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Full text: 67, 1939

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1939, 
tieferen Temperaturen im oberen Wolkenteil rühren davon her, daß der Cumulo- 
nimbus bereits über seine statische Gleichgewichtslage hinausgewachsen war und 
außerdem in seiner Umgebung in diesen Höhen kräftige Absinkerwärmung ein- 
gesetzt hatte. Die oft festgestellte Abkühlung beim Einfliegen in den oberen Teil 
eines Cumulus findet so ihre Erklärung. Es ist weiter zu beachten, daß bei der 
Methode des Einfliegens in Quellwolken Temperatureffekte registriert werden 
können, die nur örtlich am Rande der Wolke vorhanden zu sein brauchen. Die 
häufig beim Durchfliegen von ‘nicht mehr entwicklungsfähigen Haufenwolken 
beobachteten tieferen Temperaturen können strahlungsbedingt sein, Auf Grund 
dieser Untersuchung ergibt sich der Schluß, daß die Temperaturen in kräftigen, 
in Entwicklung befindlichen Quellwolken im allgemeinen höher sind als in der 
wolkenfreien Umgebung, in welcher sie wachsen, Damit besteht die erprobte 
Theorie der Feuchtlabilität für die Entstehung und Entwicklung dieser Wolken 
zu Recht. 
Kleinere Mitteilungen. 
1. Wetterskizzen, Nr. 47: Überraschende Ausbildung eines V,-artigen Tief- 
druckgebietes über Mitteleuropa, 20. bis 21. August 1938. (Hierzu Tafel 8.) 
Zusammenfassung: Am 21. August 1938 kam es im größten Teil Deutschlands, vor allem in 
Süddeutschland, zu einer überraschenden und starken Wetterverschlechterung durch Ausbildung eines 
Vp-artigen Tiefdruckgebietes, das sich über den Westalpen bildete und sich nach Polen weiter ver- 
Jagerte. Die Entstehungsgeschichte dieser Störung wird untersucht, und es wird gezeigt, daß dieses 
Tiefdruckgebiet entstand, als eine Front frischer polarer Luftmassen auf subtropische Luft auftraf, 
Am Freitag, dem 19, August 1938, zog über England und der Nordsee — auf der 
Rückseite eines Tiefdrucksystemes mit Kernen bei den Shetlandinseln und südlich 
Island —. eine Front frischer polarmaritimer (arktischer) Luftmassen heran. Im 
Laufe des Tages verlor die Front stark an Wirkung, rückte auch bis zum Abend 
nur noch bis zum Kanal und zur deutschen Nordseeküste vor. Auch am Sams- 
tagmorgen, als die Front inzwischen Nordwestdeutschland und Nordfrankreich 
erreicht hatte, kam es in den von ihr betroffenen Gebieten nur zu mäßiger Ver- 
schlechterung; besonders in Norddeutschland zeigte die Front nur äußerst geringe 
Wetterwirksamkeit. Und trotzdem kam es in der Nacht zum Sonntag und am 
Sonntag selbst, vor allem in Süddeutschland, zu äußerst starker und anhaltender 
Wetterverschlechterung, die mit Gewittern eingeleitet wurde, die dann in mäßigen, 
teilweise starken Dauerregen übergingen. Es hatte sich nämlich im Laufe des 
Samstags an der nach Süddeutschland vorrückenden Kaltfront eine Störung gebildet, 
die — zunächst über dem Alpengebiet gelegen — bis zum Sonntagmorgen nach 
Polen—Schlesien—Böhmen weiterzog, so daß sich eine Vp-Ähnliche Situation 
herausbildete. Nürnberg wurde von der Kaltfront am Samstag zwischen 20% 
und 21h erreicht; an das starke Gewitter, das mit ihrem Durchzug verbunden 
war, schloß sich Dauerregen an, der mit kurzen Unterbrechungen volle 24 Stunden 
anhielt und eine Niederschlagssumme von 33 mm erbrachte, An den meisten 
süddeutschen Stationen (außer dem äußersten Nordwesten) war es nicht viel 
anders; die Niederschläge, die mit dem Einbruch der Kaltluft und der Vp-artigen 
Störung verbunden waren, brachten meistenorts über 30 mm. Der Feldberg im 
Schwarzwald verzeichnete sogar von Samstag bis Sonntagmorgen 59 mm und am 
nächsten Morgen nochmals 12 mm! Nach Norden nahm die Wirkung der Störung 
ab, doch kam es auch in Norddeutschland großenteils zu einem ziemlich unfreund- 
lichen. Sonntag. Am Montag trat dann im Bereich eines Hochdruckkeiles rasch 
Besserung ein, die Kaltfront hatte inzwischen Ungarn, Ostpolen und die baltischen 
Länder erreicht; die Störung, gekennzeichnet durch eine Tiefdruckrinne vom 
Baltikum nach Ungarn, war ostwärts abgedrängt, 
Der Grund für die überraschende Intensivierung der Erscheinungen an der 
nach Süddeutschland vorrückenden Kaltfront ist darin zu suchen, daß die frische 
Polarluft hier auf subtropische Luftmassen stieß, die aus südlicher Richtung 
heranströmten, nachdem vorher der Polarluft nur eine alternde, mäßig milde,
	        
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