Annalen der Aydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1939,
2. Entwicklung am 19. August, (Hierzu Abb, 2.)
a) AL-Front: Bis zum 19, abends 19h rückt die AK-Front nur bis zur Höhe
des Kanals und der deutschen Nordseeküste vor. Sie verliert ziemlich stark an
Wetterwirksamkeit und ist am Abend im Westen, was das Niederschlagsfeld
oetrifft, nur noch lückenhaft ausgeprägt, im Temperaturfeld allerdings klar
erkennbar. Nur über Dänemark und der Nordsee, wo die wärmere Luft teilweise
aktiv wird, zeigt sich ein größeres geschlossenes Niederschlagsgebiet,
b) Die TL: Die TL setzt sich an der Westflanke des ostwärts abwandernden
Hochs weiter durch. Dazu kommt die fortschreitende Alterung der ehemaligen
M-Luft über dem Festland infolge Absinkens und Einstrahlung. Die Haufen-
wolkenbildung bleibt am 19, in Süddeutschland bis nach Mitteldeutschland hin-
ein, ebenso über Frankreich minimal! Eine klare Grenze zwischen der neu aus
dem westlichen Mittelmeer zunächst über Südfrankreich, später auch über die
Alpen herangeschafften echten subtropischen Warmluft und der kontinental
gewordenen Luft über dem europäischen Festland läßt sich infolgedessen nicht
mehr erkennen, es erfolgt vielmehr gegen die Nord- und Ostseeküste ein allmäh-
licher Übergang in die kühlere und feuchtere M-Luft, Die Temperaturwerte des
Münchener Nachmittagsaufstieges erreichen (bis in das 5 km-Niveau) fast die
Werte des Morgenaufstieges von Toulouse, allerdings beträgt die Feuchte nur
zwischen 20 und 30%, 80 daß die subtropischen Werte hier durch Absinken, vor
allem auch durch die Föhnwirkung der Alpen, bedingt sind. Im Gebiet der
Rhone steigt das Tagesmaximum der Temperatur am Boden auf über 30° bei
südlichen Winden, in Deutschland werden außer der Küste 25° überschritten. In
Nordfrankreich liegt dagegen die Mittagstemperatur nur zwischen 20° und 25°,
bei fast wolkenlosem Wetter! Es handelt sich also hier um die kontinental
gewordene (geringe Feuchte!) ehemalige M-Luft. Aus diesem Grunde ist auch
die verhältnismäßig geringe Ausbildung der AL-Front verständlich: Die zur
Verfügung stehenden Feuchtigkeiten sind nicht allzu groß, Andererseits besteht
zwischen der TL und der M-Luft bei dem allmählichen Übergang und unter der
Absinkbewegung des östlichen Hochs keine Weiterwirksamkeit.
c) Die M-Front über Frankreich, Mit der am 19, früh über Südfrankreich
nordwärts vordringenden subtropischen Luft ist aber noch ein anderer Vorgang
verbunden, Der TL-Strom, hervorgerufen durch das östliche Hoch, ist ja nach
Westen infolge der Druckverteilung nicht beliebig ausgedehnt, Diese zeigt nach
der Abtrennung des Südosteuropahochs zwischen diesem und dem atlantischen
Hoch eine flache Tiefdruckrinne, auf deren Ostseite die TL_nordwärts strömt,
während auf der anderen Seite um das festliegende atlantische Hoch herum von
der Biskaya und Spanien her ziemlich milde Meeresluft (aber keine subtropische
Luft!) ostwärts geführt wird. Im Laufe des 19, kommt es so über Südfrankreich
zur Ausbildung einer flachen Störung und einer Kaltfront der M-Luft gegen die
aordwärts vordringende TL, Um 14b liegt diese zweite Kaltfront etwa Roche-
[ort— Pau in Südwestfrankreich. Alle östlich gelegenen Stationen melden bis ins
Rhonetal acu cast, also in der Höhe vordringende kühlere Luft aus SW bis W,
Es handelt sich dabei keinesfalls um die AL-Front, die um diese Zeit eben den
Kanal erreicht, Auch meldet keine einzige nordfranzösische Station vor der
AK-Front acu cast, Diese zweite Kaltfront, die milde Meeresluft gegen TL führt,
(öst bei ihrem weiteren Vordringen in Südfrankreich Gewitter aus. Um 19% meldet
Toulouse im Witterungsverlauf Gewitter, Um 19 liegt die Front kurz vor dem
Rhonetal, nördlich Dijon verliert sie sich, da hier ja die Luftmassengegensätze
wegfallen: Nordfrankreich liegt ja nicht in subtropischer Luft, sondern in einer
wenig verschiedenen Luftmasse! Die Abkühlung hinter der Front ist ziemlich gering,
am 194 herrschen vor der Front Temperaturen von 25° bis 28°. dahinter 20° bis 23°.
3 Die Wetterlage am 20. August und die daraus folgende Zyklogenese
am 20./21. August. (Hierzu Abb. 3 bis 9.)
Die beiden wesensverschiedenen Kaltfronten sind unbedingt auseinander-
zuhalten, um den Fortgang der Wetterentwicklung klar verfolgen zu können. Im
Laufe des 20, werden die Erscheinungen mit der Annäherung der AL-Front an