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Full text: 68, 1940

Blüthgen, J.: Sommerwettertypen in Lappland. 
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und eiskalte Regengüsse angetroffen, der Wind war außerordentlich steif und 
böig. Die Temperatur betrug hier am Tage nur -4- 4° (mit Schleuderthermo- 
meter gemessen), Im Westen waren die höheren Gipfelflächen bereits mit einer 
Neuschneelage bezogen, die sich als „Zebraschnee“ gegen die großen Altschnee- 
flecken deutlich abhob., Der Neuschnee blieb bis etwa 1200 m herab liegen. Die 
Niederschläge waren durchweg mit mächtigem Cumulusgewölk verbunden, dessen 
untere Schwaden die Fjälle einhüllten, — Am anderen Morgen, am 21. VL, 
leuchtete der Neuschnee der höheren Berge weit herüber, Der neuerliche, diesmal 
erfolgreiche Aufstieg zum Gipfel des Peljekaise vollzog sich ebenfalls in typischem 
Rückseitenwetter. Die Sonne schien nur in einzelnen Pausen und beleuchtete im 
Westen stehende Haufenwolken, aus denen schon von fern die Niederschlags- 
schwaden die Sicht örtlich stark verhängten, Auf dem 1134 m hohen Gipfel stellten 
sich heftige Graupel- und Schneeschauer ein bei + 1°. Der Schnee blieb hier nicht 
liegen und wurde auch während des Schauers ohne direkte Sonneneinwirkung 
auf dem noch wärmeren Gestein, das aus grobem, frostgesprengtem Blockschutt 
bestand, geschmolzen. Nur bei heftigstem Gestöber sammelte sich bei dem 
herrschenden Sturm in Vertiefungen ein wenig Schnee an. Anfangs fielen 
bereifte Graupeln von trockener Beschaffenheit, die gegen Ende des Schauers 
in größere Schneeflocken übergingen, die ebenfalls nicht naß waren, also aus 
nahe liegenden frostkalten Luftschichten stammen mußten, Wenig unterhalb des 
Gipfels konnte die Wassertemperatur einer Quelle mit -}-3° gemessen werden, 
Das weitere Vordringen in die Fjälle hinein geschah bei stürmischem Nord- 
westwind, der auf dem zwar schmalen, aber in der Windrichtung liegenden 
Glintsee des Sädvajaure kräftigen Wellenschlag erzeugte, Trotz der umgebenden 
höheren Bergkulissen konnte der stürmische Nordwest sich in dem der Wind- 
richtung parallelen Seeeinschnitt voll auswirken. Jetzt waren auch außer den 
Haufenwolken mehrfach Cirrusschirme zu sehen. Ein Aufstieg auf Tjidtjaktuoddar 
(1579 m) von Vuoggatjälme aus an der Stelle, wo der Polarkreis die norwegische 
Grenze schneidet, brachte uns in den Bereich des Neuschnees hinein, der hier 
auf dem Gipfel mittags bei —1° und heftigem Nordwest liegenblieb und 
zusammen mit den Altschneeresten, die namentlich in Nordexposition lagen, eine 
regelrechte Decke bildete, Die Oberfläche war verharscht, da die Wirkung der 
Sonne nicht ausblieb, Der Neuschnee reichte an diesem Tage bis 1200 m herab. 
Graupeln waren an der Neuzufuhr in einzelnen Schauern beteiligt. 
Die frühzeitige Abkühlung bei Polarluftzufuhr in Lappland ist nichts Außer- 
gewöhnliches. Auch in südlicheren Gegenden konnte ich sie beobachten, so zZ. B. 
1933 zur gleichen Zeit in der Sylfjällgruppe in Jämtland, die ebenfalls nach 
einem Rückseitenwetter bis 1200 m herab eingeschneit war, Sie ist in Verbindung 
zu bringen mit den ersten Ausbrüchen der im Folargebiet schon wieder in Neu- 
bildung begriffenen arktischen Kaltluft, Diese wird zwar über der Meeresober- 
fläche noch kräftig erwärmt, so daß sie in Norwegen mit keineswegs besonders 
tiefen Temperaturen eintrifft, aber ihr Höhengradient der Temperatur ist groß, 
wie sich aus den mitgeteilten Beobachtungen auch ergibt, und die Diathermansie 
begünstigt die nächtliche Abkühlung sehr. Wir können diesen Witterungstyp, So 
verheerend er auch für die Kulturen werden kann durch Frühfrost, deswegen 
aber noch nicht als herbstlich bezeichnen, denn er ist eine dem Sommer Lapp- 
lands angehörige Erscheinung, die mit nur geringem Zwischenraum auf die letzten 
Nachzügler im Juni/Juli folgt. Außerdem verschwinden diese Vorläufer der kalten 
Jahreszeit, oder besser gesagt, die Sendboten des arktischen Klimas nach ihrem 
ersten Auftreten oft für noch viele Wochen, Hiervon soll das nächste Beispiel 
berichten. 
Kontinentale Südostströmungen, Es dauert oft bis in den späten September 
hinein, bis nach verfrühten Augustfrösten wieder einmal Frost auftritt. Die 
milde und im Temperaturgang sehr ausgeglichene Zeit der festländischen Luft- 
zufuhr aus Südosten könnte der Vegetation und den Kulturpflanzen noch zugute 
kommen, wenn nicht die vorher geschilderten Augustfröste schon die Entwick- 
lung abgestoppt hätten. Das Anhalten einer kontinentalen. milden Luftzufuhr 
konnte ieh 1938 in Abisko beobachten, und zwar fast während drei Wochen, Der
	        
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