Schwabe, Dr. H, G.: Über das Klima im Küstengebiet von Südebile. 37
Temperaturverhältnisse an der Oberfläche. Die Messungen wurden gelegentlich
einer Fahrt mit einer Dampfpinasse von Puerto Puyuhuapi in den Yacafkanal,
der die Isla Magdalena vom Festlande trennt, am 2. IL 1936 von 7.40bh bis 19,10%
gemacht.
Wie sich diese starken Zuflüsse im ganzen auf die hydrographischen und
biologischen Verhältnisse des Fjordes auswirken, ist unbekannt.
Eine sehr scharfe Grenze zwischen kaltem, trübem Flußwasser und klarem
Fjordwasser wurde am 3,1. 1988, 11%, vor der Mündung des Rio Paseua fest-
gestellt, Hier wurden in 10 m Entfernung zwischen den beiden Meßpunkten 16°
im Fjordwasser und 8,8° im Flußwasser gemessen.
Im nördlichen Fjordteile wurden vom 19, XII 1987 bis 14. II. 1938 Tempe-
raturen zwischen 15.3° und 18.8° gefunden.
4. Phänologische Hinweise; Wenn auch die Übergangsjahreszeiten Frühling
and Herbst in Puyuhuapi verwischt sind, so sind doch die Unterschiede zwischen
Sommer und Winter biologisch schärfer ausgebildet als auf Calbuco. Zum Ver-
gleich mit den dortigen Verhältnissen dient die folgende Übersicht 3, die sich
darauf beschränkt, für Calbuco und Puyuhuapi die Monate anzuführen, in denen
sinige häufige Arten blühen. .
Übersicht 3,
Puerto Puyuhuapi
Michai (Berberis Darwini) November, Anf, Dezember?!) .
Peln (Sophora tetraptera) Oktober . . . . . + +4.
Psping blanco (Raphithamnus cyanocarpus} November
Yiruelillo {(Embothrium corciheum) November , . . x
Yanelo (Drimys Wintert) November, Anfang Dezember .
Pangue (Cunnera chilensis} Dezember ....... 04.
Teniu (Weinmania trichosperma) Dezember „ . . «0. 4 s
Fingerhut (Digitalia purpurea) Dezember— Januar . . .
Oalle-Calle (Libertia ixioides) Dezember— Januar. . .
Arravan (Mvreeugenia apieulata) Jannar— Februsr, .
Calbuco
August—September
\ugust
\ugust— September
Oktober
November— Dezember
Iktober— November ;
August, Anfang September
November
Dktober
"egember
Dabei ist zu beobachten, daß die Blütezeiten in Puerto Puyuhuapi im all-
gemeinen kürzer sind als auf Calbuco, Hafer wurde am Fjordstrande Ende
Januar schnittreif. Anfang Februar werden die Früchte von Myrtus luma reif,
5. Anthropoklimatische Beobachtungen: Wie schon wiederholt angedeutet
wurde, zeichnet sich die Witterung durch starke und rasche Wechsel zwischen
mehr oder weniger einförmigen Perioden aus. Am Fjordstrande sind klare
sonnige Sommertage gewöhnlich von angenehmer Frische, manchmal auch aus-
gesprochen kühl oder kalt, wenn ein stärkerer S-Wind weht. Das Gefühl der
Schwüle tritt nur bei Windstille auf und wird nie so drückend empfunden wie
in Deutschland, Ganz anders liegen die Verhältnisse in der feuchtegesättigten
Luft des Waldes der niederen Lagen. Obwohl die Temperaturen hier nicht so
hoch steigen wie außerhalb des Waldes, kann infolge der Windstille drückende
Schwüle herrschen, die sehr ermüdend wirkt, Regenperioden, in deren oft wochen-
langem Verlaufe sich stets niedrige Temperaturen einzustellen pflegen, verdecken
alle Höhen mit tieflagernden Wolken (Abb. 6) und engen den Gesichtskreis auf
das Nächste ein, Die düsteren fast undurchdringlichen Wälder triefen vor Nässe
unter den grauen Schleiern. Die Stille, die vielleicht ein besonderes Merkmal
des tierarmen westpatagonischen Urwaldes ist, nur untermalt vom eintönigen
Rieseln der Tropfen, trägt das ihre dazu bei, empfindliche Gemüter zu belasten,
Wer Westpatagonien kennt, zweifelt nicht daran, daß die psychischen Wirkungen
der häufigen Regenfälle ein entscheidender Grund dafür sind, daß dieses Gebiet
bis heute so gut wie unbesiedelt blieb, Der Volksstamm der Chiloten, der auf
den nordwesipatagonischen Inseln beheimatet ist, hat im allgemeinen eine aber-
gläubische Scheu davor, seinen Wohnsitz an der Kordillerenküste aufzuschlagen,
Auch hierbei sprechen psychische Momente entscheidend mit. Es mag manchem
unsachlich erscheinen, muß aber in diesem Zusammenhange erwähnt werden, daß
die psychischen Wirkungen des Klimas in Verbindung mit der Landschaft hier
1 Am Cerro Tesoro in 950 m Höhe am }. I; 1938 blühend,