IN. Die ozeauographischen Arbeiten auf d. zweiten Teilfahrt d. Deutschen Nordatl, Expedition usw. 15
wurden ferner die Strommessungen der Ankerstation 385 ausgewertet und liegen
jetzt fertig vor. Im folgenden soll daher kurz über diejenigen vorläufigen Er-
gebnisse der beiden Ankerstationen berichtet werden, welche heute schon als
gesichert betrachtet werden können,
Der Unterschied im vertikalen Aufbau bei den beiden Stationen ist beträchtlich,
wie schon aus den Vertikalkurven der Temperatur (Abb. 2 und 3, S. 14) ersicht-
lich. Während bei der südlichen Station ein maximaler Temperaturgradient von
0.12° pro Meter auftritt, ist der größte Gradient bei der nördlichen Station fast
zehnmal kleiner, nämlich nur 0.016 pro Meter. Nach der Definition, die Defant®)
vegeben hat, kann von einer auffälligen Verstärkung des Gefälles in den
Vertikalkurven erst gesprochen werden, wenn das maximale Gefälle der Tempe-
ratur 0.1° pro Meter übersteigt. Bei der südlichen Station ist diese Bedingung
erfüllt, sie besitzt also eine ausgesprochene Sprungschicht, die nördliche dagegen
nicht, Das war auch zu erwarten, denn am gleichen Ort stellt Defant fest,
daß eine wirkliche Sprungschicht nur zwischen 15° N und 15° 8 vorhanden ist.
Unter diesen Umständen ist auch ein wesentlicher Unterschied in den Er-
gebnissen der Untersuchung von zeitlichen Temperaturänderungen der beiden
Stationen zu erwarten. Denn da anzunehmen ist, daß die zeitlichen Änderungen
in einer bestimmten Tiefe durch Hebung oder Senkung von anders temperiertem
Wasser in das betrachtete Niveau zustande kommen, so werden die zeitlichen
Änderungen in einer Tiefe dort am größten sein, wo auch der vertikale Gradient
am stärksten ist. N
Bei 385 sind die zeitlichen Anderungen so groß, daß in der Abb. 2 die Werte
von zwei extremen Serien dargestellt werden konnten; bei 438 mußten dagegen
die in jeder Tiefe überhaupt vorgekommenen höchsten und niedrigsten Tempe-
raturen durch je einen Kurvenzug verbunden werden, um die zeitlichen Ände-
rungen erkennbar zu machen (Abb. 3), Wenn man die vertikalen Gradienten
den zeitlichen Änderungen in einer Tiefe gegenüberstellt, so erhält man für die
beiden Stationen folgendes Bild:
Station 385 vert. Gradient 0.12° max, zeitl. Änd, 3.9°
„438 # „0.0169 % # „0.569
Verh. 385 : 438 » » 7.4 5 » „ 70
Die Übereinstimmung des Verhältnisses der vertikalen Gradienten und der
maximalen Änderungen bei beiden Stationen ist beachtlich,
Zeichnet man die Vertikalkurven der Temperatur für alle 60 Serien beider
Stationen und entnimmt man ihnen für jede Serie die Tiefenlage einer bestimmten
Isotherme, so erhält man ein Maß für die vertikalen Wasserbewegungen. Bei
Station 385 schwankt die Isotherme 24° zwischen den Tiefen 72 m und 105 m,
also um 33 m; bei Station 439 sind die äußersten Lagen der Isotherme 13° in
578 m bzw. in 505 m, die Schwankung also 27 m. Multipliziert man die ent-
sprechenden vertikalen Gradienten mit diesen beobachteten Tiefenschwankungen,
so müßten sich die beobachteten zeitlichen Änderungen in der Tiefe des maxi-
malen Vertikalgradienten ergeben:
Station | Vertikale | Beobachtete ; Errechnete ' Beobachtete
e Gradienten ! Tiefenschwankungen zeitliche Änderungen T
EEE La SEEN SE SE
385 0.129 33m 3.96° 3.9°
438 0.016° 27m 0420 _ 0,560 |
Ordnet man die 60 Werte für die Tiefenlage der genannten Isothermen in
fünf Reihen von je zwölf Stunden und bildet das Mittel für jede Stunde, so erhält
man die in Abb. 4 und 5 (S. 16) dargestellten mittleren Tiefenschwankungen, Bei
Station 385 wurden hierzu schon an Bord die unreduzierten Temperaturwerte
verwendet, welche eine fast ungestörte zwölfstündige Periode ergeben. Bei
Station 438 mußten in Anbetracht der sehr viel geringeren Temperaturänderungen
die reduzierten Temperaturen abgewartet werden. Trotz beträchtlicher Störungen
tritt aber auch hier eine zwölfstündige Periode deutlich hervor.
4) „Meteor“. Werk, Bd. VI, 1, 8. 324.