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Full text: 67, 1939

148 Aunalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1939, 
haben F, Baur und H. Philipps (1) gezeigt. An dieser Stelle sei aber aus- 
drücklich gesagt, daß hier keine Polemik gegen die Theorie Scherhags ge- 
trieben werden soll. Der Verfasser will lediglich an einem Einzelbeispiel zeigen, 
daß der von J. Bjerknes (2) in seiner „Theorie der außertropischen Zyklonen- 
bildung“ entwickelte Divergenz-Konvergenz-Effekt die Sache in diesem Falle 
besser irifft, Es handelt sich eben hier nur um eine KEinzeluntersuchung, 
Welcher von beiden Theorien allgemein der Vorrang gebührt, das muß die 
Erfahrung lehren, wenn ein genügend gesichertes Höhenwetterkartenmaterial 
vorliegt, welches in der Isobarenführung durch eine genügende Anzahl weit- 
rerbreiteter Höhenaufstiege von Willkürlichkeiten weitestgehend befreit ist. 
2, Nach dem Divergenzbegriff von Bjerknes (horizontale Strömungsdivergenz), 
Was besagt num die Theorie von J. Bjerknes (ı)? Die lokale Druckänderung 
in einem beliebigen Niveau h wird mit Hilfe der statischen Grundgleichung 
and der Kontinuitätsgleichung wie folgt dargestellt: 
© Ka 
dp . 0a, 
(3P).= — feed wdz + EAN — Ss (x dx + Yr 3°) dz. 4 
ds HS B. 
Somit ist die lokale Druckänderung in einem festen Punkte des Niveaus h ge- 
yzeben durch: 1, horizontale Divergenz oberhalb h, 2. den vertikalen Lufttransport 
durch die Säulengrundfläche und 3. die horizontale Dichteadvektion oberhalb h, 
J. Bjerknes konnte nun zeigen, daß dem Divergenzglied eine besondere Be- 
deutung beizumessen ist, Die horizontale Strömungsdivergenz ist eine Folge des 
Krümmungssinns der Strömung. Bekanntlich haben wir bei gleichem Druckgradi- 
anten im Hochdruckgebiet einen größeren Gradientwind als im Tiefdruckgebiet. 
1 dp v* 
Va en 
Zewsing -— Zeasineg 
Das letzte Glied steht mit positivem Vorzeichen bei antizyklonalem, mit nega- 
tivem Vorzeichen bei zyklonalem Sırömungssinn, Es wird gleich Null bei gerad- 
liniger Strömung. Wegen des Übergangs von zyklonaler in antizyklonale Strömung 
haben alle Trogvorderseiten Luftdruckfall durch Wegschaffung von Luft infolge 
horizontaler Strömungsdivergenz, umgekehrt erhalten die Trogrückseiten ihren 
Druckanstieg durch Anhäufung von Luft infolge horizontaler Konvergenz, die 
durch den Übergang von antizyklonaler in zyklonale Strömung bedingt ist. 
Die Vertikalkomponente wird bei Scherhag im Divergenz-Konvergenz- 
Effekt vollkommen vernachlässigt, während J. Bjerknes sie im 2. Glied der 
Gleichung II in Rechnung stellt. In nichtfrontalen Gebieten, also Gebieten 
geringer Vertikalbewegung, scheint die Unterdrückung der Vertikalkomponente 
gerechtfertigt zu sein. 
Durch den Divergenz-Konvergenz-Effekt ist nun die Lage von Druckfall- 
und Drucksteiggebieten und auch die Wanderungsrichtung der Zyklone gegeben, 
8. Vergleich der Ergebnisse beider Divergenztheorien, 
Die Höhenwetterkarten sowie die 3- und 24stündigen Druckänderungskarten 
und die Lage der Tiefdruckzentren an den beiden Tagen (27, u, 28, Okt.) legen 
Zeugnis ab von der Brauchbarkeit und Genauigkeit der beiden genannten 
Theorien in diesem Einzelfall, Die Höhenwetterkarte vom 27. Okt. 1936 08% 
(Abb. 20} zeigt ein Gebiet ausgesprochen starker Richtungsdivergenz der Höhen- 
isobaren über Südosteuropa und Polen, während über den baltischen Ländern, 
der Ostsee und Schweden sich dasjenige Gebiet befindet, wo der Krümmungs- 
sinn der Isobaren vom zyklonalen zum geradlinigen und sogar zum antizyklo- 
nalen überwechselt. Wie liegen nun die Druckänderungsgebiete zu den Divergenz- 
gebieten hinsichtlich beider Theorien? Die Karte der S3stündigen Luftdruck- 
änderung von 05% bis 08b am 27, Okt. (Abb. 21} zeigt gerade‘ in den Gebieten 
horizontaler Divergenz nach J. Bjerknes einen verhältnismäßig großen Luft- 
druckfall, während die Gebiete mit ausgesprochener Richtungsdivergenz der 
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