Endrös, A.: Der niedrige Wasserstand am 24, November 1938 an der deutschen Ostseeküste, 4921
Zusammenhang mit dem merkwürdigen Gang der Mittelwasserstände im November.
Derselbe bleibt in diesem Monat ständig unter MW und senkt sich, was besonders
merkwürdig ist, gerade zwischen 20. und 25, November viel tiefer, also zur
gleichen Zeit, in der wir im Jahre 1938 die starke Senkung antreffen.
Ich möchte nun zunächst auf den Gang vom 5. bis 20. November auf-
merksam machen, wo hintereinander drei Schwankungen mit der ganz
gleichen Periode von etwa 5 Tagen auftreten. Da diese Periode durch die
Mittelbildung von 35 Werten nicht verschwindet, muß sie in den einzelnen Jahren
um diese Zeit öfters aufgetreten sein. Durch die Mittelbildung ändert sich wohl
die Phase und Amplitude einer Schwingung, die Periode aber bleibt erhalten.
Wir müssen daher auch hierin wieder eine freie Schwingung der Ostsee
suchen. Ich halte sie für die Periode, in der die Ostsee gegenüber dem äußeren
Meere sich auffüllt und entleert. Sie ist daher die sogenannte Buchten-
schwingung der Ostsee, diese als Meeresbucht betrachtet, mit einem Knoten
am Eingang, wie man sie von fast allen Buchten seit langem kennt. Zur
Berechnung der Periodendauer gibt es wohl Annäherungsformeln; diese geben
aber nach meinen Erfahrungen bei so starken Einschnürungen am Knoten, wie
sie die Dänischen Inseln verursachen, keine guten Werte, Wir können uns aber
die große Periode von 5 Tagen durch Vergleich mit unseren vorausgegangenen
Berechnungen herleiten.
Die ganze Ostsee hat nach obigem eine uninodale Schwingung von 46 bis
48h, aber nur weil die Einschnürung am Knoten bei den Alandsinseln so ver-
längernd wirkt, Bei unserer Schwingung von 5 Tagen nun liegt diese Stelle
lern vom Knoten bei den Dänischen Inseln, so daß die Dauer für die innere
Bucht nur mit etwa 29 bis 30 Stunden anzusetzen ist. Für die Buchten-
schwingung selbst würde der doppelte Wert von 60 Stunden in Betracht
kommen, falis der Knoten nicht an eine so starke Einschnürung fallen würde,
die die Periodendauer auf das Doppelte und mehr verlängert, wie wir
es z.B. vom Wolfgangsee, Waginger-Tachingersee u, a. kennen!), so daß wir
wirklich auf eine Periode von 5 Tagen kommen.
In der Zeit vom 5. bis 20. November findet sich also im Mittel der
35 Jahre zuerst ein Zustrom des Wassers vom äußeren Meere und dann eine
Entleerung; die Schwingung beginnt nämlich hier jedesmal mit Steigen
des Wasserstandes, Am 20. November wird dieser Gang plötzlich gestört
und beginnt zuerst eine Entleerung und nach 25 Tagen wieder die
Auffüllung. Man kann sich daher mit Model des Eindrucks nicht erwehren,
daß diese Erscheinungen kalendermäßig gebunden sind, weil sie sich als
Mittel von 35 Jahren ergeben. Vielleicht lassen sich diese Erscheinungen mit
der Bevorzugung bestimmter Zugstraßen der Zyklonen um diese Zeit in Ver-
bindung bringen. Eine ungewöhnlich starke Senkung, wie sie am 24, November 1938,
also gerade in der Zeit vom 20. und 25. November sich ertignete, kann keine
Periode von 5 Tagen erzeugen, sondern nur ein tieferes Mittelwasser an zwei
aufeinanderfolgenden Tagen.
Alle Fragen, über deren Lösung ich in Ermangelung der nötigen Unterlagen
nur Vermutungen ausgesprochen habe, kann vielleicht nur Fr. Model), der auf
die ganze interessante Erscheinung aufmerksam gemacht hat, einer endgültigen
Lösung zuführen, da ihm das nötige Material zur Verfügung steht.
Über Beziehungen zwischen den Stellen maximaler Änderung
der Sonnenflecken-Relativzahlen
und den Maximumstellen geo- und astrophysikalischer Erscheinungen.
Von 0. C, Hilgenberg, Berlin,
(Hierzu Tafel 40 mit Bild 1 u, 2.)
Die Abhängigkeit der Eisbedeckung der Davisstraße von der Periodizität
der Sonnenflecken-Relativzahlen wurde durch Mecking(ı) untersucht mit dem
‘) Pet, Mitt, 1908, S, 43 ff.