‚94 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1939,
Wenn auch der wirkliche Verlauf des Austausches mit der Höhe, infolge des
Richtungs- und Geschwindigkeitsunterschiedes von wirklicher Windstärke und
Gradientwindstärke, einen gewissen Unterschied bedingt, so besteht doch im groß-
zügigen Verlauf Übereinstimmung. Lettau schreibt am Schluß der Besprechung
der Abb. 5 in seinem Buche:
„Nur wenn die Vertikalturbulenz in thermische Konvektion übergeht,
sind grundsätzliche Änderungen dieser Höhenverteilung zu erwarten,“
Die thermische Konvektion können wir aber beim Überströmen der Luft-
massen über das Wattenmeer und bei der Verwendung von Messungen, die sich
über das ganze Jahr erstrecken, weitgehend vernachlässigen,
Zwecks weiterer Stützung der in Abb, 5 gebrachten Höhenverteilung
des Austausches und der Zusammenhänge mit der Turbulenz und der
Windstärke sei auf Kap. VIII, $ 40 bei Lettau (7) verwiesen,
Für eine Erklärung des eigenartigen Zusammenhanges zwischen dem Kern-
gehalt und der Bodenwindstärke ergibt sich dann auf Grund der Beziehungen
des Austausches zur Höhe und des Windes nach Abb. 5 folgendes Bild,
Bei ihrem Weg, den die Luftmassen über das Festland zurücklegen, wird
zunächst die Bodenschicht mit Suspensionen angereichert; je nach der Stärke des
Austausches wird auch eine Anreicherung der Oberschicht stattfinden, Tritt nun
sine Luftmasse mit geringer Windgeschwindigkeit auf das Meer hinaus, und nimmt
dieselbe mit der Höhe nicht stärker als gesetzmäßig zu, so zeigt der Austausch
sine geringe Zunahme in der Bodenschicht, in der Oberschicht wird er abnehmen
oder gleichbleiben. Das bedingt aber, daß die Suspensionen größtenteils in der
Bodenschicht sitzenbleiben. Bei hoher Windgeschwindigkeit am Boden dagegen
und der entsprechend höheren Geschwindigkeit in der Höhe nimmt der Austausch
in der Bodenschicht mit der Höhe stark zu und ist im Mittel auch in der Ober-
schicht größer, was eine stärkere Durchmischung der planetarischen Grenzschicht
bedeutet. Da bei dem kurzen ostwestlichen Wege über das Wattenmeer nur eine
unwesentliche Aufnahme von Suspensionen stattlindet, wird die Kerndichte in
den untersten Bodenschichten abnehmen, wodurch sich bei hohen Windstärken
geringere Kernzahlen am Boden als bei niedrigeren ergeben,
Allgemein zeigen die Beobachtungen, daß die Kernzahlen selbst bei Landwind
auf der Insel Föhr Werte erreichen, die wesentlich unter den Werten des Fest-
landes liegen, Es ist also anzunehmen, daß die Luftmassen bei ihrem Weg über
Schleswig-Holstein and die angrenzenden Gebiete nicht in dem hohen Maße ver-
unreinigt werden oder daß sich ein bestimmter Teil schnell sinkender Kerne
über dem Wattenmeer absetzt,
Ein anderer Teil sehr schwebefähiger Kerne wird bei hohen Windgeschwindig-
keiten in höhere Luftschichten abgeführt.
Bei der Besprechung der Kernzahlen in Abhängigkeit von der Seewindstärke
wurde auf die Bedeutung der hohen Windgeschwindigkeiten für die Entstehung
von Kernen und ihre physioklimatische Bedeutung verwiesen und man sieht jetzt,
daB auch hohe Landwindstärken von bioklimatischer Bedeutung sind, weil sie
die unteren Luftschichten einer schnellen Reinigung zuführen. Bemerkenswert
ist, daß, wie aus Abb. 4 zu entnehmen ist, der Kerngehalt bei den Windstärken
zwischen 7 und 8 Bf. der kontinentalen Luftmassen denjenigen der maritimen
Luftmassen erreicht und sogar unterschreitet, Was natürlich noch nicht sagt,
daß die beiden Lultmassen bioklimatisch gleichzusetzen sind oder physikochemisch
den gleichen Reinheitsgrad haben. Aber es ist ein weiterer Hinweis dafür, daß
die hohen Kernzahlen bei hohen Seewindstärken durch das Einwirken des Windes
auf das Meerwasser entstehen,
Die Beziehungen des Kondensationskerngehaltes zur relativen Feuchtigkeit
bei Sege- und Landwind zeigen die Kurvendarstellungen der Abb. 6 und 7. Für
die Zuordnung der Kernzahlen werden bestimmte Intervalle gewählt, z, B. 60 bis
59%; der diesem Bereich entsprechende Mittelwert ist bei 65% eingetragen, die
Kernzahlen für 100% werden gesondert betrachtet,
Die Seewindkurve der Abb, 6 verläuft nahezu zickzackartig mit einer Tendenz,
die bis 95% eine geringe Zunahme der Kernzahlen mit steigender relativer