Skip to main content

Full text: 67, 1939

Herrmann, E.:; Die geographischen Arbeiten. 
55 
Der Rand des Schelfeises verläuft nicht gleichmäßig, sondern weist zahlreiche 
Ein- und Ausbuchtungen auf, Auf 0° und 15° östl. Länge schiebt sich das 
Schelfeis in zwei mächtigen Zungen 80 und 100 km nordwärts. Die Echolotungen 
im Norden und Nordwesten der 15°%.Zunge ergaben einen Meeresboden, der unter 
dem Eis verhältnismäßig stark ansteigt (vgl..Karte 2). Anscheinend liegt der 
ganze mittlere Teil fest auf, wobei es sich entweder um eine Untiefe oder, wie 
ich eher annehmen möchte, um eine nordwärts gerichtete Landzunge handelt, 
Untermeerisch ist ein Rücken flacher als 1000 m nordwestwärts über 69° S zu 
verfolgen. Die Eiszunge war auch wenig zerrissen, kurze Spalten und kleine 
Buchten fanden sich nur am äußersten Rande. Die Schelfeiszunge bei 0° Länge 
hat vielleicht eine ähnliche Entstehung. Auch hier umreißen die Isobathen unter 
dem Ostteil der Zunge einen nordwärts gerichteten Rücken, Da aber selbst in 
zroßer Nähe des Eises keine Tiefen geringer als 1000 m gemessen wurden, 
andererseits im Nordwesten nur große Tiefen über 3000 m beobachtet werden 
xonnten, so scheint diese Eiszunge nur an der Östseite ihrer Wurzel auf festem 
Boden aufzuliegen, Unterstützt wird diese Ansicht durch das Vorhandensein 
tiefer ost-westgerichteter Buchten und Spalten am Westrand der Zunge, Ein 
sehr tief eingeschnittener Riß zieht sich dicht an der Wurzel vom Westrande aus 
bis in die Nähe des Widerlagers, 
Während die Eiszunge bei 15° Ost, da „auf Fels gebaut“, eine unbeschränkte 
Lebensdauer zu haben scheint, wird diese bei 0° eines Tages an dem breiten 
W—O-Riß abbrechen und als Riesentafeleisberg ins freie Meer hinausschwimmen. 
Wir trafen außergewöhnlich günstige Eisverhältnisse an. Nur deswegen war 
es möglich, in der Nähe des 0°-Meridians mit dem Schiff bis 69° 46’S8 vorzu- 
dringen, Bisher ist es meines Wissens nur einem Schiff gelungen, in diese Gegend 
30 weit südwärts vorzustoßen, John Biscoe’s „Tula“ 1831 bis etwa 69° 05‘ S auf 
13° 0. Die „Norvegia“-Karte von 1931 zeichnet in diesem Gebiet den Schelfeis- 
rand noch bis 68,5%°. Der Eisrand ist also seitdem erheblich {bis 160 km) zu- 
rückgegangen. 
Zur Zeit scheint die Antarktis noch immer unter dem Zeichen einer zu- 
nehmenden Erwärmung zu stehen, In der Arktis ist seit Jahren ein ähnlicher 
Vorgang zu beobachten. In den arktischen Sommern 1935/36 konnten russische 
Schiffe von der Murmanküste bis zur Beringstraße hin und zurück in einer 
Navigationsperiode fahren. Im Spätsommer 1937 froren aber 25 russische Dampfer, 
darunter fast alle vorhandenen Eisbrecher, auf dem sibirischen Seewege ein, 
In der Arktis scheint sich also wieder eine zunehmende Abkühlung vorzubereiten, 
Db eine ähnliche Annahme auch für die Antarktis zutrifft, kann hier noch nicht 
entschieden werden. 
Der Sonderflug 2 hatte die besondere Aufgabe, einige von den früheren 
Flügen her bekannte Stellen des Schelfeisrandes auf eine Landemöglichkeit hin 
zu untersuchen, Die in Frage kommenden Stellen waren zwei etwa 25 km tief 
in das Schelfeis einschneidende Buchten, Auf den Flügen I, II und Sonderflug 1 
war übereinstimmend festgestellt worden, daß beide Buchten in dieser Zeitspanne 
ihre Lage nicht verändert hatten und ferner auf ihrer Westseite im Gegensatz 
zur Umgebung nur flach abfallende Eisränder aufwiesen, Die Vermutung lag 
nahe, daß hier Landnähe vorhanden sei, 
Die beiden Buchten wurden auftragsgemäß umflogen, die größere schien 
zu einer Wasserung günstiger, weil weniger Treibeis vorhanden war, Nach 
der gut geglückten Wasserung konnte der nur etwa 30 em hohe KEisrand be- 
treten werden, 
Dieser Eisrand gehört dem Schelfeis an, das einen Teil der Bucht ausfülllt, 
Dahinter steigt auf drei Seiten ein flachhügeliges Gelände an von — soweit die 
Beobachtung gestattete — festem Land mit aufliegender Eisdecke, Die Mächtig- 
keit des Eises konnte nicht festgestellt werden. Die 50 bis 70 m hohen Hügel 
bestehen aus Gletschereis und sind durch Stau hochgewölbt. Etwaige Spalten 
waren durch Firn verdeckt. 
Die Bucht (vgl. Bild 8 S, 26) war z. T. mit völlig ebenem Schelfeis: ausgefüllt, 
der Eisrand von den Hügeln etwa 1 bis 2 km entfernt. Eine Kcholotung mit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.