90 Bericht über d. zweite Teilfahrt d. D, Nordatl, Exp. d. Forschungs« u. Vermessungsschiffes „Meteor“.
durch die Deutsche Seewarte und dann in erweitertem Umfange vom Marine-
observatorium gründlich erprobt worden und hat sich bewährt, Er ist durch
J. Graafen mit einer Reihe von technischen Verbesserungen versehen worden
und konnte bei Gelegenheit der diesjährigen Meteorfahrt unter erschwerten
Bedingungen, d. h, auf offenem Ozean und in größerer Tiefe als bisher mit vollem
Erfolg ausgelegt werden.
Die von den Pegeln gelieferten Aufzeichnungen sind zufriedenstellend,
Um an Bord sofort einen Einblick in die am Orte herrschenden Gezeiten-
verhältnisse und eine Kontrolle über das Arbeiten der Geräte zu erhalten, führte
der Berichterstatter eine vorläufige Auswertung durch, bei der Wertereihen mit
stündlichem Registrierabstand verwendet wurden (die Pegel geben alle fünf
Minuten eine Aufzeichnung).
Die Ergebnisse sind in Abb. 1 und 2 (s. S. 19) wiedergegeben, Abb. 1 zeigt die
Wasserstandskurve der südlichen Echobank, die sich im Maßstab bei der endgültigen
Berechnung noch etwas verändern kann. Die tägliche Ungleichheit ist deutlich
ausgebildet, In der Abb. 2 sind die von den beiden Hochseepegeln bei den Kap-
verdeschen Inseln unabhängig voneinander gewonnenen Kurven übereinander
gezeichnet. Es ist recht gute Übereinstimmung vorhanden, und man sieht hier
die halbmonatliche Ungleichheit angedeutet, während die tägliche ganz zurücktritt.
Einige morphologische Ergebnisse der „Meteor“-Fahrt
Januar bis Mai 1938.
Von 6. Dietrich, Berlin, Institut für Meereskunde.
Die ozeanische Morphologie als die Lehre von den wirkenden physischen Vor-
gängen, die den Meeresboden gestalten und damit die Formen schaffen, erscheint
heute in ihren einzelnen Zweigen sehr ungleich entwickelt. Ihr beschreibender
and darstellender Teil der durch Lotungen erschlossenen Topographie ist weit
yediehen, besonders dort, wo den Forderungen der Schiffahrt gerecht zu werden
ist. Aber der eigentliche wissenschaftliche Teil der ozeanischen Morphologie,
nämlich die Erklärung der Formen, steht zur Zeit noch im Anfangsstadium, Es
muß auf diesem Gebiet notgedrungen mit Hypothesen gearbeitet werden; aber
die Topographie allein mit einigen wenigen geologischen und seismologischen
Hinweisen als einzigen Stützen ließen bisher der Phantasie zu großen Spielraum,
Gerade in der Gegenwart läßt sich eine schnelle Entwicklung exakter geophysi-
kalischer Meßmethoden beobachten, auf denen bereits wertvolle Erkenntnisse
über den Aufbau der unterseeischen Bodenschichten fußen und von denen eine
weitere Erschließung des ozeanischen Untergrundes zu erwarten ist. Einmal sind
es gravimetrische Messungen auf See, wie sie von F. A, Vening-Meinesz}}
mit dem Pendelapparat im U-Boot in Ostindien und auf den Reisewegen dort-
hin durchgeführt wurden, wie sie ähnlich auch in den letzten Jahren von den
Amerikanern im Amerikanischen Mittelmeer vorgenommen wurden?), Vielleicht
Jäßt sich diese sehr umständliche, nur auf U-Booten durchführbare Meßmethode
durch den neuen statischen Schweremesser von H, Haalck ersetzen, von dem
bereits sehr verheißungsvolle Messungen auf Überwasserschiffen vorliegen?)
Dann wären künftig systematische regionale Schweremessungen auf den Ozeanen
auf jeder meereskundlichen Expedition durchführbar. Weiterhin scheinen seis-
mometrische Methoden einen weiteren Fortschritt zur Erschließung des Unter-
grundes zu eröffnen. Besonders aus den Refraktions- und Reflektionsmessungen
der seismischen Wellen von künstlichen Explosionen auf den amerikanischen
Forschungsschiffen „Atlantis“ und „Oceanographer“, die mir bei unserem
Zusammentreffen mit der „Atlantis“ in Miami (Florida) zur Kenntnis kamen, hat
‘4, F, A. Vening-Meinesz, SE at Sea 1923—1932, Vol, I und II. Fubl.
of the Netherlands ‚Geodetic Commission; ft 1932, 1954, — *) M. Ewing, Gravity Measurements
on the U, 8.8, „Barracuda“, American Geophys. Union, Tr, 1937, S, 66 ff, Washington 1937. —
3 H. Haalck. Messungsergebnisse mit dem statischen Schweremesser auf der Nord- und Ostsee und
in Norddeutschland. Zeitschr. f. Geophysik, 1935, 8. 55 ff.
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