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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1940.
Wichita im Staate Kansas USA. fielen!), Neben Hagel der gewöhnlichen Art,
der als Schmelzprodukt mit Regen untermischt war, gab es strichweise sehr
große Steine mit Durchmesser bis 51 mm und Gewicht bis 156 g. „Natürlich
waren solcher großen Hagelsteine, auch solcher, deren Durchmesser I engl. Zoll
betrug, verhältnismäßig wenige“. In ihrem Aufbau zeigten sie eine Merkwürdig-
keit, die Rückschlüsse auf ihre Entstehung ganz im Sinne der hier vorgetragenen
Ansicht erlauben. „Diese Art von Hagelsteinen bestand fast ausschließlich aus
Schnee in Klumpen und Flocken, während die dazisischenliegenden Schichten nur aus
sehr dünnem Eis waren.“ „Einen anderen großen Hagelstein fand Herr H.J. Ellis,
er maß 7,75 engt. Zoll (200 mm) im Umfang und wog 118 g. Er bestand ab-
wechselnd. aus Schnee- und Kisschichten.“ Diese Hagelsteine haben sich bei der
abwechselnden Auf- und Abbewegung um die Nullgradfläche herum offenbar viel
länger in den unterkühlten Wolkenschichten oberhalb der Nullgradfläche auf-
gehalten als unterhalb. Daher wurden ihre graupel- oder schneeartig durch-
gebildeten Teile so stark, die Eisschichten dagegen so dünn ausgebildet,
Schließlich sei noch auf einen Hagelschlag am 21. April 1929 nachmittags
in Kentucky, Illinois und Lonisiana hingewiesen?), Neben großen Mengen kleinerer
Hagelkörner von Erbsengröße fielen in Jeffersonville große Hagelsteine von
5 bis 5.5 cm Durchmesser in Abständen bis zw 1 m, die aus konzentrischen
Schichten von Eis und Schnee rein weißer Farbe bestanden, Auch im nordöst-
lichen Teil von Louisiana fielen sehr große Hagelkörner (10x10 X 15 cm), aber
spärlich, „Der geringe Schaden ist darauf zurückzuführen, daß die Steine nicht
annähernd. so zahlreich fielen wie bei einem. gewöhnlichen Hagelweiter“, Soviel
zur Erhaltung großer Hagelsteine beim Fall durch trockene, klare Luft. Bei
genauerer Durchsicht des Schrifttums dürften sich die Beispiele noch stark ver-
mehren lassen,
Daß Ablagerung von Wolken- oder Niederschlagströpfchen von über 0° in
den tieferen Schichten nicht mehr wesentlich zum Hagelwachstum, sondern eher
zu seinem Abbau beitragen, wird auch unmittelbar durch Beobachtungen an
vereisten Flugzeugen bestätigt. Die Vereisung der Flugzeuge entspricht in hohem
Maße der Eigenbildung von Eis in Gestalt von Hagel in der freien Atmosphäre.
Die für die hier vorliegende Frage unwesentlichen Unterschiede bestehen darin,
daß bei der Flugzeugvereisung ein Fremdkörper mit sehr großer Geschwindigkeit
waagerecht durch eine ziemlich gleichartige unterkühlte Wolkenschicht bewegt
wird, während die Hagelbildung durch eine viel langsamere senkrechte Fall-
bewegung in aufsteigender Wolkenluft zustande kommt, Bei zahlreichen Flügen
mit Vereisung an der Wetterfugstelle Breslau und der Aerodynamischen Ver-
suchsanstalt Göttingen habe ich ausnahmslos beobachtet, daß selbst dicke Eis-
ansätze nicht weiter wuchsen, sobald Wolkenschichten über 0° aufgesucht wurden,
Im Gegenteil verschwanden leichte Eisschichten, etwa an den Sichtscheiben, dann
fast ebenso rasch wieder, wie sie vorher entstanden waren. In der Regel bleibt
ein Eisansatz nur dann im Abstieg bis zur Landung erhalten, wenn man in
ungesättigter Luft außerhalb der Wolken heruntergeht,
Es kann demnach als erwiesen gelten, daß die Zone unterhalb der Nullgrad-
fläche mehr oder weniger hagelauflösend wirkt, je nach Temperatur, relativer
Luftfeuchtigkeit (besser Sättigungsunterschuß) und vertikaler Luftbewegung, Diese
Feststellung ist zugleich die notwendige und hinreichende Grundlage zum YVer-
ständnis der Hagelverteilung in Abhängigkeit von der Bodenform.
Sie engt jedoch den Weg der Hagelkörner, der senkrecht in einem Sinne
durchlaufen werden kann und zum Wachstum beiträgt, wesentlich auf die Wolken-
teile mit unterkühlten Tröpfchen ein. Während der Bildung von Sommergewittern
liegt die Nullgradfläche in einer Meereshöhe um 4000 m herum, Mit Ausbruch
des Gewitters senkt sie sich innerhalb der niederschlaggebenden Gewitterwolken
auf 3000 bis 2000 m herab. Für die Hagelentstehung ist aber nur die erste
Zahl maßgebend. Die höchsten Wolkenteile mäßiger Gewitter stoßen im allge-
meinen in Schichten zwischen 6000 und 7000 m hinauf vor, die schwerster
1) R, H, Sullivan, Monthly Weather Rev, 40, Maiheft 1912, Bericht auch Met. Ztschr. 30, 204,
1013, —= 3, IL, Kendall, W, E. Barron, R. A. Dryrke, Monthly Weather Review 57, 157, 1929.