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Full text: 67, 1939

Goedecke, E.: Die „säkulare“ Erwärmung des isländischen Küstenwassers. 455 
Vier Stationen sind für den vorliegenden Zweck ausgewählt worden und 
zwar Vestmannaeyjar im Süden, Stykkisholmur im Westen, Grimsey im Norden 
und Papey im Osten Islands. Betrachtet man zumächst die Jahresmittel dieser 
vier Küstenstationen, so ist tatsächlich eine Erhöhung der mittleren Jahres- 
temperatur von + 0.6° bis + 1.3° C festzustellen. Der Norden und Osten 
scheinen gegenüber den anderen Küstenstationen Islands bevorzugt zu sein. Im 
Süden bei dem Beobachtungsort Vestmannaeyjar zeigen die Wintermonate eine 
Vergrößerung der mittleren Monatstemperatur von + 1.7° bis + 1.9° C. Der 
Dezembermonat (Maximalwert von + 1.9°) ist in diesem Gebiet am mildesten 
geworden, während die Sommermonate dagegen fast gar keine wesentliche 
Temperaturerhöhung aufweisen (nur 0.0° bis + 0.4° C). Das hat zur Folge, daß 
an der Südküste Islands das ganze Jahr über ein milderes Klima gegenüber 
früheren Verhältnissen vorherrschend geworden ist. Die jährliche Temperatur- 
schwankung ist für diesen Beobachtungspunkt um fast 1}° C kleiner geworden. 
Nur hier hat die Größe der Jahresampli- Tabelle 2 
tude der Wassertemperatur abgenommen, tn 
während bei allen übrigen Küstenstatio- Maximum im ' Minimum im ' 
nen noch eine wenn auch kleine Zu- 
nahme der Jahresamplitude von + 0.2° 
bis 4 0.3°C zu verzeichnen ist, Im 
Westen bei Stykkisholmur sind es vor 
allem die Frühjahrsmonate (März/April), 
die eine maximale Temperaturzunahme von -+ 1.3° C aufweisen. Geht man weiter 
an die Nordküste, so werden bei Grimsey die höchsten Werte der Temperatur- 
erhöhung erst in den Sommermonaten (Juni mit -+ 2.2° C) festgestellt. Hier im 
Norden im Küstenmischwassergebiet des Ostgrönlandstromes werden überhaupt die 
größten Maximalbeträge der Erwärmung erreicht, Die Verschiebung des zeitlichen 
Eintritts der maximalen Erwärmung geht nach Osten weiter, Im Juli/August 
sind die höchsten Werte von + 1.6° C bei Papey zu verzeichnen. An diesem im 
Osten Islands gelegenen Beobachtungspunkt werden für sämtliche Monate Wärme- 
überschüsse von über 1°C berechnet. Die Grenzwerte liegen zwischen + 1.1° und 
+1.6°C. Mit dieser Vorschiebung der Eintrittszeit des maximalen Betrages der 
Erwärmung von Süd über West nach Nord und Ost geht eine ähnliche Ver- 
schiebung des zeitlichen Auftretens des minimalen Erwärmungszuwachses parallel. 
Im Süden Islands weisen die Sommer-, im Westen und Norden die Winter- und 
im Osten die Frühjahrsmonate die Minimalbeträge auf. In der Tabelle 2 ist 
noch einmal für diese vier Beobachtungsstationen die Verschiebung der Eintritts- 
zeiten der Extremwerte zusammengefaßt, 
Diese gleichsinnige zeitliche Verschiebung der Extreme der Erwärmung von 
Süd über West nach Nord und Ost ist eine antizyklonale Bewegung. Dieser 
Drehungssinn geht auffälligerweise mit der um Island stattfindenden antizyklo- 
nalen Bewegung des Küstenwassers, des hier vorhandenen Reststromes, parallel. 
Auf Grund dieser Tatsache der Verschiebung der Eintrittszeiten der Extremwerte 
der Erwärmung im Sinne des Uhrzeigers um Island und auf Grund der festzu- 
stellenden Differenzen zwischen den berechneten Werten für die Erhöhung der 
mittleren monatlichen Wassertemperatur ist anzunehmen, daß der Anstoß zu 
dieser umwälzenden klimatisch-hydrographischen Veränderung des isländischen 
Küstenwassers aller Wahrscheinlichkeit nach von Süden her gekommen sein muß, 
Der im Süden Islands entlangsetzende atlantische Golfstromarm entsendet einen 
Zweig nach Norden an die isländische Südküste, Dieser bewegt sich von hier 
nach Westen und an der isländischen Westküste nach Norden. Hier entwickelt 
sich diese Strömung zu dem kräftigen Irmingerstrom, der im Nordwesten Islands 
in den ostgrönländischen Polarstrom übergeht. Von Scherhag (:) wurde nach- 
gewiesen, daß das Ursprungsgebiet des eigentlichen Golfstroms seit vielen Jahren 
höhere Wassertemperaturen aufzeigt als in früherer Zeit. Es ist daher anzu- 
nehmen, daß durch die in den letzten Dezennien stattgefundene Intensivierung 
der atmosphärischen Zirkulation der Nordhalbkugel die darunterliegende Hydro- 
sphäre maßgeblich beeinflußt worden ist und auch die dynamischen Verhältnisse 
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