Immler, W.: Die trausversale Merkatorkarte u, ihr Gebrauch in d, astronom, u. Funknavigation, 461
ergibt sich aus nebenstehender Zusammenstellung der Breitenverschiebung auf
dem Mittelmeridian für den Leitpunkt, wenn der Senderabstand vom Mittel-
meridian 600 sm bzw. 1200 sm beträgt. Der Fehler fällt mit wachsendem
Azimut und bedeutet bei Azimuten unter 90° eine Breitenversetzung nach dem
Pol hin, bei Azimuten über 90° vom Pol weg. Der Fehler ist also bei Azimuten
zwischen 60° und 120° bis zu Entfernungen von 1200 sm,
zwischen 30° und 150° bis zu Entfernungen von 600 sm
erträglich. Der Fehler ist unabhängig von der Breite,
Bei den normalen Reichweiten unserer Sender läßt sich
demnach ohne weiteres in der transversalen Merkator-
karte mit dem Kursdreieck allein arbeiten und auf die
Peilrose verzichten,
Die Karte gibt auch sinnfälligen Aufschluß über
den Breitenfehler des Leitpunktes auf dem Mittel-
meridian, der infolge der Unsicherheit einer Peilung
auftritt, Ist die Peilung z. B. um einen Grad unsicher,
50 verschiebt sich die Peilrose um einen Betrag auf
der Karte auf und nieder, der dem Abstand zweier -
benachbarter Peilstrahlen in der Gegend des Senders in Richtung parallel zum
Mittelmeridian entspricht. Dieser Abstand ist im Maßstab des Mittelmeridianes
zu messen und nicht im Maßstab, der an Stelle des Senders gilt,
Endlich ist noch der Erwähnung wert, daß die transversale Merkatorkarte
in Verbindung mit der Peilrose ein sphärisches Dreieck vollständig auszumessen
gestattet, Denkt man sich (Abb. 6} zunächst die eine Seite a des Dreiecks vom
Pol B aus auf den Mittelmeridian gelegt, die gegenüberliegende Ecke A irgendwo
in die Karte, 8o gibt die Karte selbst zunächst in dem Meridian BA nach dieser
Ecke ein Bild der zweiten Seite co, Legt man noch die ausgerichtete Peilrose
mit ihrem Mittelpunkt auf die dritte Ecke C im Mittel-
meridian, 80 ist einer der Peilstrahlen, der dann von C
nach A läuft, die Wiedergabe der dritten Seite b. Man hat
demnach eine vollständige und ausmeßbare ebene Ab-
bildung eines sphärischen Dreiecks durch gerade bzw.
nach dem Gesetz (3) gekrümmte Linien. Ausmeßbar sind
zunächst die Winkel, weil die Karte winkeltreu ist, Der
Winkel bei B tritt als „Längenunterschied“ in der Karte,
der Winkel bei C als „Peilazimut“ in der Rose auf. Da die
Meridiane der Karte graduiert sind, so lassen sich ohne
weiteres die sphärischen Entfernungen der Ecke B von A
and € abzählen, Benutzt man eine nach Entfernungen
gradujerte Peilrose, so gelingt dies auch bei der dritten
Seite. Selbst das sphärische Lot von A nach dem Mittel-
meridian bildet sich sogar geradlinig ab und kann längen-
mäßig durch einen Randmaßstab ausgemessen werden, Die
Ausmeßbarkeit eines beliebigen in der Karte wiedergegebenen
sphärischen Dreiecks läßt sich ebenfalls immer durchführen,
da man die ausgerichtete Peilrose immer so verschieben
kann, daß zwei Kartenpunkte durch einen Peilstrahl ver-
bunden werden, Sind die Peilstrahlen also auch strecken- Abb. 8.
mäßig graduiert, so lassen sich trotz der Krummlinigkeit der
Seiten die sphärischen Entfernungen zweier in der Karte niedergelegten Punkte
abzählen. Die Winkelbestimmung ergibt sich aus der Winkeltreue des Entwurfes.
Damit sind wir aber wieder an den Ausgangspunkt unserer Betrachtungen
zurückgelangt, Denn in der Benutzung einer graduierten Peilrose auf einer
transversalen Merkatorkarte liegt auch das nautisch-astronomische Problem be-
schlossen. Man wählt in der Karte den gegißten Ort auf dem Mittelmeridian
und legt in dieselbe Karte gemäß Stundenwinkel (Zeitwinkel) und Abweichung
das Gestirn ein, Dann legt man die Peilrose, ausgerichtet nach dem Meridian,
mit ihrem Mittelpunkt auf den gegißten Ort und findet in ihr einen Azimutstrahl,
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