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Full text: 67, 1939

512 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1939, 
währende Anstieg erfolgt ungestört, dagegen Zeigt der Abstieg des Wassers eine 
Unterbrechung des stetigen Verlaufs: in seinem ersten Teil ist er im wesentlichen 
am 23. November beendet, und nachdem im Dezember und Januar eine Reihe 
von Störungen dominiert haben, setzt er am 6, Februar wieder ein und hält bis 
zum 18, März vor. 
Wie beim Lufttemperaturgang in Mitteleuropa, treten im Gang des Wasser- 
standes der Ostsee Störungen auf, Die Lufttemperatur kann man deshalb zum 
Vergleich heranziehen, weil in ihrem jährlichen Verlauf bestimmte Kalendertage 
sich hervorheben, an denen markante Temperaturstürze oder -anstiege statt- 
finden. Dort machen sich die Störungen — verursacht durch den „europäischen 
Monsun“ — am auffälligsten beim Maximum bemerkbar, ein kühler, regnerischer 
Sommer ist durchaus die Regel. Beim Wasserstand wird hingegen der gleich- 
mäßige Abfall gestört, der nach dem sommerlichen Hochwasserstand einsetzt, 
Dieses Verhalten der Jahreskurve erklärt Meissner formal damit, daß er neben 
der ganzjährigen Schwingung harmonisch eine halbjährige analysiert (11), Die 
Auflösung in harmonische Schwingungen genügt vollkommen dem groben Schema 
des aus Monatsmitteln gewonnenen Jahresganges, dem hier in Feinstruktur ge- 
gebenen Jahresgang wird dagegen nur die Deutung gerecht, daß sich dem 
Jahresrhythmus ein 74tägiger Zeitraum winterlicher Störungen über- 
lagert, Die während dieser Zeit auftretenden Schwankungen im Wasserstand 
in „Marienleuchte“ sind durch erhöhte winterliche atmosphärische Zirkulation 
bedingt. Das Auf und Ab der Wasserstandskurva dieser Periode erklärt sich 
durch den erhöhten Windstauw und die Sonderstellung, die der Kieler Bucht als 
Schleuse im Ausgleich der unterschiedlichen Wasserstände in Ost- und Nordsee 
zukommt. Bei genauerer Betrachtung der winterlichen Verhältnisse erkennen 
wir einen Unterschied zwischen Hochwasser (HW) und Niedrigwasser (NW)%). 
Sieben HW stehen fünt NW gegenüber, wobei in auffallender Weise die HW 
jeweils gepaart auftreten: 11. Dezember und 16, Dezember; 26. Dezember und 
30. Dezember; 13. Januar und 17, Januar, Nach je vier Tagen folgt dem ersten 
HW ein zweites, Es liegt nahe, darin den Einfluß der viertägigen Luftdruck- 
schwingung zu erblicken, die ihren Amplitudensitz über Südskandinavien hat 
(12) (18). Die Unterbrechung des viertägigen Rhythmus zwischen dem 16, Dezember 
und 26, Dezember und zwischen dem 30. Dezember und 13, Januar ist aus der 
Auswirkung der Luftdruckwellen auf die Wetterlage verständlich (13), 
Die Zweiteilung der Jahreskurve des Wasserstandes in gestörten und 
ungestörten Anteil erkennt man Taryor_ der Zusammenstellung in Tab. 5, 
; x & 3 ort sind die höchsten und niedrigsten 
Tabelle 5 En eh hessen Wasserstände angegeben, die aus Abb, 4 
entnommen werden können, und in 
den letzten beiden Spalten sind die 
Unterschiede gegenüber dem voran- 
gegangenen (4,) bzw. nachfolgenden {ds} 
Minimum bzw, Maximum verzeichnet, 
Die sommerlichen HW heben sich gegen- 
über den benachbarten Wasserstands- 
minima weniger stark hervor als die 
winterlichen NW gegenüber den he- 
Aa —- nachbarten Maxima: dieser Unterschied 
dürfte nicht auftreten, wenn die winterlichen und sommerlichen Wasserstands- 
schwankungen von gleicher Größenordnung wären. 
Abb. 4 zeigt weiterhin, daß an 147 Tagen Wasserstände über Mittelwasser (MW)} 
auftreten gegenüber 215 Tagen mit niedrigerem Wasser als MW. In der unge- 
störten Jahresperiode hohen Wasserstandes treten Wasserstände unter MW nicht 
auf, in der gestörten Winterperiode treffen wir dagegen oft Wasserstände von 
über MW an. Mit anderen Worten: die 12960 Tagesmittel sind nicht gleich- 
mäßig über das Jahr verteilt, sonst müßten sich entsprechend dem Jahresrhythmus 
+) Unter HW und NW versteht man io der Ostsee hohen und niedrigen Wasserstand unab- 
hängie von der Tide,
	        
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