Perlewitz, P. und Powel, J.: Beaufortskala und lineare Windskalen. 893
und dann für die Aerologie ihr Begründer, R. Aßmann. Aus dem Aßmannschen
Lindenberger Schlüssel haben sich die verschiedenen Schlüssel der heutigen
Flugmeteorologie, auch der ersten „Zeppelinschlüssel der Seewarte“ bis zu den
heute gültigen weiterentwickelt.
Zur Verschlüsselung kommt auch die zeichnerische Darstellung der Winde
in den Wetterkarten (Boden- und Höhenkarten), Was diese betrifft, so kann
man den Vorschlägen Scherhags sowohl aus praktischen wie aus prinzipiellen
Gründen Dicht zustimmen, wenn es heißt, „daß man sich mur zu merken braucht,
daß fünf lange Fieder in der Höhenkarte eine etwas größere Windstärke bedeuten
als die gleiche Fiederung in der Bodenkarte‘, in”) S, 171. Auch ist darauf hin-
zuweisen, daß das Wort „abwegig“, ebenda, inbezug auf Vorschläge anderer
Meteorologen, auch wenn es sich nur um Darstellung der Befiederung handeln
30ll, nicht glücklich gewählt ist.
Vergleichen wir die Reihe 16 mit der internationalen 10, so sehen wir
(Tab. 1, 16 b), daß in ersterer alle Werte für Bft. 4 bis Bft. 9 durchschnittlich um
4.1 m/sec oder 15 km/h höher sind als in letzterer (auch Tab, 1, 22}. Das sind
Unterschiede von 1 bis 1} Beaufortstärken (ähnlich lag es bei Reihe 15,
vgl. IIXa), Würden wir also die Linearskala 16 als Schlüssel für die Wind-
geschwindigkeiten einführen, so wäre es nicht möglich, wie Verfasser in’) sagt,
„für die schätzenden Stationen vorerst die Beaufortskala beizubehalten“, ohne
Fehler bis 1} Beaufortstärken mit in Kauf zu nehmen. Vielleicht noch
auffälliger wären die Unterschiede in den unteren Stufen, wenn beide Skalen
nebeneinander Geltung hätten, Denn Windgeschwindigkeiten von beispielsweise
D6 und 3.5 m/sece müßten nach dem internationalen Schlüssel (Tab. 1, 9a) mit
Bft. 1 und Bft, 3 verschlüsselt werden, die wieder nach dem Linearschlüssel
(Tab. 1, 16) im Mittel 1.6 und 7.1 (oder im extremen Fall 2.9 und 8.4) m/sec
bedeuten, Das gibt untragbare Unterschiede,
Es kann ferner nicht gesagt werden, wie in’) S. 171, daß eine „Schätzung
zu bohe Windgeschwindigkeiten vortäuscht“ oder daß „die Schätzungen nach der
Beaufortskala ohne jeden Zweifel zu gering ausfallen“; denn fallen sie zu gering
aus, oder zu hoch, So erfolgen sie eben nicht nach ihr, Der psychologische
Charakter und Wert der Schätzung nach Beaufort geht ebenfalls dabei verloren;
ijerüber muß man sich vor etwaiger Einführung der Dekaden-km/h-Skala als
Tabelle klar sein, Köppen sagt zu dieser Frage schon 1916% (S. 58) von den
Reihen, daß „sie in den niederen Graden langsamer ansteigen als in. den hohen,
Offenbar ist diese Erscheinung gesetzmäßig und beruht auf den psychologischen
Grundlagen der Schätzung“, 1926, in°) 8. 364 sagte Köppen Ähnlich: „Die Stufen
werden. mit wachsender Windstärke größer; dies ist auch für den psychologischen
Vorgang der Schätzung zu erwarten (Annäherung an. das Webersche Gesetz) Von
Kühls „Empfindungsgesetz“ und dem „Beautortkern“ haben wir oben schon
gesprochen.
Die Beaufortskala ist seit 1926 genau nach m/sec festgelegt. Es ist daher
einerlei — abgesehen von der Schätzungsfähigkeit —, ob wir nach Beaufort,
m/sec oder km/h (nur nicht nach ganzen Dekaden-km/h) schätzen. Auch lokale
Beaufortschätzungen oder -skalen gibt es nicht mehr, wie schon erwähnt.
Mit der Festlegung ist keineswegs eine Änderung im Windmeßsystem ver-
bunden, sondern nur entwicklungs- und fortschrittsgemäß ein einheitlicher Maß-
stab gleichzeitig für Kontrolle und Schulung im Schätzen eingeführt, Die Beaufort-
schätzung wird sich im Laufe der Zeit nicht geändert haben, vor allem soll sie
sich ab 1926 auch nicht ändern, Die Instrumente, die m/sec angeben, haben bei
klimatischen Windangaben an der Erdoberfläche der Beaufortskala zu dienen
und diese nach Möglichkeit zu ersetzen. Wir haben so gleichzeitig die neueren
Fortschritte der meteorologischen Windmeßtechnik zum alten Beaufortwesen in
Beziehung gesetzt. Die Beaufortskalenwerte selbst sind so ihrerseits wieder an
die Meter und Kilometer gebunden, und die Schätzung muß sich danach richten.
In der Überzeugung, daß eine volle Einigung zwischen Beaufort und dem
auf allen Gebieten vorwärtsschreitenden und neue Erkenntnisse bringenden
metrischen Maß auf internationaler Grundlage, soweit diese nicht schon seit