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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1939,
4. Die Beziehung der Kernzahlen zur Windstärke, relativen Feuchtigkeit
und Sicht bei See- und Landwind,
Die Beziehungen der Kondensationskerne zu den meteorologisehen Elementen
sollen im folgenden für maritime und kontinentale Wetterlagen gesondert zu-
sammen- und gegenübergestellt werden, um zu sehen, welche Eigentümlichkeiten
sich für das maritime und kontinentale Kern-Aerosol ergeben,
Bei der Besprechung des jährlichen Ganges ergaben sich schon Anhalts-
punkte über den Einfluß der Windstärke auf die Höhe des Kerngehaltes, hei
gleicher oder zunehmender Seewindhäufigkeit und auffrischender Windstärke.
Wenn man nun für See- und Landwind getrennt für die 11%-Beobachtungen den
verschiedenen Windstärken die beobachteten Kernzahlen zuordnet und den Mittel-
wert bildet, so ergeben sich hieraus die beiden Kurven der Abb. 3, Die aus-
gezogene Kurve zeigt für Seewind im großzügigen Verlauf eine Zunahme der
Kernzahlen mit größer werdender Windstärke, Die gestrichelte Kurve — für
Landwind — weist von 1 bis 2 Bf. ansteigende und dann mit Ausnahme bis 5 Bf.
abnehmende Kernzahlen auf.
Um nun feststellen zu können, welche Bedeutung dem Kurvenverlauf und
seinen einzelnen Schwankungen beizulegen ist, wurden für den 17b-Termin die
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femzählen Zecm termnzahlen "ccm
Abb. 3, Abb. 4.
Windstärken und mittlere Kernzahlen Windstärken und mittlere Kernzahlen
nach 11b.Beobachtungen, nach 17b. Beobachtungen.
yleichen Berechnungen durchgeführt, Hierfür lagen Messungen aus den Monaten
März und Mai bis Dezember vor. Trotzdem diese Kernbeobachtungen einen
zleineren Zeitraum umfassen, zeigen die Kurven der 17h-Beobachtungen (Abb, 4)
im rohen fast den gleichen Verlauf. Die Kurve für Seewind der Abb, 4 zeigt
noch deutlicher die Zunahme der Kernzahlen mit steigender Windstärke. Die
gestrichelte Kurve gibt von Windstärke 1 bis 2 zunehmende und darüber hinaus
abnehmende Kernzahlen an.
Wenn man versucht, den Verlauf dieser Kurvendarstellungen zu erklären,
so ist dieses für Seewind auf Grund einfacher Vorstellungen möglich, während
bei Landwind die Austauschverhältnisse in den untersten Atmosphärenschichten
berücksichtigt werden müssen,
Da die Luftbewegung mit zunehmender Geschwindigkeit einen immer größer
werdenden Einfluß auf die Meeresoberfläche ausübt, was sich ja auch in der
Wellenbewegung des Meeres zeipt, ist es klar, daß bei steigender Windstärke
immer mehr Meerwassertröpfchen in die Luft gelangen und so die Anzahl der
Suspensionen steigt, Cauer (:) begründet die Entstehung der Kerne durch die
Spritzwassertheorie. Er schreibt:
„Man stellt sich hierbei allerdings nicht vor, daß mit dem Wasser
auch Salze aus dem Meere abdampfen, sondern vielmehr, daß die kleinen
in ausgesprochen trockene Luft verspritzten Meerwassertröpfchen soviel
ihres Wassergehaltes einbüßen, daß konzentriertere hygroskopische Salz-
lösungen entstehen, deren Oberfläche, jedenfalls u. a. infolge des Einbaues
von Wasserdampfimolekülen in Komplexverbindungen der gelösten Salze,
ginen erhöhten Dampfdruck bedingt.“