckgebilde dirigiert wird. So bewirkt
ein Hochdruckgebiet über Zentrallappland einen ganz anderen Kontinentalitäts-
charakter als geringerer Druck oder gar die Vorfrontalzone eines atlantischen
Tiefs, Die Sonneneinstrahlung und die Eigenschaften der Erdoberfläche bleiben
unverändert, aber die Luftdrucktendenzen sind die Regulatoren, gewissermaßen
die Filter, Die Örographie zwingt ihrerseits zu. Besonderheiten im Luftkörper-
erscheinungsbild, die ebenfalls von den Luftströmungen und damit von der Lage
der Luftdruckgebilde abhängig sind. Im Durehschnitt scheint luftmassenmäßig
der lokal bedingte Kontinentalitätscharakter im Sommer vorzuwiegen gegenüber
dem Ursprungscharakter herantransportierter Luftkörper anderer Klimate, Im
Winter ist es ähnlich, nur mit umgekehrtem Vorzeichen der Temperatur USW.
lediglich das Frühjahr wird durch die ortefremden Eigenschaften frischer Arkltis-
luft beherrscht