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Full text: 68, 1940

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1940. 
Gewitter sind in Lappland nicht so selten, wie man meinen möchte, Wie wir 
bereits gesehen haben, gibt es reguläre Frontalgewitter, allerdings unterstützt 
durch starke Konvektion in dem feuchten und von der Sonne fast 24 Stunden 
beschienenen Gelände, Im Saariselkä konnten wir Mitte Juli 1939 bei südlichen 
schwachen Winden täglich gegen Nachmittag und Abend die Bildung von Ge- 
witterpfropfen beobachten (Abb, 6), die allerdings vorzugsweise im Gebirge 
steckenblieben und das Vorland nur randlich berührten. Gewitter gehören im 
Sommer Lapplands zu den regelmäßigen und in ihrer Auswirkung recht bedeut- 
samen Erscheinungen, Die ausgedehnten Waldbrände in Lappland sind fast aus- 
schließlich durch Zündung infolge Blitzschlag entstanden, Das ist direkt nach- 
weisbar durch die Beobachtungen der an hervorstehenden Geländepunkten 
stationierten Forstbrandwächter, die meteorologische Hilfsbeobachtungen machen 
und gleichzeitig nach etwaigen Waldfeuern ausschauen, Insbesondere sind kurze 
Gewitter, die zwar nicht sehr intensiv sind und wenig Regen bringen, am ge- 
fährlichsten; denn ein einziger Blitzschlag genügt oft für die Inbrandsetzung 
des Waldes, und bei ausbleibendem Regen in solchen schwachen Gewittern breitet 
sich das Feuer in dem menschenleeren Lande rasch aus, insbesondere auf 
trocknen, sandigen Stellen. Die Spuren früherer Waldbrände sind allenthalben 
zu beobachten als verkohlte Stümpfe, angesengte noch lebende Althölzer oder 
noch nicht wieder voll entwickelte Kräutervegetation, Durch Anlage von Forst- 
wegen soll die Bekämpfung der Brände erleichtert werden, 
Lokale Wärmegewitter sind in Lappland durch die starke Feuchtigkeit in 
der Bodenkrume sowie durch die im Sommer stark verlängerte Insolation. be- 
günstigt. Sie führen auch mitunter zu starken Regengüssen, die den größeren 
Teil der Niederschlagsmenge des Sommers ausmachen. Solche Konvektionsnieder- 
schläge beginnen in den Mittagsstunden aufzutreten, wegen der früher einsetzen- 
den Insolation am Morgen und der gleichzeitig verminderten nächtlichen Stabi- 
lisation der Luftmassen eher etwas früher als bei uns. Derartige intensive Güsse, 
die keinen einheitlichen Wolkenzug aufwiesen, beobachteten wir bei gleichzeitigem 
Ferngewitter im Saariselkävorland, Ihre Wirkung war lokal sehr verschieden, 
Der Guß berührte vom Gebirge her nur randlich das Vorland, Hier währte er 
immerhin noch etwa !/, Stunde bei dichtem, großtropfigem und senkrecht her- 
niedergehendem Schlagregen, 
Kombiniert sich die Konvektionswirkung im Sommer mit zyklonalen Störungen, 
die feuchtmaritime Luft herantransportieren (vgl. Abb. 7), dann können sich Un- 
wetter herausbilden, deren Wirkung ungeheuer sein kann. Eine solche Wetter- 
lage war Ende Juli gegeben, als wir das Kirchdorf Salla in Richtung Rovaniemi 
verließen, Am Tage zuvor waren nach heißem, schwülem Wetter (+ 31° im 
schattigen Eisenbahnabteil bei Kemijärvi wenige Kilometer nördlich des Polar- 
kreises!!} schon einige schwach aus SW heranziehende Gewitter zu beobachten 
gewesen, die einzelne heftige Schauer auslösten, Am Haupttage verstärkte sich 
die Schauerbildung zu fast zusammenhängenden, in der Intensität ungemein 
schwankenden Güssen ohne elektrische Entladungen, Die Temperatur war dabei 
normal, jedenfalls nicht sonderlich niedrig, Ganz selten drang die Sonne durch 
schweres, dunkles Haufengewölk, das ziemlich rasch aus SW heranzog. Das 
Kondensationsniveau lag jedoch nicht so tief wie bei lang anhaltendem Landregen, 
den wir zuror beschrieben. Zeitweise wurden derartige Wassermassen vom Himmel 
herabgeschüttet, daß es dem Autofahrer unmöglich war, auch nur die nächsten 
10 m der Straße zu erkennen. Ströme von Wasser fluteten durch die Fahrtrinnen 
auf dem Damm, in den Vertiefungen staute sich das schlammführende Wasser, 
Einrisse im Fahrdamm entstanden in kurzer Zeit, Der Unterschied zwischen 
dem dicht bewachsenen Boden, der auch diese Güsse fast restlos aufzusaugen ver- 
mochte und langsam abgab, und dem freien sandigen oder kiesigen Boden war 
deutlich; letzterer unterlag intensiver Abspülung. Eine Abkühlung war auch 
mit den heftigsten Güssen dieses Vormittags nicht verbunden, Lediglich deutete 
die Bewölkung gegen Abend in Rovaniemi, wie schon erwähnt, auf eine Beruhi- 
gung hin, die sich aber trotz der voraufgegangenen Unwetter als trügerisch 
erwies, wie der tags darauf folgende ausgedehnte Landregen bewies, Da ein
	        
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