116
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1939,
Frankfurt 27, 08b, Schauer, Sicht 15 km Frst am Taunus. Von 1000 bis
2300 m Steu, schnell wechselnd, ?/,, bis !/,, bedeckend. Weiter %/,, Cu bis 5000 m,
Insgesamt chaotische Schauerbewölkung. In 5000 m im Norden und Süden */,, Ast.
Sonst wolkenlos. Nullgradgrenze in 2300 m. Mittlerer Höhenwind WNW 80 bis
100 Kmh,
München 27. 08h, Alpen vom Boden aus gut sichtbar, im Norden, Westen
und Osten mäßige Trübung. */,o Freu im Südwesten bei 1800 m. Im Süd-Halb-
raum %/,, Stcu und Aculent bei 2300 m und ’/,, Acu von 4200 bis 4400 m. Über
den Alpen Steu (Föhnmauer). Im Nord-Halbraum ?*/,, geschichteter St und Stcu
von 1800 bis 4500 m. Über Gipfel %/,, Ast,
Berlin 27. 08b, 3/,, Frst in 400 bis 800 m. %/,,Stcu etwa in 2000 m. %,, Acu,
Ast, Cis im Süd-Halbraum bis über Gipfel, */,, Cunb im Norden bis über Gipfel,
C. Der Umlagerungsvorgang, die Vertikalbewegungen und die daraus resultierenden
Horizontalströmungen.
Bei der Behandlung dieses Themas wird ausgegangen von den in einem
Gleichgewichtssatz zusammengefaßten Überlegungen von P, Raethjend(12).
Dieser Gleichgewichtssatz lautet:
„Bei sämtlichen Vorgängen der atmosphärischen Zirkulation tritt eine
erhebliche Störung des dynamischen Gleichgewichts nur dann ein, wenn
Kondensationen auftreten und feuchtlabile Energie frei wird.“
P. Raethjen gibt seiner Meinung über diesen Satz durch folgenden Wort-
laut Ausdruck:
„Dieser Satz ist von größter Bedeutung für die mechanische Behand-
lung prognostischer Fragen, Die Willkürlichkeit des Wetters wird durch
diesen Satz sozusagen auf die feuchlabilen Umlagerungen beschränkt,
Der Satz ist bereits in seiner Allgemeinheit einleuchtend, erhebliche
Gleichgewichtsstörungen können eben nur dort eintreten, wo eine hin-
reichende störende Energie plötzlich genug frei wird,“
Diese zitierten Sätze beziehen sich offensichtlich gerade auf die plötzlich
mit starken Energieumsetzungen auftretenden Zirkulationsvorgänge. Daher
sind sie gerade auf solche plötzlich auftretenden Orkane anwendbar, wie der
hier behandelte Nordseeorkan vom 27. Okt. 1936.
An diesem Beispiel soll nun gezeigt werden, daß die Arbeit der horizon-
talen atmosphärischen Zirkulation in diesem Falle von den vertikal gerichteten
Kräften der feuchtlabilen Umlagerung geleistet worden ist, indem nämlich die
Niederschlags- und Windverhältnisse mit der Orkanentwicklung verfolgt werden.
Diese beiden Elemente sind die thermodynamischen wie hydrodynamischen Hin-
weise für die Energiegewinnung.
1. Die Niederschlagsverhältnisse als Kennzeichen der Vertikalbewegungen.
Die Niederschlagsverhältnisse sind die sichersten und auch am schnellsten
wahrnehmbaren Kennzeichen für stattgefundene bzw, stattfindende aufwärts ge-
richtete Vertikalbewegungen. Die kartenmäßigen Darstellungen des Niederschlags
für die Zeit vom 26. Okt. 1936 19% bis 27. Okt. 1936 084 und die vom 27 Okt.
08b bis 19b, sowie die Zusammenfassung beider Zeiten geben ein sehr aufschluß-
reiches Bild (Abb. 8, 9 u, 10).
Ein etwa 100 bis 150 km breites Niederschlagsgebiet mit 5 mm und mehr
(bis 20 mm) Niederschlag erstreckt sich in starker Anlehnung an die Nordküste
zwischen 50° und 60° geographischer Breite zu erstgenannter Zeitspanne (Abb. 8).
Die Zeit vom 08h bis 19h-Termin am 27, Okt. ergibt wesentlich geringere
Niederschläge in bezug auf Ausdehnung und Intensität (Abb, 9), Rund 5 bis 10 mm
Niederschlag fallen auf einem etwa 60 km breiten Streifen entlang der Linie
Kiel, ostschwedische Küste bis Härnösand,
Die Zusammenfassung beider Zeitspannen ergibt ein ähnliches Bild wie das
der erstgenannten (Abb. 10). Auf die Zusammenhänge von Niederschlag und
Windfeld wird gleich nach Behandlung der Windfelder vom 26,, 27. und 28, Okt.
hingewiesen.