504 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1939,
vom Wind getriebene feinste Schneestaub riesige
Entfernungen und wird dabei hoch emporgehoben;
x dringt überall durch, Diese Schneestürme sind
nit den starken Sandstürmen Mittelasiens zu ver-
zleichen, Die Dächer schützen nicht gegen den
Schnee der Purga, Der Schnee türmt sich zu einer
festen Wand anf, die man nur mit Mühe durch-
schlagen kaon, Mitunter schneien die Häuser bis
m den Dächern ein. In der dunklen Zeit macht
lie Purga fast keinen sichtbaren Eindruck. Die
Frühlingsschneestürme erreichen bei wolkenlosem
Himmel und blendend heller Sonne oft eine un-
wahrscheinliche Stärke,
Was die thermischen Verhältnisse beirifft, so
nflegen auf der Insel keine hohen Kältegrade zu
herrschen, In 5 Jahren zeigte das Thermometer
nicht einmal mehr als 48° Kälte, Der Winter
Jauert dort 9 Monate, Die Frühlingsmonate —
März, April nod Mai — sind die beste Zeit anl
der Insel nach der Zahl der hellen, sonnigen Tage,
Wenn € in der Luft kalt ist, füllt das Thermo-
meter oft unter 30°, Mit dem Beginn des Schmelzens
und der Zerstörung des Eises bezieht der Himmel
sich öfter mit einer diehten Bewölkung, Je freier
das Wasser im Meer ist, desto mehr Bewölkung
ist am Himmel. Im Sommer, wenn das Meer
röllig frei ist, ist der Himmel fast fortwährend
bewölkt, oft mit einem dichten milchartigen Nebel
bedeckt; es kommen die herbstlichen Staubregen,
Die warme Periode des Jahres -— der Sommer —
dauert nur sehr kurze Zeit, Gewöhnlich hält sich
die Temperatur im Sommer auf 4° bis 5° Wärme;
ein Tag, an dem sie sich auf 6° bis 8° erhöht,
wird für sehr warm angesehen, An seltenen —
„heißen“ — Tagen steigt das Thermometer auf 10°
bis 12° über Null, Das Steigen der Temperatur
auf 10° bis 12° Wärme tritt seltener auf als das
Fallen bis 3° bis 5° unter Null au einigen Sommer-
tagen, Die gewöhnliche Erscheinung im Sommer
sind Nebel, Im Höhepunkt des Sommers können
intensive Schneefälle eintreten, aber der Schnee
schmilzt gleich wieder,
Gewitter werden auf der Insel fast gar nicht
beobachtet — in 5 Jahren ein schwaches.
Die Wrangel- Insel liegt in der Zone der
Maximalzahl der Polarlichter; deswegen werden sie
dort oft beobachtet. Sie erscheinen in den herr-
lichsten Farben und verschiedenartigsten Formen,
Tab. 1 zeigt die durchschnittlichen Monats-
temperaturen, die absoluten Temperaturmaxima, die
absoluten Temperaturminima, die Niederschlags-
menge (in mm), die Zahl der Tage mit Polarlicht,
die Zahl der Tage mit Nebel, Glatteis, Schnee,
Regen in den letzten 10 Jahren (1926/27 —1935/36),
Hedwig Stoltenbere.
Ad. S. Jensen: Concerning a Change of Climate
During Recent Decades in the Arctic and Subarcetic
Regions, front Greenland in the West to Eurasia
in {he East, and Contemporary Biological and
Geophysical Changes, Det Kgl. Danske Videns-
kabernes Selskab. Biologiske Meddelelser XIV,
8, 76 8. m 2 Karten. Kopenhagen 3939,
Nachdem jetzt von wmeteorologischer Seite
schon ein recht umfangreiches Material über die
derzeitige Erwärmung der Polargebiete beigebracht
worden ist, sind wir Herrn Prof, Jensen zu
zroßem Dank verpflichtet, daß er erstmals eine
zusammen fassende Bearbeitung der Auswirkung
der Zirkulationszunahme auf den Lebensraum der
Meeresfauna unternommen hat, Zugleich hat der
Verfasser auch die über diesen Gegenstand vor-
jegenden meteorologischen, hydrographischen und
zlaziologischen Arbeiten zusammenfassend behandelt,
lie sämtlich in völliger Übereinstimmung ergeben,
Iaß zur Zeit in der Arktis eine Temperaturerhöhung
zeraltigen Ausmaßes zu verzeichnen ist.
Als Meteorologe ist man doch noch überrascht,
ron welch einschneidenden Folgen wirtschaftlicher
Art die derzeitige Klimaänderung begleitet ist.
So beirug z. B. der Ertrag der westgrönländischen
Dorschfischerei im Jahre 1911 18 Tonnen und
rermochte bis 1925 nur allmählich auf 250 Tonnen
zuzunehmen, dann erfolgte eine sprunghafte
Entwicklung, so daß der jährliche Ertrag seit
1930 zwischen 6000 ımd 8000 Tannen schwankt,
'n diesem Zusammenhang ist es besonders be-
nerkenswert, daß z. B. um 1820 herum der
Dorsch längs der grönlänudischen West»
küste ebenfalls in großen Mengen auftrat
and dort, mit. einigen Unterbrechungen, bis zum
Jahre 1850 angetroffen wurde, zu welchem Zeit-
punkt die Dorsch-Fischerei plötzlich zu Ende war,
Man erkennt hier unschwer die großen Zu-
zammenhänge zur Anderung der allge-
neinen Zirkulation und dem Verhalten der
VYintertemperatur sowohl in Europa wie im
Nordamerika, wo die letzte Wüärmeperiode vor elwa
00 Jahren ebenfalls zu Ende gegangen war,
Gerade jetzt scheint das neue Maximum
dieser etwa 90 jährigen Periode der Zirku-
ationsschwankung überschritten zu sein, so daß
z.B. Jensen in einem Nachwort schon hervor-
aeben kann, daß seit zwei Jahren wieder
ine merkbare Abnahme der Wassertempe-
ratur in den grönländischen Fjorden und
:än entsprechender südlicher Rückzug der den
Nordatlantik bevölkernden Fischarten und ein
aeues Vordringen arktischer Familien zu ver-
zeichnen ist,
Wie rasch dabei der gesamte Ertrag reduziert
werden kann, mag man aus der abrupten Beendigung
ler letzten Fischfangperiode in den Gewässern
westlich Spitzbergen ersehen (S. 52): „Von (1874)
an beteiligte sich Norwegen in ausgedehnten
Maße an der Fischerei längs der Westküste
von Spitzbergen bis einschließlich 1882, und
die jährlich allein in Tromsö und Hammer:
fest gelandeten Fänge beliefen sich zwischen
147000 und 5695000 Dorschen, Aber im Jahre
1888 kehrten alle Fahrzeuge ohne einen Fang
heim; das Gesamtergebnis waren 8 Dorsche
— die Fischfangperiode westlich von Spitz-
bergen war zu Ende, .... Spätere Versuche
zur Wiederbelebung der Spitzbergen- Fischerei,
die im Jahre 1898 und 1901 von deutscher
und norwerischer Seile üUnlernommen Wurden,
liefen negativ aus. Erst 19238 und 1924 wurden
Zurch die Norweger neue Versuche angestellt,
und der Dorsch wurde wieder gefunden, aber
erst in wenigen Ezemplaren, Im Jahre 1925
waren sowohl Dorsch wie Scheitfisch reichlich
vorhanden, und von beiden wurden gute
Fänge in den Jahren 1926, 1980, 1981 und 1932
heimgebracht. Die Folge dieser Versuche
war der Beginn einer regelmäßigen Handels-
Fischerei an den Westbänken von Spitz
bergen. im Jahre 1934; 1936 nahmen etwa
200 Dampfer miiß 1500 Mann daran teil,
und die Fänge überstiegen 4500 Tonnen,
hauptsächlich Dorsch und Schellfisch, mit
sinem Wert von etwa 1,2 Millionen Kronen“,
Bei der Büäreninsel waren die Verhältnisse
ähnlich (S. 531: „Ebenso wie bei Spitzbergen