74 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1939.
4 mm. Der vom Flugzeug gemeldete Nebel ist eine Täuschung, da bei der Flug-
geschwindigkeit dieser feinkörnige Schnee dafür gehalten wird,
Zur Küste hin ist die Sicht besser, die Wolkenhöhe geht auf 200 bis 300 m,
Denn in diesem Teil ist bei östlicher Luftströmung nur ein ganz kurzer Weg
über Wasser vorhanden. Es sei auch daran erinnert, daß Travemünde und
Wismar keinen Schneefall hatten. Die Zahl der Schneeschauer wird zur Küste
hin geringer, daher auch die Wolkenhöhe 200 bis 300 m, nur im Schauer mal
100 m, während über See bei Fehmarn im Schneeschauer die Wolken fast auflagen.
Diese Tatsachen beweisen, daß die Niederschläge durch Labilisierung vom
warmen Wasser her verursacht wurden. Die Niederschläge und damit die Sicht-
verschlechterung traten in den Gegenden besonders stark auf, bei denen die
Luftteilchen den längsten Weg über See hatten, In dieser Gegend besteht in
der Östsee auch durch Örographie bedingte Konvergenz, die zur weiteren Ver-
stärkung der Niederschläge Anlaß gab. Diese Niederschläge, die als feinkörniger
Schnee auftraten, bildeten ein starkes Flughindernis, Durch Berücksichtigung
der Entstehungsursache lassen sich Flüge in den Gegenden noch durchführen,
in denen bei der betreffenden Luftströmung der Weg der Luftmassen über See
der geringste ist;
Die Verdunstung vom Meere in der Passatzone und von freien
Wasserflächen im allgemeinen.
Von Dr. Walter Waundt, Freiburg i. B,
Zusammenfassung, Die Untersuchung der Passatinversion bei den „Meteor“-Fahrten gibt die
Möglichkeit, auch die Verdunstung in der Passatzone auf eine neue Art zu berechnen: sie wird aus
der Feuchtigkeitssteigerung erschlossen, die die Passaigrundströmung auf ihrem Wege erfährt. Für
den 10, bis 20, Breitenkreis (Durchschnitt von Nord und Süd) ist im Atlantik die jährliche Ver-
dunstungshöhe auf 112 em, mit Kinschluß des Niederschlags auf 130 cm zu schätzen, — Die Fehler-
len werden erörtert und die gefundenen Werte mit den Ergebnissen verglichen, die sonst an freien
asserflächen gewonnen wurden.
Die Verdunstung von freien Wasserflächen beschäftigt die Meteorologie seit
vielen Jahrzehnten, Schon früh hat man erkannt, daß die Verdunstung von
kleinen Flächen: im Verhältnis viel größer ist als von ausgedehnten Gebieten:
Geräte mit 1 qdm Fläche geben eine größere Verdunstungshöhe “als solche mit
2 qdm, Teiche verdampfen stärker als große Seen, und diese wiederum werden
den Meeresteilen im Betrag der Verdunstung überlegen sein, Der Hauptgrund
für diese Erscheinung liegt darin, daß bei der Verdampfung des Wassers nicht
bloß die Fläche selbst, sondern auch ihre Umgebung mitwirkt, Die Verdunstung
hängt u, a. vom Dampfhunger (Sättigungsdefizit) der über das Wasser streichenden
Luft ab; diese wird bei kleineren Flächen rascher entfernt und durch trockene
Luft aus der Umgebung ersetzt, Aber die Möglichkeit hierzu nimmt mit der
Größe der Fläche immer mehr ab und die Verdunstungshöhe wird sich — bei
sonst gleichen Verhältnissen — einem gewissen Grenzwert nähern, der beim
weiteren Wachsen der Fläche nicht mehr unterschritten wird. Dagegen sind
andere Einflüsse, vor allem Windgeschwindigkeit und Temperatur, bei großen
und kleinen Flächen in gleicher Weise wirksam. — Schätzungen der Verdunstung
auf dem Meere sind von Lütgens (13)*), W. Schmidt (19), G. Wüst (20) (2) ı. a.
gemacht worden. Sie beruhen z. T. auf unmittelbaren Messungen, z. T. auf Unter-
suchungen über den Strahlungshaushalt, Auf dem Festlande tritt noch der
besondere Umstand hinzu, daß freie Wasserflächen in Trockenperioden gar nicht
vorhanden sind, Die Messungen mit der Wild’schen Waage geben daher, wenn
wir von andern Einflüssen zunächst absehen, nur die mögliche Verdunstung
wieder, der die tatsächliche als „Landesverdunstung“ gegenübergestellt wird,
Die Landesverdunstung pflegt man für Flußgebiete aus dem Unterschied: Nieder-
schlag weniger Abfluß zu bestimmen, Dieses mittelbare Verfahren hat Maurer (1)
mit Erfolg auch auf Landseen angewandt, deren Zufluß, Abfiuß, Spiegeländerung
and Niederschlagshöhe einschl. der Einzugsgebiete man kennt. Die Bilanz-
methode stellt heute noch das beste, wenn auch etwas umständliche Verfahren
*) Diese und die folgenden Ziffern beziehen sich auf das Schrifttum am Schluß dieser Abhandlung,