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Full text: 67, 1939

Wundt, W.: Die Verdunstung vom Meere in d. Passatzone u, von freien Wasserflächen ji, allgemeinen. 75 
dar, um die Verdunstung von Wasserflächen gewisser Größe zu ermitteln, 
Neben dieses tritt die weniger sichere, aber einfachere Methode der Verwendung 
von Floß- und Tauchkesseln, welche einen Ausschnitt aus der Wasserfläche unter 
möglichst natürlichen Bedingungen erfassen sollen (vgl. 8, 4). Bei der Bilanz- 
methode ist es im Grundsatz möglich, sie auch auf geschlossene Meeresteile zu 
übertragen; als Beispiele wären das Mittelländische Meer, das Schwarze Meer, 
4as Rote Meer und die Ostsee zu nennen. Auf offene Meeresteile ist sie leider 
nicht anwendbar, Dafür tritt in den Ozeanen als Element für die Verdunstungs- 
messung der Salzgehalt des Meeres auf; niedriger Salzgehalt weist auf ein 
Überwiegen des Niederschlags, hoher auf eine Steigerung der Verdunstung hin 
(vgl. 2), Der Salzgehalt der Oberfläche läßt also Schlüsse auf die Örtliche 
Verteilung eines Niederschlags- bzw. Verdunstungsüberschusses zu, während 
der absolute Betrag der Verdunstung vom Meere bis jetzt nur aus einer 
Gesamtbilanz für die Erde (Niederschlag auf das Meer vermehrt um den Abfluß 
som Lande) erschlossen wurde. — Es gibt aber eine Methode, die erlaubt, die 
Verdunstung wenigstens für gewisse Teile des Meeres unmittelbar abzuschätzen, 
Messen wir die Feuchtigkeitssteigerung, die eine stetige Windströmung 
über dem Meere auf einer gewissen Strecke erfährt, so haben wir zugleich ein 
Maß für die Wassermenge, die auf dieser Strecke von der Meeresoberfläche 
entführt wurde (vgl. auch s). An vielen Stellen der Erde wird es kaum möglich 
sein, diese Anreicherung zu messen, weil die Windrichtung häufig wechselt und 
der Dampfgehalt infolge der Ausscheidung im Regen ständigem Wechsel unter- 
liegt. Aber ein Teil der Erde, der sehr erhebliche Flächen umfaßt, macht eine 
Ausnahme: das sind die Passatzonen. Hier weht von den subtropischen Hoch- 
druckgebieten das ganze Jahr hindurch ein stetiger Luftstrom der Tiefdruck- 
rinne am Äquator zu, Von den Antizyklonen der Roßbreiten mit absteigender 
trockener Luft genährt, erfahren die Passate auf ihrem Wege eine gewaltige 
Anreicherung mit Wasserdampf, der sich erst in den Regenfällen des Kalmen- 
gürtels wieder entlädt. Diese Feuchtigkeitssteigerung können wir mit Hilfe der 
Beobachtungen auf den Fahrten des „Meteor“ (8) messen. Dabei kommt uns 
ein besonderer Umstand zu Hilfe, Der Passat zerfällt nämlich nach neueren 
Untersuchungen {v. Ficker, e) in einen trockenen Oberpassat, der einen rück- 
kehrenden Teil des Antipassats darstellt, und einen verhältnismäßig kühlen und 
feuchten Unterpassat, der Teile der Westwindzone in sich hereinzieht und vom 
Oberpassat durch eine scharfe Inversion geschieden ist, Die warme Oberschicht 
gestattet den von unten her allmählich wärmer und feuchter werdenden Luft- 
massen der Passatgrundströmung zunächst nicht, über die Inversion hinauf- 
zusteigen; so sammelt sich die gesamte Energie, die durch die latente Wärme 
des Wasserdampfs gebunden wird, in der Unterströmung an. Erst im Grenz- 
gebiet gegen die Kalmen wird die Inversion von unten her abgebaut und von 
da ab treten unter Vermischung der oberen und der unteren Luftmassen immer 
stärker werdende Regen ein, Diese Bindung der Feuchtigkeitszunahme an die 
Passatgrundströmung ist für die Messung insofern von großem Vorteil, als die 
meteorologischen Elemente hier mit den technischen Hilfsmitteln leicht erfaßt 
werden können, was oberhalb der Inversion immer schwieriger wird. Jaw (7) 
hat eine Berechnung der Energieakkumulation in der Passatgrundströmung an- 
gestellt; danach beträgt der Energiezuwachs, den die Kalmen durch Zustrom 
von Norden und Süden erhalten, rund das Sechsfache von dem, was sie durch 
anmittelbare Strahlung bekommen, Von dem Zuwachs entfällt auf die Tempe- 
raturerhöhung rund 2, auf die latente Wärme des’ Wasserdampfs *%/,. Die 
Bedeutung der Arbeit Jaws liegt in der mathematischen Behandlung der Frage. 
Einzuwenden wäre, daß die Austauschkoeffizienten und die Dichte der Luft als 
konstant angenommen werden, ferner, daß das Ansteigen der Inversion gegen 
den Äquator hin nicht berücksichtigt ist. 
Im folgenden ist der Versuch gemacht, aus der Feuchtigkeitssteigerung, die 
der Passat zwischen dem 20. und 10, Breitenkreis erfährt, auf die Verdunstungs- 
höhe in dieser Zone zu schließen, Bei v. Ficker und Jaw finden sich Tabellen 
für die Wind-, Feuchtigkeits- und Temperaturverteilung für den 20,, 15. und
	        
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