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Full text: 67, 1939

Kleinere Mitteilungen. 
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maritime Luftmasse vorgelagert war. Die subtropische Luft wurde erst infolge 
der Umgestaltung der Druckverteilung auf der Westflanke eines nach Osten 
abziehenden Hochdruckgebietes herangeführt, 
Im einzelnen ergibt die Analyse der Wettervorgänge: 
1. Wetterlage bis 19, August morgens, 
Im Laufe des 17. August wurde Deutschland auf der Rückseite eines nach 
Skandinavien wandernden Tiefdruckgebietes von Polarluft überflutet. Anschließend 
kam es rasch zum Aufbau eines Hochdruckkeiles vom atlantischen Hoch bis nach 
Mitteleuropa herein, wobei sich schon am Abend des 18. eine selbständige Hoch- 
ädruckzelle über dem Festland loslöste und ostwärts abzuwandern begann, Auf 
ler Vorderseite eines neuen atlantischen Tiefs wurde inzwischen von West mildere 
maritime Luft herangeschafft, die sich am Morgen des 19. bereits bis ins Oder- 
gebiet ausgebreitet hatte, ohne aber eine stärkere Wetterwirksamkeit (vom Küsten- 
gebiet abgesehen) zu entfalten, da die vorgelagerte polare Luft infolge Sonnen- 
einstrahlung und der Absinkbewegung infolge Hocheinflusses rasch alterte und 
sich erwärmte. Am Morgen des 19. ergab sich somit folgendes Bild (Abb, 1): 
Bis etwa zum 15. Längengrad lag das europäische Festland im Bereich milder, 
weiter nach Osten vordringender maritimer Luft, die ins Festland hinein durch 
Einstrahlung und Absinken mit der Zeit immer mehr kontinentalen Charakter 
annahm. Das neue atlantische Tiefdrucksystem hatte sich ziemlich rasch ostwärts 
verlagert und zeigte zwei Kerne: einen bei den Shetlandinseln und einen im 
Meergebiet südlich von Island, Auf der Rückseite strömte in breitem Strome 
arktische Luft (AL) südwärts, deren Front — von SW nach NE verlaufend — 
um 8% Irland und Schottland schon überquert hatte, ‘Die Front war gekenn- 
zeichnet vor allem durch ein präfrontales Niederschlagsgebiet, nach ihrem Durch- 
zug trat rasch Besserung und Übergang zu Schauerwetter ein. — Über Italien 
und Südosteuropa lag die zu einem selbständigen kräftigen Hoch ausgebildete, 
vom atlantischen Hoch abgetrennte Hochdruckzelle, Zwischen diesem Südost- 
guropahoch und dem Tiefdrucksystem herrschte bis zu 5000 m hinauf durchweg 
eine mäßige WSW-Strömung, 
Für den weiteren Wetiterablauf war nun gerade die Abtrennung des Südost- 
guropahochs vom atlantischen Hoch entscheidend. Denn dadurch war es mög- 
lich, daß an seiner Westflanke allmählich echte subtropische Warmluft aus dem 
westlichen Mittelmeer und Afrika herangeschafft wurde. In diesen Gebieten 
herrschten schon um 8% Bodentemperaturen von 25° bis 28°, Die subtropische 
Warmluft macht sich am Morgen des 19. eben an der Mittelmeerküste Frank- 
reichs bemerkbar: Toulouse hat an der 700-, 800- bzw. 900 mb-Fläche eine 
Temperatur von 11°, 19° bzw. 23° bei immerhin etwa 50% relativer Feuchte, Das 
sind Temperaturwerte, die ungefähr mit den Werten des Aufstieges von Malta 
abereinstimmen! Perpignan meldet um 8% bei 21° Sprühregen und Nebel. Lyon 
liegt dagegen noch in der erwähnten gealterten, hier schon ziemlich festländisch 
zewordenen „M-Luft“: In 700, 800 bzw. 900 mb werden 8°, 15° bzw. 19° gemessen 
bei einer Feuchte unter 30%. Paris hat die gleiche Luftmasse, allerdings noch 
nicht so kontinental geworden, die Temperaturwerte in den gleichen Höhenstufen 
sind 8°, 11° bzw. 12° bei 35, 65 bzw. 75%. Für die deutschen Aufstiege (außer 
Königsberg) gilt das analoge, sie zeigen eine milde „M-Luft“, deren Temperatur 
in 800 bzw. 900 mb zwischen 5° und 10° bzw, zwischen 10° und 13° liegt, In 
größerer Höhe ist die subtropische Luft allerdings schon weiter nach Norden 
vorangekommen, Köln und Wien sind in 600 mb mit —1° nur um 2° kälter als 
Toulouse; erst weiter nordwärts sinken die Temperaturen um 2° bis 5° ab. — Die 
[solinien der relativen Topographie (Abb. 8) verlaufen über West- und Mitteleuropa 
west-Östlich (Temperaturgefälle von Süd nach Nord), um über Osteuropa nach 
Südost umzubiegen; über dem Baltikum liegt eine troposphärische Kaltluftzunge. — 
Die von den Britischen Inseln heranrückende AL ist gekennzeichnet durch 
die Werte des Aufstieges von Aldergrove: An der 800- bzw. 900 mb-Fläche werden 
nur 1° bzw. 7° gemessen, Bei 600 mb herrschen —8°, hier liegt also in der 
Höhe noch verhälinismäßig warme Luft,
	        
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