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Full text: 67, 1939

A 
Deutsche Antarktische Expedition 1938/39, 
Wendepunkten des Flugweges solche mit der Reichsflagge abgeworfen worden als 
Sinnbild der Besitzergreifung des überflogenen Geländes, Die Schilderungen der 
Flieger nach der Rückkehr zeigten, daß wir den richtigen Ansatzpunkt für die 
Flüge getroffen hatten, denn westlich vom Flugweg war, soweit das Auge reichte, 
nur klares Eis zu sehen, während östlich von ihm ein gewaltiges Massiy an das 
andere sich reihte, so daß wir nun nur weiter nach Osten zu arbeiten brauchten. 
Die fast unvorstellbar klare Luft über dem Kontinent ließ aus dem Flugzeug 
das Gelände ringsum bis in 200 km und mehr Abstand deutlich erkennen. Bei 
dem wolkenlosen Wetter waren die Flugzeuge auf keine technischen Schwierig- 
keiten gestoßen, Das von der technischen Leitung der Deutschen Lufthansa für 
unsere Flüge besonders zusammengestellte Betriebsstoffgemisch arbeitete ein- 
wandfrei, und die Motoren hielten durch, die Kälteprobe von — 25° C in 3000 
und 4000 m Höhe überstanden sie gut, Auch für die Besatzung war die Tempe- 
ratur in dem geschlossenen Flugzeug trotz der acht- bis zehnstündigen Fhig- 
dauer erträglich geblieben, nur die Luftbildner hatten unter ihr zu leiden, weil 
sie während der ganzen Flugzeit bei offenen Bullaugen zusammengekauert in 
dem engen Raum hinter ihren Lichtbildgeräten sitzen mußten. Die schneidende 
Kälte drang auf die Dauer selbst durch ihre Polarkleidung, Aber sie haben 
dies ohne körperliche Schädigung ertragen können, auch dann noch, als gegen 
Ende unserer Flugtätigkeit die Außentemperaturen in Flughöhe noch tiefer als 
auf — 32° C sanken, 
Der Erfolg des ersten Fluges stimmte alle Mann an Bord hoffnungsfroh; 
wir sahen der Weiterentwicklung unserer Arbeit nun gelassener entgegen. 
Dem Organisationsplan gemäß war der Flugweg an Bord des Schiffes an 
Hand der Fingfunkmeldungen, die außer den Angaben über Flughöhe, geschätzte 
Geschwindigkeit, Temperaturen, gesteuerte Kurse mit genauen Uhrzeiten auch 
die Meldungen über besondere Ereignisse und Augenbeobachtungen enthielt, in 
1as Gradnetz 1 : 1250000 der Arbeitskarte eingetragen worden. An dieser Arbeits- 
weise wurde auch auf allen nachfolgenden Flügen festgehalten; so entstand nach 
and nach ein einheitliches Bild des überflogenen Gebietes, das durch im Flug 
gezeichnete Skizzen und mündliche Angaben der Flieger nachträglich weiter 
vervollständigt wurde, Natürlich waren wir uns von Anfang an darüber klar, 
daß diese Arbeitskarte keine durchaus naturgetreue Wiedergabe des erkundeten 
Geländes sein konnte — man müßte sonst voraussetzen, daß allc angewandten 
Werte der Flugzeuggeschwindigkeit, der Ortsmißweisung und Deviation, der 
Windabtrift, Versteuerung, der Funkfehlweisung und die des barometrischen 
Höhenmessera genau gestimmt hätten —, aber sie erfüllte den wichtigen Zweck, 
ein vorzügliches Orientierungsmittel für die nachfolgenden Flüge und im Falle 
einer Notlandung des Flugzeuges ein unentbehrliches Mittel zu seiner sicheren 
Auffindung zu sein. Die genau kartenmäßige Geländedarstellung konnten wir 
getrost unseren Reihenmeßbildgeräten überlassen, Die beigefügte Landkarte, 
die von der Hansa-Luftbild G, m. b. H, nach den von ihr ausgewerteten Flieger- 
aufnahmen angefertigt wurde, zeigt zu unserer Genugtuung übrigens keine 
erheblichen Unterschiede von unserer Arbeitskarte. 
Rings um das Schiff hatte sich inzwischen im Laufe des 20, Januar die Lage 
bedrohlich verändert, Der seit Tagen anhaltende nördliche Wind hatte das Treib- 
and Packeis zusammengeschoben. Die Wake, durch die wir westwärts in das 
Eisfeld vorgedrungen waren, hatte sich geschlossen, ringsum war von Bord aus 
kein Ausweg mehr zu erkennen. Das inzwischen zurückgekehrte Fernflugzeug 
bestätigte, daß das Schiff vom Eise eingeschlossen sei, aber eine gewundene Wake 
noch einen Ausweg in offenes Wasser zu ermöglichen schiene, Deshalb mußte 
nun das Reserveflugzeug den beabsichtigten Probeflug mit einer Eiserkundung 
verbinden und dabei versuchen, uns durch die Wake durchzulotsen, Es erfüllte 
diese Aufgabe ausgezeichnet; in immer wiederholten Anläufen flog es vor uns 
her, entlang der nur von oben erkennbaren offenen Wasserstraße, die mit vielen 
Windungen auf einem 20 Sm langen Weg das Schiff schließlich ostwärts aus der 
Eisumklammerung hinausführte, Der Vorfall war uns eine gute Lehre; durch 
das mit Eisbergen und schweren Brocken durchsetzte Packeisfeld hätten wir bei
	        
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