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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1939,
Zusammenfassung.
Einführend wurde eine Kern-Windrose besprochen, aus der sich die Zusammen-
fassung der verschiedenen Windrichtungen nach See- und Landwinden ergab.
Die Windrichtungen von SSW bis NW umfassen den Seewind, diejenigen von
NE bis S den Landwind, Die örtlich und zeitlich stärker gestörten Richtungen
NNW, N und NNE bleiben unberücksichtigt, Der Unterschied der Kernzahlen
bei See- und Landwind tritt deutlich zutage.
Hieran schloß sich die Zuordnung der Kernzahlen zu den verschiedenen
Luftkörpern, Für die polar-maritimen Luftkörper ergab sich die niedrigste
Kernzahl von 2000, über die maritimen zu den tropisch-maritimen nahm dieselbe
auf ungefähr 3000 zu, X und P weisen Werte von 3300, und J und PC solche
von ungefähr 3700 auf, Im rein kontinentalen Luftkörper lag die Kernzahl
bei 4400, In den tropischen Luftkörpern steigen die Kernzahlen stark an und
ergaben für tropische 5300 und für tropisch-kontinentale Luftkörper den höchsten
Wert von 7300 Kernzahlen,
Der jährliche Gang der Pentadenmittel der Kernzahlen zeigte einen sehr
ähnlichen Gang zu den gleichen Mittelwerten der Seewindhäufigkeit, In 5tägigen
Zeiträumen wurden Kernzahlen, und zwar fast 6000 bei 0% oder fast 0% See-
windhäufigkeit von Anfang Mai bis Ende September beobachtet, In den übrigen
Monaten wurden bei fast gleicher Seewindhäufigkeit 4000 Kerne selten über-
schritten, Bei einer Hinzunahme der Windstärke ergab sieh ferner, daß in aus-
geprägten Seewindperioden mit steigender Windstärke die Kernzahlen zunahmen,
Die Beziehungen der Kernzahlen zu den meteorologischen Elementen ließen
folgende Tatsachen erkennen,
Es ergab sich, daß bei Seewind die Kerne mit auffrischender Windstärke
zunehmen, was durch die Windwirkung auf die Meeresoberfläche und die Spritz-
wassertheorie von Cauer erklärt werden kann, Bei Landwind dagegen ergab
sich eine Abnahme des Kerngehaltes mit zunehmender Windstärke, Dieses kann
dadurch erklärt werden, daß beim Übertreten der kontinentalen Luftmassen auf
das Wattenmeer die Anreicherung mit Suspensionen fast aufhört und weiter da-
durch, daß die Kerndichte in den verschiedenen Atmosphärenschichten durch den
Austausch in diesen wesentlich beeinflußt wird. Auf Grund von Kurvendar-
stellungen über das Verhalten des Austausches mit der Höhe, die dem Buche
von Lettau (7) „Atmosphärische Turbulenz“ entnommen sind, ergab sich folgendes
Bild. Bei geringer Windgeschwindigkeit zeigt der Austausch eine geringe Zu-
nahme in der Bodenschicht, in der Oberschicht wird er gleichbleiben oder ab-
nehmen. Infolge des geringen mittleren Austausches werden die Suspensionen
größtenteils in der Bodenschicht sitzenbleiben, wodurch die großen Kernzahlen
bei kleiner Windstärke resultieren, Bei hoher Windgeschwindigkeit am Boden
und der entsprechend größeren in der Höhe nimmt der Austausch in der Boden-
schicht mit der Höhe stark zu und ist im Mittel auch in der Oberschicht größer,
wodurch eine Verarmung des Kerngehaltes in den untersten Schichten bewirkt
wird und sich die geringeren Kernzahlen bei hoher Windstärke ergeben.
Bei den verschiedenen Feuchtigkeitsstufen zeigten die Kernzahlen kein ein-
deutiges Verhalten, Bei Seewind war die Tendenz einer geringen Zunahme der
Kernzahlen mit steigender Feuchtigkeit festzustellen, Bei Landwind ergab sich
eine Zunahme nur bis gegen 70% relativer Feuchtigkeit und darüber hinaus
wieder eine gleichmäßige Abnahme bis 100%.
Die Reinheit und die gleichmäßige Struktur des maritimen Kern-Aerosols
führte die Beziehung der Kernzahlen zur Sicht vor Augen. Besser werdende
Sicht ergab eine fast lineare Abnahme der Kernzahlen, Bei Landwind konnte
eine Zunahme der Kernzahlen bis Sichtstufe 6, eine Abnahme bis 8 und wieder
eine Zunahme bis Sichtstufe 9 festgestellt werden,
Die festgestellten Resultate ergaben sich aus den 11t.Beobachtungen. Da
für den 17b-Termin für 9 Monate Kernzählungen vorlagen, wurden diese in der
gleichen Weise bearbeitet. Trotz des geringeren Materials ergaben sich nur
ganz geringfügige Abweichungen in den zeitlich verschiedenen Kurven. Größten-
teils war die Übereinstimmung sehr gut, so z, B. bei herrschendem Landwind und