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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1940,
Wolke in g/cbm und e das spezifische Gewicht des angelagerten Hageleises, so
wird der Halbmesserzuwachs des Hagelkorns Ör in em:
w-h
” Ör TO
Soweit ist an den Überlegungen von Trabert und Wegener festzuhalten; sie
liefern das Elementar-Gesetz, . .
Auf weichen Weg des Hagelkorns ist es aber anzuwenden oder mit welchen
größtmöglichen Werten von w und h ist in Gewitterwolken zu rechnen, um die
größten Hagelkörner zu erklären? Denn im Zusammenhang mit Höchstwerten
von w und h kommt auch nur der Höchstwert von dr, nicht irgendwelche über-
haupt möglichen Hagelkorngrößen heraus,
Nun ist zu beachten, daß das Hagelkorn wesentlich nur wachsen kann ober-
halb der Nullgradfläche. Darunter wird es infolge des Schmelzprozesses von
außen nach innen allmählich in Regen verwandelt. Diese Tatsache beweist, das
die am Boden ankommenden größten Hagelsteine noch nicht die größten sind, die
in der Natur überhaupt vorkommen, Beim letzten Durchfalien der Nulleradgrenze
waren jene, in der Regel jedenfalls, noch etwas oder auch beträchtlich größer.
Hinsichtlich des Hagels ist die Atmosphäre einzuteilen in zwei Zonen, eine
obere Zone, wo der Hagel entsteht, und eine untere Zone, in der er wieder ver-
geht, Zweifellos erreicht bei sehr vielen Sommergewittern nur ein ganz kleiner
Teil des in der Höhe überhaupt gebildeten Hagels die Erde, Das geschieht stets
erst dann, wenn der anfänglich im Fallen völlig schmelzende Hagel die dabei
durchmessenen Luftschichten bis zum Boden genügend abgekühlt hat, Mit anderen
Worten müssen innerhalb der Gewitterwolke die Flächen gleicher Temperaturen
erst. beträchtlich abgesenkt sein und zwar größenordnungsmäßig um 1000 m,
nach dem Temperaturrückgang am Boden zu urteilen eher noch mehr als weniger,
bevor ein "kleiner Teil des ursprünglich gebildeten Hagels die Erde erreicht,
Das Absinken der Flächen gleicher Temperatur nimmt von den äußeren Teilen
der Wolke nach innen hin zu. Das ist der Grund, weshalb oft nur im Kern des
Gewitters Hagel fällt, also auf eng begrenztem Raume. Infolge der Fortbewegung
des Gewitters kommt in dieser Weise eine schmale strichförmige Hagelverteilung
zustande. Diese hat ihre Ursache also viel mehr in Eigentümlichkeiten der
Hagelauflösung als der Hagelbildung, worauf im Schrifttum noch nicht hin-
gewiesen wurde, wie überhaupt die strichförmige Verteilung des Hagels noch
keines physikalischen Erklärungsversuches gewürdigt worden zu sein scheint.
So sind die Verhältnisse in der Niederung, in ebenem Gelände, wo sich die
Gewitterwolken ohne Störung ihrer unteren Teile durch Stau- und Föhnwirkung
entwickeln und fortbewegen können. Anders im Gebirge oder in der Nähe
größerer Wasserflächen, die namentlich für Wärmegewititer mancherlei andere
Umstände hervorbringen. Auf diese lassen sich, wie ich in einer späteren Arbeit
auf Grund eines umfangreichen Beobachtungsmaterials zeigen werde, eine Reihe
von kennzeichnenden Eigentümlichkeiten der Hagelverteilung zurückführen. Da-
nach ist die Verteilung des Hagels in viel höherem Grade bedingt durch Be-
wegungsvorgänge der unteren Luftschichten, die auf eine Auflösung des fallenden
Hagels hinwirken, als durch solche in höheren Schichten, im besonderen um die
sehr hochliegende Nuilgradfläche herum, bei der Bildung des Hagels. Es ist
demnach von vornherein aussichtslos, durch Erfahrung gefundene Gesetzmäßig-
keiten der Hagelverteilung im Zusammenhang mit der Bodenform auf das Ent-
stehen dieses Niederschlags zurückzuführen. Sie lassen sich nur mit dem Ver-
gehen des Hagels in den bodennahen Schichten physikalisch erklären.
Gegen die im wesentlichen durch die Nuilgradfläche geschiedenen Zonen der
Hagelbildung und -Auflösung könnte eingewandt werden, daß die jedem Hagelstein
von der Masse mg, der spezifischen Wärme eg und der Temperatur tg Grad unter
dem Gefrierpunkt steckende „Kältekapazität“ ma -cp-txz, auch noch Wassertröpfchen
von über 0° C anlagern und zum Gefrieren bringen könnte. Die auf diese Weise
noch anfrierende Wassermenge m, von der Temperatur iw ist aber recht klein
wegen des hohen Wertes der latenten Schmelzwärme von 80 gcal. Sie beträgt
Op = BD
ba +80