Kägi, E,: Einfluß d, Luftäruckes u, d. Windes auf d, Wasserstand an d. estländischen Küste. 547
bei den östlichen Stationen hatte sie mehr Östliche und bei den westlichen mehr
westliche Richtung. Im zweiten Fall hatte der Wind am Vortage nordöstliche
Richtung bei den westlichen und südöstliche Richtung bei den östlichen Stationen;
am Haupttage aber hatten alle Stationen südwestliche Windrichtung. Im dritten
Fall zeigten alle Stationen am Vortage und am Haupttage morgens südöstliche
Windrichtung, am Mittag des Haupttages aber schon südwestliche Richtung.
Besonders gut sehen wir die Änderung der Windrichtung im vierten Fall, wo
am Vortage 13h in Filsand SE- und am Haupitage um 13 NW-Wind herrschte;
auch in Reval war am Vortage um 13% ESE- und am Haupttage um 135 WNW-
Wind, d.h. an beiden Stationen änderte sich die Windrichtung um 180°,
Die Windstärken waren im allgemeinen am Haupttage größer als am Vortage.
Ferner ist es wichtig, die Windrichtungen und Geschwindigkeiten im der
westlichen Ostsee in den beschriebenen vier Fällen zu untersuchen: dazu dient
die Tab. 14, in der Angaben nach Mitteleuropäischer Zeit und Windgeschwindig-
keit in m/see gegeben sind,
In Tab. 14 ist der zweite Fall bemerkenswert, bei dem die im südwestlichen
Teil der Ostsee liegende Station Gjedser-Rer am Vortage mäßige südwestliche
Winde, Visby und Stockholm aber nordöstliche Winde hatten, Diese Gegenwinde
verursachten in der Mitte der Ostsee eine Konvergenz, mithin eine Hebung des
Wasserniveaus, im Finnischen Meerbusen hingegen eine Senkung, Der Wind
nahm sber auch im Östlichen Teil der Ostsee allmählich südwestliche Richtung
an und bewirkte eine schnelle Wassersteigung im Finnischen Meerbusen,
Aus allen obigen Betrachtungen geht hervor, das schnelle Wasserstandsände-
rungen von Winddrehbungen und schnellen Geschwindigkeitsänderungen abhängen,
Östliche (auch süd- und nordöstliche) Winde rufen eine aus dem Finnischen Meer-
busen heraus gerichtete Wasserbewegung hervor und dadurch eine Wasserstands-
erniedrigung; wenn aber der Wind rasch westliche Richtung annimmt und
gleichzeitig seine Geschwindigkeit wächst, dann bewegt sich das Wasser schnell
in den Finnischen Meerbusen zurück, Besonders klar zeigen das die letzten
drei Fälle, bei denen zm Vortage südöstliche und nordöstliche sehwache oder
mäßige Winde herrschten, am Haunpttage jedoch die Winde südwestliche und nord-
westliche Richtang annahmen, mit rasch wachsender Geschwindigkeit. Die letzte
Untersuchung beweist, daß die Hauptursache für das Steigen und Fallen des Wassers
an den betrachteten Stationen die Schwankungen der Windrichtung und -stärke sind.
IM. Untersuchung der ausgewählten Niedrigwasser,
1. Lage der Tief- und Hochdruckgebiete,
Wie schon bei den Untersuchungen der Hochwasser bemerkt, haben die
Tief- und Hochdrucke an Hochwassertagen besondere Lagen. Entsprechendes kann
man auch bei Niedrigwassertagen wahrnehmen, für welche die Hochdrucklagen
sich als besonders bedeutungsvoll erweisen, Für die Niedrigwassertage ist charak-
teristisch, daß sich das Hochdruckgebiet entweder im Raume Nordschweden—
Bottnischer Busen— Finnland befindet — das trifft in mehr als der Hälfte
aller Fälle zu — oder im mittleren Rußland. Der niedrige Luftdruck befindet
sich dann entweder bei Island oder in einem Gürtel, der sich von England durch
den südlichen Teil der Nordsee und weiter über die Ostsee bis nach Polen
erstreckt. Einzelne Depressionen befinden sich auch wohl in Süd-Europa, üben
indes keinen nennenswerten Einfluß auf die untersuchten Gebiete aus, Im all-
gemeinen kann man sagen, daß an Tagen der Niedrigwasser das Hochdruck-
gebiet im Norden oder im Osten liegt, das Tiefdruckgebiet sich @ber im Süden
oder Westen vom Fiunischen Meerbusen befindet; bei Fällen von Hochwasser war
die Lage sowohl der Tief- wie auch der Hochdruck gebiete annähernd umgekehrt,
2. Die Windrichtung und -geschwindigkeit an den Niedrigwassertagen,
a) Für jeden der Niedrigwasser-Vortage und -Haupttage sind die Wind-
richtungen um 134 in Tab, 15 zusammengestellt. Sie zeigt, daß in 19 Fällen am
Niedrig wasser-Haupttage in Reval Winde aus der Richtung von NE bis SE vor-
herrschen; nur in je einem Fall hat der Wind die Richtung N, W oder SSW.
Ann, ad. Herde. usw. 10068 Heft XL +