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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1939.
Wir wissen, daß der Seemann aus der Praxis heraus, von der Segelschiffahrt
her, s. Z. zu einer Einteilung der vorkommenden Windstärken nach 13 Gruppen,
„Die 13teilige Skala der Windstärken“*), gekommen ist, Diese Gruppen wurden
aach oben hin immer größer, sie bildeten die Skala des Admirals Beaufort,
die 1806 von ihm „ersonnen“ 1838 von der britischen Admiralität auf See und
[874 in die Wettertelegraphie eingeführt und später von Köppen4°), zuerst
1898, sowie von Simpson®) 1926 eingehend bearbeitet worden ist,
Die Beaufortwindstärken werden geschätzt, nicht gemessen. Diese Schätzungs-
methode bewährte sich in der Praxis und Theorie, sowohl in der Seefahrt als
auch in der Klimatologie der Länder, wo diese einfache, wenn auch etwas
rohe Methode sogar eine ganz außerordentlich weite Verbreitung gefunden hat,
da man auf die Mitarbeit sehr vieler und vor allem freiwilliger Beobachter in
allen Erdsirichen angewiesen war, und weil sich eine solche Schätzungseinteilung
der vorkommenden Windstärken nach 13 Stufen jeder gute Naturbeobachter leicht
durch Anleitung und Übung aneignen konnte, Man sparte bei dieser Beobachtungs-
art die Aufstellung von Instrumenten, Bis heut hat sich diese über Land
and Meer verbreitete Schätzungsmethode so bewährt, daß sie, selbst durch die
Methode der Instrumentmessung, wohl niemals gänzlich wird verdrängt und
ersetzt werden können. Die Klimabeobachtungsstationen sämtlich mit Windstärke-
meßinstrumenten auszurüsten, wäre auch zu kostspielig geworden. Man stellte
nur einfache Windfahnen, «wimpel oder -säcke (-flögel) auf, Aber abgesehen vom
Kostenaufwand wäre die Aufstellung von Geschwindigkeitsmeßinstrumenten auch
örtlich allzu verschieden ausgefallen, als daB dadurch ein besseres und richtigeres
Bild der Windstärkeverteilung über die Erdstriche erzielt worden wäre, selbst
wenn die Instrumentmessung im einzelnen genauer ist, Schon die verschiedene
Höhe der Anemometeraufstellung brachte Unterschiede in die Ergebnisse, Nach
Süring beeinflußte die jeweilige Umgebung zu sehr die Aufzeichnung. Auch die
Einreihung dieser Instrumentmessungen in die Schätzungen führte mangels ein-
deutig bestimmter Vergleichszahlen zunächst zu unbefriedigenden Ergebnissen,
Alle Sonderuntersuchungen blieben den Instrumenten vorbehalten; und gerade
diese Messungen, mit größtmöglicher Genauigkeit systematisch durchgeführt,
waren es, die einerseits Köppen und Simpson die Unterlagen für ihre Ver-
gleiche zwischen Bft. und m/sec sowie für Festlegung der m/see für jede Beaufort-
stärke gegeben haben, und die andrerseits auch heute allenthalben mehr und
mehr gefordert werden, in der Seefahrt, Luftfahrt und Naturerforschung, wie
der neueren Bioklimatologie, wo gerade die genaue Feststellung der ganz
schwachen Winde von besonderer Bedeutung zu sein scheint’). Ahnlich
sagt Simpson, dem Sinne nach: „Für größere Windstärken sind. kleine Ände-
rungen von geringerer Bedeutung.“ Das betrifft also besonders den alleruntersten
Teil der Beaufortreihe, von Bft. 0 bis etwa Bft. 2, weil in der Mikro-Bioklima-
tologie Bft, 3 schon den größeren Windstärken zuzurechnen ist’).
Auf die geringen Windgeschwindigkeiten, besonders Bft. 0 und Bit. 1, kommen
wir noch ausführlich zu sprechen.
Bei allen systematischen Windstärkeuntersuchungen und Beobachtungen wird
man in wachsendem Umfange Instrumente benutzen, die die Geschwindigkeit nach
m/sec oder km/h, d.h. nach einem linearen, metrischen, und nicht nach dem
Beaufort-Maßstab anzeigen oder aufschreiben.
Liegen Messungen und Schätzungen, also Beobachtungen nach beiden Maß-
stäben vor, was z.B. an allen klimatischen Stationen mit selbstschreibenden
Windmeßgeräten der Fall ist, so wird man vergleichen und umrechnen müssen.
Auch werden da Umrechnungen nötig sein, wo die Maßbezeichnungen, wie in
den Verschlüsselungen der Wettertelegramme, Beobachtungen und Wetterkarten-
eintragungen, nicht übereinstimmen,
3) Ann. d, Hydr. 1916, 8.57, Köppen: Die dreizehnteilige Skala der Windstärken, — *) Ann.
d. Hydr. 1926, 8,362. Köppen: Über geschätzte Windstärken und gemessene Windgeschwindig-
keiten. — % Professional Notes Nr. 44, London 1926, Simpson: The velocitr equivalents of 1he
Beaufort Scale, — 7) Zschr, tür Rheumaforschung, 19385, x. 1532, Schwache Luftströmungen und
Rheuma; ferner: Der Balocologe, 1939, 5. 9—15. Windstärke über Land und Meer als Heilklima-
jaktor von P. Perlewitz