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Full text: 67, 1939

Immler, W,: Die transversale Merkatorkarte u. ihr Gebrauch in d, astronom. u. Funknavigation. 457 
der genannten Plattkarte erhalten bleiben, wenn man die Karte in sich längs 
eines Meridians verschiebt. 
Der Nachteil der bieher vorgelegten Diagramme ist der, daß die Schnitt- 
punkte der Breitenparallele mit den Meridianen immer undeutlicher werden, je 
weiter sie vom Anfangsmeridian entfernt sind, weil sich dort die in der Natur 
rechten Schnittwinkel immer mehr verflachen, wie ja auch in der gewöhnlichen 
Plattkarte die Abbildung der Polgegenden immer weniger der Natur entspricht, 
Dies ist also ein Mangel der Winkeltreue, Dann aber sind die Diagramme meist 
nur auf einen Quadranten beschränkt und verlangen von dem Gebraucher beim 
Übergang von einem Quadranten in den nächsten lästige Vorzeichenüberlegungen, 
die die praktische Verwertung sehr schmälern. . 
In meinen „Grundlagen der Flugzeugnavigation“ 1937 begegnete ich diesem 
Mangel dadurch, daß ich den Übergang zur Winkeltreue durch Anwendung der 
Merkatorverzerrung auf die Größe x vollzog, wodurch die bereits bekannte 
meridianständige Orthogonal-Zylinder-Projektion entsteht, und andererseits die 
Abbildung auf drei aufeinanderfolgende Quadranten erstreckte. Man hat damit 
ein Diagramm, hier kurz „transversale Merkatorkarte“ genannt, das in den 
Grenzen seiner Verwertbarkeit allen praktischen Ansprüchen vollauf genügt, 
Setzt man also 
= 
X =1ntang {x + x), 
so sind die rechtwinkligen Koordinaten X, y dieser Projektion für einen Punkt 
ZTang X = cos pain £ } {2 
tang y = tang sec 2 = F * ® ® . * a * * 
Bei der Anwendung des Diagramms zur Auflösung des nautischen astrono- 
mischen Grunddreiecks ist der Randmeridian als Örtsmeridian aufzufassen 
(Abb, 2, Tafel 45). Der Begriff Längenunterschied geht also in die Bedeutung 
des örtlichen Stundenwinkels über, Die Zählweise der Kreise ist gleich so ein- 
gerichtet, daß man statt des Stundenwinkels den nautisch bequemeren, weil vorher 
bestimmten örtlichen Zeitwinkel ablesen und einstellen kann. Außerdem ist in 
dem Diagramm die Zeit bereits im Gradmaß angegeben, was bei der Benutzung 
des aeronautischen Jahrbuches seine besondere Bedeutung und Vereinfachung 
hat. Das Orthogonalsystem gilt einmal als Polsystem, so daß die um die Mittel- 
punkte laufenden Linien die Abweichungsparallele darstellen, dann aber auch als 
Zenitsystem, so daß die Linien um die Mittelpunkte Höhenparallele, die aus dem 
Mittelpunkt ausstrahlenden Linien Vertikalkreise bedeuten, wobei sich die eben 
erwähnte Gradzählung dadurch vorteilhaft bemerkbar macht, daß sich das 
Azimut ohne weiteres ablesen läßt, Auf der Himmelskugel ist bekanntlich das 
Polsystem gegenüber dem Zenitsystem um das Breitenkomplement verdreht, Es 
kann daher das Polsystem in der vorgelegten Karte in das Zenitsystem herüber- 
gezogen werden, wenn ein Punkt um das Breitenkomplement verschoben wird. 
Für diesen Zweck ist am unteren Rand noch ein Breitenmaßstab mitgegeben, 
der diese Überführung durch Abgreifen einer entsprechenden Strecke ermöglicht. 
Der praktische Vorgang bei Benutzung dieses Diagramms zur Auflösung des 
sphärisch-astronomischen Grunddreieckes ist also folgender: Man bestimmt im 
dreiteiligen Diagramm mit Hilfe der gegebenen Werte ö = Abweichung des Ge- 
stirnes und ı = Ortszeitwinkel des Gestirnes einen Punkt S (=Stern) im Diagramm, 
Darauf greift man mit dem Zirkel oder einem Maßstab auf der beigegebenen 
Breitenstrecke am unteren Rand von A aus eine Strecke ab, die bis zu dem 
Punkte läuft, an dem die Breite des Beobachtungsortes zahlenmäßig erscheint, 
Um diese Strecke verschiebt man im Diagramm parallel zum Randmeridian den 
Punkt S nach links bis zum Punkte B, An diesem Punkte liest man nun auf 
den entsprechenden Linien Höhe und Azimut des Gestirnes für den Beobachtungsort 
ab’ und erhält somit die Grundelemente des Standlinienverfahrens, (Eingetragenes 
Beispiel: ö=— 10°, 57 = 125°, # = -}- 36° gibt h = 20,8%, a = 59.5°%. Der Vorgang 
erfordert auf diese Weise keine Vorzeichenregeln, er ist in der beschriebenen 
Art völlig eindeutig und daher universal, Die Unterscheidung von West und 
Öst ist dem praktischen Nautiker von vornherein ohne Schwierigkeit. Durch
	        
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