Stocks, Dr. Th.: Lotarbeiten der „Schwabenland“ Dezember 1938 bis April 1939. 39
dahin als geringste Tiefe geltenden Wert von 671 m {(beschickt) erheblich über-
troffen. Im ganzen wurden 9 Lotorte mit weniger als 1000 m Tiefe, weitere 9
von 1000 bis 2000 m und 2 von 2000 bis 3000 m ermittelt, alle mit je 2 korre-
spondierenden Ablesungen. Das letzte astronomische Besteck vorher war am
28, II. 1200h gewonnen, das nächste am 2, III, mittags ergab die in Anbetracht
des regnerischen und nebligen Wetters verhältnismäßig kleine Abtrift von 14’S,
2' W für 48 Stunden, so daß es möglich sein wird, die dazwischenliegenden Lot-
orte verhältnismäßig gut festzulegen,
Wenige Grade südlich dieser Stelle hatte die „Schwabenland“ kurz vorher
eine weitere, wahrscheinlich ebenfalls isolierte Erhebung gefunden mit etwa 1600 m
(6 Lotungen mit je 2 Ablesungen weniger als 2000 m); sie ragt aus über 4000 m
Tiefe auf und war, soweit bekannt, der „Discovery II“ 1936, deren Weg wenige
Seemeilen östlich dem der „Schwabenland“ lag, entgangen.
Diese Erhebung, fast auf dem gleichen Meridian wie die Discovery-Bank
gelegen, ist ein interessantes Gegenstück zu dieser und läßt vermuten, daß das
Kap-Becken, zum mindesten in seinen Randteilen, eine bis dahin nicht geahnte
Bodenunruhe besitzt. In seinen zentralen Teilen sind von der „Schwabenland“
bei zweimaliger Überquerung keine Tiefen von über 5500 m gefunden worden;
damit sind erneut unsere bisherigen Anschauungen von diesem Gebiet bestätigt
worden,
Von den während der Heimreise der „Schwabenland“ erzielten Lotergebnissen
sind insbesondere folgende erwähnenswert: ;
Der Walfisch-Rücken wurde am 10./11. II. 1939 überquert zwischen etwa 29°
und 31° S, 1°—4° E, also ungefähr mitten zwischen dem Profil II des „Meteor“
(1925) und dem Ausreiseweg des holländischen U-Bootes „K XVIII“ (Vening
Meinesz’sche Schweremessungen 1935). Während „Meteor“ als geringste Tiefe
nur 2400 m, „K XVIH“ dagegen etwa 1000 m ermittelte, blieb auch keine der
zahlreichen Ablesungen der „Schwabenland“ unter 1000 m, irotz Verringerung
der Ableseabstände auf 5 bzw, 2 Minuten,
Der Gipfel des Südatlantischen Rückens wurde am 14. III 1939 erreicht, und
zwar in den Eingradfeldern 25°—26° S, 13°—15° W, das Lot zeigte hier keine
Tiefen, die geringer als 2200 m waren, trotz verhältnismäßig eng abständigen
Ablesungen.
Eine bisher für fraglich gehaltene Stelle von 2984 m, in dem Gradfeld 13°—14°5S,
32°—383° W, konnte von der „Schwabenland“ nicht nur bestätigt, sondern noch
überboten werden®); es wurden am Abend des 20, III 1939, nachdem das Lot
bisher Tiefen von über 4700 m anzeigte, unvermittelt 9 korrespondierende Zahlen-
paare von weniger als 2000 m (geringste Tiefe 1120 m) abgelesen, und weitere 7 Paare
mit Tiefen von 2000 bis 3000 m. Groll schrieb 1912 über diese Kuppe:
„Als fraglich ist die Kuppe mit 2984 m auf 13° 51’ südl. Br, und
32° 31‘ westl. L. bezeichnet worden. Diese Angabe ist der amerikanischen
Seekarte Nr. 1130 entnommen, woher sie stammt, konnte nicht ermittelt
werden, Unmöglich ist sie jedoch nicht), denn auf 21° südl. Br.
erheben sich ähnliche Kuppen bis an Trinidad und die Martin Vaz-
Inseln heran.“ Diese Ansicht Grolls hat sich somit bestätigt.
Eine letzte Überraschung erzielte die „Schwabenland“ kurz vor Beendigung
ihrer Arbeiten am 30. III. 1939 östlich der Kapverdischen Inseln in dem Gradfeld
17°—18° N, 21°—22° W, in einem Gebiet, aus dem zwar von früher her zahlreiche
Bänke gemeldet‘), aber bei der Nachprüfung durch „Meteor“ 1927 nicht gefunden
waren. Man mußte nach den letzten Bearbeitungen der Tiefenverhältnisse der
Meinung sein, daß der Inselsockel der Kapverdischen Inseln plateauartigen
Charakters ist und mit Tiefen von meist 3000 bis 3500 m an den afrikanischen
*) Vgl. M. Groll, Tieienkarten der Ozeane, Veröff, d, Inst, £, Meereskunde, Berlin, Reihe A.
NT. Nr. 2, 912, 8, 43.
10) Gesperrte Stellen auf Veranlassung des Verf,
1) Vgl. F. Spieß, Das Schiff und seine Reise; „Meteor“. Werk, Bd. I, bes, Beilage XVI, 1932. —
Diese Karte verzeichnet allein 4 Bänke: Bom Felix-, Dorie-, Santa Rita-, Birkenhesd-Bank.