Perlewitz, P. und Powel, J.: Beaufortskala und lineare Windskalen,
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Beaufortwesen, — Bft. 0 und Bft. 1. — Die „Meteor‘“- Reihen, — Teilweise-lineare Reihen,
— Voll-lineare Reihen. — Die Dekaden-km/h-Reihe. — Verschlüsselung. — Fehler. —
Tradition und Einigung.
Aus den Untersuchungen von Powel ist zu ersehen, in welch hohem Maße
uns die graphische Methode dem Beaufortwesen näherbringt. Schon Kühl
spricht 1919 in seinem oben”) angeführten Aufsatz bei seiner Formel von einem
„Empfindungsgesetz“, das den „Wesenskern der Beaufortskala“ wiedergibt,
bzw. aufdeckt, während Grosse?) 1920 diesen Ausführungen ablehnend gegen-
übersteht, wenn er sagt: „Nie kann das Wesen der Sache durch solche oder
ähnliche Formel getroffen werden.“
Die Formel von Kühl ist nicht einfach, sie lautet:
(111) 10g vg — log vo = 0.0867 B + 1.9270 (1 — 0.493883,
In einer Besprechung des Kühlschen Aufsatzes gibt Grosse als Gleichung
zwischen Bft. und m/sec die Gleichung des Met, Office in der Form:
(HI 2) 10g v= 5 log B+C (C = + log 0.7),
die auf seinem doppelt logarithmischen Papier durch eine Gerade wieder-
gegeben wird,
Die Formeln von Powel hatten hauptsächlich das Verhalten der Beaufort-
kurven in der Nähe von Bft, 0 zum Ziel, Eine andere Frage wäre die nach
dem Bereich und Wert Bft, 12. Ebenso wie Bft. 0 stellt Bft. 12 einen Grenzwert
der Beaufortzahlen und damit auch der äquivalenten Geschwindigkeitszahlen dar.
Bei den klimatischen Beobachtungen von Bft. 0 und Bft. 1 ist es in der Praxis
— die Theorie ist oben von Powel behandelt — meist so, daß Windstille (Bft. 0)
gemeldet wird, wenn die Windrichtung nicht mehr erkennbar oder meßbar ist,
In Wirklichkeit besteht wohl meist noch eine schwache Horizontalströmung, die
aber nicht imstande ist, die Richtungsfahne oder das Schalenkreuz zu drehen,
weil die Reibung zu groß ist, In diesem Fall wird vom Beobachter Bft, 0 und
Richtung 00 gemeldet, oder auch diejenige Richtung, wo die Fahne zuletzt stehen
geblieben ist. Läßt sich jedoch noch gerade eine Windrichtung nach Fahne,
Wimpel oder Rauch einwandfrei feststellen, so schreibt der Beobachter Bft. 1 auf,
Die Grenze zwischen Bft.0 und Bft, 1 ist also von Zufälligkeiten, Reibung
usw. abhängig; sie ist etwas Willkürliches, wie ja jede Schätzung. Ich erinnere
an die Böigkeitsbestimmung durch Windrichtungsschreiber und an die Richtungs-
bestimmung durch Böigkeitsmessung!®),
Der Beschluß der Internationalen Kommission 1926%) sagt über Bft.0 und
Bft. 1: „Die üblichen Anemometer und Windmesser pflegen nur meist aufzuzeichnen,
wenn der Wind I m/sec oder mehr erreicht. Bei Geschwindigkeiten von 0 und I
der Beaufortskala soll der Beobachter einer mit Anemometer versehenen Station in
der Regel nicht die Anemometeraufzeichnung benutzen, sondern soll für synoptische
Nachrichten die Stärke und Richtung des Windes abschätzen.“
Es gibt eben Beobachter, die Bft. 0 melden und dabei eine Richtungsangabe
machen, wie aus den „Täglichen Wetterberichten“ zu ersehen ist. Das sind kleine
Verschiedenheiten und Mängel. Von Bedeutung können sie da werden, wo die
ganz geringen Windgeschwindigkeiten und ihre Anderungen entscheidende Ein-
ANüsse und Wirkungen haben, wie z. B. in der Mikro-Bioklimatologie”).
Theoretisch und meßtechnisch liegt der Fall anders; hier bedeutet ein-
deutig 0.55 m/sec Windgeschwindigkeit die internationale Grenze zwischen Bft.0
und Bft. 1 (Tab. 1, 9a und b).
Zur graphischen Darstellung der Formeln und Vorschläge ist zu bemerken,
daß auch Powel, ebenso wie Simpson®, Köppen‘), Perlewitz?) u. a. die
x-Achse als Beaufortachse und die.y-Achse als Geschwindigkeitsachse (Ordinate)
gewählt haben; nur Kuhlbrodt u, Leistner wählten umgekehrt, wodurch die
Vergleichbarkeit erschwert wird,
12, Meteorol. Ztschr. 1920, S. 32. Grosse, Die Beaufortskala. — ®%) W. Schmidt, Der Massen-
austausch in freier Luft usw. 1925, S, 6.