VIL Nautischer Beitrag.
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wesentlich genauer als die astronomische Ortung mit dem Libellen-Sextanten.
Bei ruckartigen Bewegungen des Schiffes und hoher Dünung verschlechterten
sich die Messungen derart, daß Fehlmessungen von 1° und mehr vorlagen. Wenn
auch zum Teil das Urteil über die Messungen mit „Gut“ und „Schr gut“ bezeichnet
wurde, so war das Ergebnis oft doch mehr als ungenügend. Diese hohe Un-
sicherheit in den Messungen, die schon landfest so unterschiedliche Werte ergaben,
erwies die Unbrauchbarkeit des Instruments zu einer astronomischen Ortung auf
See, es sei denn, daß es auf eine Besteckunsicherheit von 10 bis 20 Sm nicht
ankommt,
In derselben Linie lag die Erprobung des Pendelhorizontes von „Klaehn“
die erstmalig bei der Kriegsmarine durchgeführt wurde und die die vom Er-
finder gemachten guten Erfahrungen bestätigen sollte, Die Durchführung lag in
den Händen von Ob, Strm, (V) Gabler, der im Vorjahre monatelang mit künst-
lichen Horizonten gearbeitet hatte, also als besonders erfahren in dieser Art
Messungen gelten muß. Der Meßvorgang auf einer relativ kleinen und bewegten
Plattform (Atlantikdünung) wie sie der „Meteor“ darstellt, war von vornherein
schon recht schwierig. Es waren erhebliche Vorübungen notwendig, ehe über-
haupt zu Serienmessungen übergegangen werden konnte. Um die Genauigkeit
eines Bestecks auf das möglichste zu erhöhen, wurden 3 bis 6 Sterne in den
verschiedenen Azimüten zu je 16 Beobachtungsserien gemessen. Die dazugehörigen
Og lagen kurz hinter den Ow des Abendsbestecks,
Die Beobachtungen wurden ausschließlich mit dem Plath-Trommelsextanten
vorgenommen. Da bei den Beobachtungen das gespiegelte Gestirn dauernd in
Bewegung war, gleichgültig, ob das Azimut des Gestirns günstig zur Schiffs-
bewegung lag, machte das Indeckunghalten des Gestirns durch Drehen der Trommel
schon Schwierigkeiten, Es mußte oft sehr schnell nachgedreht werden, um über-
haupt dem Auswandern des Gestirns folgen zu können. Aus diesem Grunde lag
die Gefahr nahe, den Fehler zu machen, in dem Augenblick „Null“ zu rufen, in
dem bei einer beliebigen Alhidadenstellung sich das gespiegelte und ungespiegelte
Gestirn deckten. Dieser Fehler wurde bald bei den ersten Messungen beobachtet
und soweit wie möglich vermieden, Trotzdem war der Unterschied innerhalb
der einzelnen Serien 0° bis 2°. Die Bewegungen des Schiffes waren viel zu kurz,
am eine gewisse Regelmäßigkeit der Schwingungen des Pendelhorizontes beob-
achten zu können, auch wenn durch senkrechtes Verschieben des Pendelgewichtes
die Bewegungen des Pendels auf das günstigste reguliert wurden. Die Horizontal-
stellung des Spiegelhorizontes zum Pendel wurde während der Reise mehrmals
über landfeste Objekte durch Höhenkontrollmessungen mit dem Zeiß-Theodo-
liten nachgeprüft. Beobachtungen vor Anker im Hafen von Ponta Delgada
haben dagegen ein Sehr gutes Resultat ergeben. Schiffsbewegungen wurden aber
fast nicht beobachtet. Die vorläufige Auswertung einiger Beobachtungen ergaben
ausgesprochen ungünstige Ergebnisse, Für kleinere Schiffe und Fahrzeuge wird
sich der Horizont als unbrauchbar erweisen, Inwieweit sich die Genauigkeit und
Brauchbarkeit auf größeren Schiffen, vornehmlich der Kriegsmarine, steigern
läßt, müßte auf einem größeren Kriegsschiff erneut erprobt werden. Das gute
Ergebnis im Hafen von Ponta Delgada, wie nicht zuletzt die Erfahrungen des
Erfinders selbst, lassen den berechtigten Schluß zu, daß der Horizont sich auf
großen Schiffen bewähren wird.
Die immer wieder von der Seefahrt, vor allem der Luftnavigation geforderte
Vereinfachung und Verkürzung der Errechnungszeit eines astronomischen Be-
stecks führte zur Erprobung zweier Tafeln, der Höhentafel von Dr. B. Soeken
(aus dem Jahre 1912!) und der amerikanischen „Tables of computed Altitude
and Azimuth“, Die Aufgabe erhielten die Oberleutnants zur See Wolf und
Hissink,
Bei Benutzung der Höhentafel nach Dr. B. Soeken kann nach Errechnung
des Stundenwinkels mit einer Zeitersparnis von etwa 20% bis zur Errechnung
der. Höhe gerechnet werden. Eine wesentliche Vereinfachung und damit Ver-
kürzung der Dauer der Errechnung der Höhe gibt sie nicht, Zur Errechnung
des Azimuts muß die nautische Tafel 32 benutzt werden, da die Höhentafel das