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Full text: 67, 1939

Die Grenzen der Ozeane und ihrer Nebenmeere. 
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graphische Büro!) abweichen zu müssen, offenbar, um den Golf von Guinea in 
seiner Gesamtheit zum Südatlantischen Ozean zählen zu können. Aus diesem 
keineswegs durchschlagenden Grunde verlegt das Internationale Hydrographische 
Büro die Grenze auf etwa 4’/,° N-Breite, das heißt auf den Parallel von Kap 
Palmas (Liberia) nnd Kap Orange (Brasilien), Wissenschaftlich ist diese Anuf- 
fassung unbegründet, aber auch den Nautiker wird man nicht überzeugen 
können, daß er im Atlantischen Ozean (und nur in diesem) einen auf der Nord- 
hemisphäre liegenden Streifen von rund 500 km Breite dem südhemisphärischen 
Teil des Ozeans, das heißt dem Südatlantischen zuzurechnen hat, selbst wenn 
hiermit ein kleiner Vorteil für die Einteilung der Seehandbücher gegeben wäre, 
Auch in den beiden anderen Ozeanen kann nach der vorherrschenden Auf- 
fassung nur der Äquator die Grenze zwischen dem nordhemisphärischen und 
dem südhemisphärischen Teil bilden. Wiederum bringt hier die Karte des Inter- 
nationalen Hydrographischen Büros einige, wenn auch kleinere Korrekturen an: 
{m Stillen Ozean wird zwar im allgemeinen der Äquator als Grenze akzeptiert, 
jedoch werden auch die Inseln der Gilbert- und der Galapagosgruppe, welche 
nördlich des Äquators liegen, dem südlichen Stillen Ozean zugerechnet, Auch 
hier ist nur zu Sagen: Jede, auch die beste Grenze, zerreißt Benachbartes 
and Zusammengehöriges, und es bleibt bei der Einordnung von Segel- 
anweisungen usw. in der Praxis nichts anderes übrig, als durch Aufführung der 
betreffenden Inselgruppen oder ozeanischen Teilgebiete an zwei Stellen bzw. 
durch Verweise diese unvermeidlichen Zerreißungen wieder zu mildern. Im 
Indischen Ozean verzichtet das Internationale Mydrographische Büro ganz auf 
die Trennung zwischen einem Nordindischen und einem Südindischen Ozean, 
wofür vielleicht bei dem gegebenen Küstenverlauf einiges sprechen könnte, Für 
manche geographischen Betrachtungen empfiehlt es sich aber auch hier, an der 
durch den Äquator gegebenen Unterscheidung festzuhalten. 
IV. Grenzen zwischen den offenen Ozeanen und den Nebenmeeren. 
‚Man pflegt die morphologisch verhältnismäßig eindeutig zu begrenzenden 
Nebenmeere (Rand- und Mittelmeere) von den Flächen des offenen Ozeans ab- 
zutrennen und sie mit besonderen Namen zu belegen, Bei engen Meeresstraßen 
empfiehlt es sich im allgemeinen, die Grenzen jeweils auf ihren ozeanischen 
Ausgang zu verlegen; bei weiten läßt es sich hingegen nicht umgehen, daß man 
die Grenzlinie über die engste Stelle zieht und dadurch geographisch Zusammen- 
gehöriges zerreißt. Als klassisches Beispiel für enge Meeresstraßen können die 
Straße von Gibraltar und auch der Kanal angeführt werden. Während man 
diesen ganz zur Nordsee zu rechnen pflegt, deren Grenze also an seinen ozeani. 
schen Ausgang verlegt, ist wahrscheinlich bei der Straße von Gibraltar diese 
Auffassung nicht eine allgemeine, Aber auch hier wird man, wie schon 
Kossinna”“) 1921 betont hat, die Straße von Gibraltar „als geographisch einheit- 
liches Gebilde besser nicht auf die angrenzenden Meere“ verteilen, sondern als 
Ganzes dem Mittelländischen Meere zurechnen, Die Linie Kap Trafalgar—The 
Ridge (55 m)-—Kap Spartel führt über den für den Wasseraustausch ent- 
scheidenden Sattel und bildet daher sowohl morphologisch als ozeanographisch 
eine besser zu begründende Grenze als die engste Stelle zwischen Punta Marroqui 
(Tarifa) und Punta Cires, Andererseits wird man zum Beispiel in der weiten 
Drakestraße sowie in der Davisstraße und in der Dänemarkstraße nicht umhin 
können, die Grenzen über die engsten Stellen zu legen. 
In den großen Zügen besteht über die Begrenzung und Benennung der 
Nebenmeere in der Wissenschaft und Nautik weitgehende Übereinstimmung. 
Jedoch ergeben sich, wenn man die morphologischen Gesichtspunkte und die 
des Küstenverlaufs und der Lage von Inselketten in den Vordergrund stellt, 
Unterschiede gegenüber den Begrenzungen, die das Internationale Hydrographi- 
sche Büro angegeben hat, Dieses hat aus Gründen der Vereinfachung jeweils 
2 a.2.0, 1937, S. 12. 
3 E. Kossinna, Die Tiefen des Weltmeeres, Veröff, Inst. £, Meereskunde, N, F., Reihe A, 
Heft 9%, Berlin 1921, S, 14,
	        
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