ß2 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1939.
mittlere Januartemperatur von Berlin vor Beginn dieses Jahrhunderts, Bedenkt
man, daß im Januar 1918 ein Temperaturmittel von — 26,2° (Tabelle 8) auf Spitz-
bergen gemessen wurde, so tritt die dortige Klima-
Tabelle 5. Exireme 5nderung in ihrer ganzen Bedeutung zu Tage, und man
Januarmittel auf Spitzbergen. x . z x X
DL w Em ann daraus einen Begriff bekommen, in welch gewal-
Monat | „Mittel- | ljigem Ausmaß die Vereisung der Arktis zurückgegangen
Temp. °C | gein muß.
Januar 1918| —262 Yon dem Zentralgebiet der Erwärmung bei oder wahr-
Januar 1937| — 24 scheinlich etwas östlich von Spitzbergen nimmt die Tempe-
Differenz .. | 23.8 raturerhöhung nach Süden zu allmählich ab, Während der
— — Jetzten zwei Jahre von November 1936 bis Oktober 1938
(Abb. 2) betrug die mittlere Temperaturabweichung in Nordschweden noch etwa
3° — @8 handelt sich nicht um die Wintermonate allein, sondern um sämtliche
Monate! — und über-
schreitet in Nord.
deutschland noch 1°,
Besonders hbemer-
kenswert aber ist:
Von allen im Mit-
feleuropdischen Wil
terungsbericht ent-
haltenen Statio-
nen weist wäh-
rend der letzten
24 Monate auch
nichteine einzige
negative Tempe-
raturanomalie auf,
auch auf den Azoren
und an der irischen
Westküste ist die
Abweichung . noch
schwach positiv,
Diese Tatsache muß
yanz besonders in
Erstaunen setzen,
denn nach der mitt-
leren. Druckver-
teilung (Abb. 1)
War z.B. über dem
größten Teil Süd-
europas eine zusätzliche Nordkomponente, im Osten eine Ostkompo-
nente der Strömung vorhanden, und nur über Nordeuropa erkennen wir
die eindeutige Verstärkung der Südwestwinde, Dieses Ergebnis weist darauf
hin, daß die Erwärmung nicht lediglich eine Folge anders gearteter
Windverhältnisse sein kann, sondern daß es sich dabei um einen Yor-
gang von weltweiter Bedeutung handelt.
Dem entspricht es, daß sich — im Gegensatz zu früher — Temperaturerhöhung
nicht nur im Winter, sondern bei uns auch im Sommer eingestellt hat, Konnte
noch A. Wagner*) für das Dezennium 1911 bis 1920 zeigen, daß sich haupt-
sächlich die Temperaturschwankung verringert hatte, die Winter milder und
die Sommer kühler geworden waren, so sind in letzter Zeit die Winter
milder und die Sommer wärmer geworden, In Haparanda z.B, ist schon
2 Jahre lang kein einziger Monat mehr zu kalt gewesen, und in Deutschland
überwiegen die zu warmen Zeiträume ebenfalls bei weitem, sowohl im Winter als
auch im Sommer,
M) A, Wagner, Untersuchungen der Schwankungen der allgemeinen Zirkulation, Geografiska
Annaler IX, 5, 33 (1929)
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