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Full text: 67, 1939

Perlewitz, P. und Powel, J.: Beaufortskala und lineare Windskalen. 893 
und dann für die Aerologie ihr Begründer, R. Aßmann. Aus dem Aßmannschen 
Lindenberger Schlüssel haben sich die verschiedenen Schlüssel der heutigen 
Flugmeteorologie, auch der ersten „Zeppelinschlüssel der Seewarte“ bis zu den 
heute gültigen weiterentwickelt. 
Zur Verschlüsselung kommt auch die zeichnerische Darstellung der Winde 
in den Wetterkarten (Boden- und Höhenkarten), Was diese betrifft, so kann 
man den Vorschlägen Scherhags sowohl aus praktischen wie aus prinzipiellen 
Gründen Dicht zustimmen, wenn es heißt, „daß man sich mur zu merken braucht, 
daß fünf lange Fieder in der Höhenkarte eine etwas größere Windstärke bedeuten 
als die gleiche Fiederung in der Bodenkarte‘, in”) S, 171. Auch ist darauf hin- 
zuweisen, daß das Wort „abwegig“, ebenda, inbezug auf Vorschläge anderer 
Meteorologen, auch wenn es sich nur um Darstellung der Befiederung handeln 
30ll, nicht glücklich gewählt ist. 
Vergleichen wir die Reihe 16 mit der internationalen 10, so sehen wir 
(Tab. 1, 16 b), daß in ersterer alle Werte für Bft. 4 bis Bft. 9 durchschnittlich um 
4.1 m/sec oder 15 km/h höher sind als in letzterer (auch Tab, 1, 22}. Das sind 
Unterschiede von 1 bis 1} Beaufortstärken (ähnlich lag es bei Reihe 15, 
vgl. IIXa), Würden wir also die Linearskala 16 als Schlüssel für die Wind- 
geschwindigkeiten einführen, so wäre es nicht möglich, wie Verfasser in’) sagt, 
„für die schätzenden Stationen vorerst die Beaufortskala beizubehalten“, ohne 
Fehler bis 1} Beaufortstärken mit in Kauf zu nehmen. Vielleicht noch 
auffälliger wären die Unterschiede in den unteren Stufen, wenn beide Skalen 
nebeneinander Geltung hätten, Denn Windgeschwindigkeiten von beispielsweise 
D6 und 3.5 m/sece müßten nach dem internationalen Schlüssel (Tab. 1, 9a) mit 
Bft. 1 und Bft, 3 verschlüsselt werden, die wieder nach dem Linearschlüssel 
(Tab. 1, 16) im Mittel 1.6 und 7.1 (oder im extremen Fall 2.9 und 8.4) m/sec 
bedeuten, Das gibt untragbare Unterschiede, 
Es kann ferner nicht gesagt werden, wie in’) S. 171, daß eine „Schätzung 
zu bohe Windgeschwindigkeiten vortäuscht“ oder daß „die Schätzungen nach der 
Beaufortskala ohne jeden Zweifel zu gering ausfallen“; denn fallen sie zu gering 
aus, oder zu hoch, So erfolgen sie eben nicht nach ihr, Der psychologische 
Charakter und Wert der Schätzung nach Beaufort geht ebenfalls dabei verloren; 
ijerüber muß man sich vor etwaiger Einführung der Dekaden-km/h-Skala als 
Tabelle klar sein, Köppen sagt zu dieser Frage schon 1916% (S. 58) von den 
Reihen, daß „sie in den niederen Graden langsamer ansteigen als in. den hohen, 
Offenbar ist diese Erscheinung gesetzmäßig und beruht auf den psychologischen 
Grundlagen der Schätzung“, 1926, in°) 8. 364 sagte Köppen Ähnlich: „Die Stufen 
werden. mit wachsender Windstärke größer; dies ist auch für den psychologischen 
Vorgang der Schätzung zu erwarten (Annäherung an. das Webersche Gesetz) Von 
Kühls „Empfindungsgesetz“ und dem „Beautortkern“ haben wir oben schon 
gesprochen. 
Die Beaufortskala ist seit 1926 genau nach m/sec festgelegt. Es ist daher 
einerlei — abgesehen von der Schätzungsfähigkeit —, ob wir nach Beaufort, 
m/sec oder km/h (nur nicht nach ganzen Dekaden-km/h) schätzen. Auch lokale 
Beaufortschätzungen oder -skalen gibt es nicht mehr, wie schon erwähnt. 
Mit der Festlegung ist keineswegs eine Änderung im Windmeßsystem ver- 
bunden, sondern nur entwicklungs- und fortschrittsgemäß ein einheitlicher Maß- 
stab gleichzeitig für Kontrolle und Schulung im Schätzen eingeführt, Die Beaufort- 
schätzung wird sich im Laufe der Zeit nicht geändert haben, vor allem soll sie 
sich ab 1926 auch nicht ändern, Die Instrumente, die m/sec angeben, haben bei 
klimatischen Windangaben an der Erdoberfläche der Beaufortskala zu dienen 
und diese nach Möglichkeit zu ersetzen. Wir haben so gleichzeitig die neueren 
Fortschritte der meteorologischen Windmeßtechnik zum alten Beaufortwesen in 
Beziehung gesetzt. Die Beaufortskalenwerte selbst sind so ihrerseits wieder an 
die Meter und Kilometer gebunden, und die Schätzung muß sich danach richten. 
In der Überzeugung, daß eine volle Einigung zwischen Beaufort und dem 
auf allen Gebieten vorwärtsschreitenden und neue Erkenntnisse bringenden 
metrischen Maß auf internationaler Grundlage, soweit diese nicht schon seit
	        
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