Kleinere Mitteilungen,
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3. Zur Abschätzung der örtlichen Druckändernug aus der Druckänderung
sines fahrenden Schiffes. Die Bedeutung kurzfristiger Luftdruckänderungen für
den täglichen Wetterdienst ist dadurch erwiesen, daß jede Wettermeldung einer
sach dem sogenannten Kopenhagener Schlüssel meldenden Beobachtungsstelle
Auskunft gibt über Art und Betrag der Luftdruckänderung in den letzten drei
Stunden vor dem Beobachtungszeitpunkt. Auch die Wetterbeobachtungen von
Schiffen enthalten diese Angaben, soweit entsprechende Meßgeräte an Bord sind.
Diese an Bord des fahrenden Schiffes gemessenen Druckänderungen sind nicht
ohne weiteres den Druckänderungen am festen Ort gleichzusetzen. Diese aber
gebrauchen wir. Daher sei hier (m. W. erstmalig) eine Tafel gegeben, die gestattet,
aus der im Wettertelegramm mitgeteilten Fahrtrichtung und -geschwindigkeit
des Schiffes, aus der gemeldeten Druckänderung und dem herrschenden Druck-
telid die Druckänderung am festen Ort abzuschätzen.
Mit sehr einfachen Mitteln ist dieses möglich, wenn wir annehmen, daß das
Schiff sich in einem Feld mit geradlinigen, gleichabstän digen Isobaren auf geradem
Kurs bewegt. Diese Annahme wird in den
meisten Fällen zulässig sein, denn die Länge
des Schiffsweges in drei Stunden ist klein
im Vergleich zur Abmessung des betrach-
teten Druckfeldes, Man erkennt auch gleich
die Grenzen des Anwendungsbereichs un-
serer Tafel. In der Nähe von Unstetig-
keiten im Druckfeld (Fronten) oder Tief-
Äruckkernen wird sie unbrauchbar, da dort
auch für den dreistündigen Schiffsweg die
[sobaren noch merkliche Krümmung auf-
weisen, Kine weitere einschränkende An-
nahme ist die, daß für alle Punkte des
dreistündigen Schiffsweges die Druckänderung gleich ist, Unter diesen Voraus-
getzungen können wir die Anderung des Druckes auf dem fahrenden Schiff
(= Schiffsänderung) darstellen als Summe der Druckänderung am festen Ort
(= Ortsänderung) und jener Anderung, die aus der Fahrt des Schiffes durch das
Druckfeld entsteht (== Fahrtänderung). Somit wird: „Ortsänderung“ == „Schiffs-
änderung“ — „Fahrtänderung“.
Es sei S der Schiffsweg in drei Stunden, grad p der waagerechte Druck-
gradient (— grad p das waagerechte Druckgefälle), x der Winkel zwischen Kurs
und Isobaren, pa und pp der Luftdruck an den Orten A und B. Dann ist, wenn
wir den Druck in Millibar messen, pa — pr = 107%. S- grad p + cos (90 — &). Die
rechte Seite sei in CGS-Einheiten ausgedrückt (1 mb = 10* CG8).
Nehmen wir als weitere Annahme hinzu, daß das barische Windgesetz an-
genähert erfüllt ist, so können wir setZen:
gradp=g-1-r=129-1078.2-727-10-F. v.8in@.
(0 = Luftdichte, v=Stärke des geostrophischen Windes, 9 = geographische Breite).
Messen wir S in km und v in km/h, so wird S-gradp= 0.521.S-v-sing
Die dreistündige Druckänderung 4 wird in Fünftelmillibar angegeben:
4=5(P1— Pa) = 54 10-—9-0521-S-v- sing sine
4=2.605-10—-S-7-sing-«sina= 4, «7 -8i00
4, = 2.605 107%. 8 - sing.
4A, wäre die „Fahrtänderung“, wenn sich das Schiff in einem Druckfeld, das
einen geostrophischen Wind von 1 km/h zeigt, senkrecht zu den Isobaren bewegt,
Haben wir diese Größe aus der gemeldeten Fahrtgeschwindigkeit f in Verbindung
mit der geographischen Breite g mit unten stehender Tafel bestimmt, so brauchen
wir sie nur noch mit der Stärke des geostrophischen Windes, ermittelt aus dem
Abstand der Isobaren mit Hilfe eines Gradientmaßstabs (ausgedrückt in km/h),
und dem Sinus des Winkels zwischen Kurs und Isobaren malzunehmen. Bei Fahrt
in den tiefen Druck hinein muß der so gefundene Wert von der „Schiffsänderung“
abgezogen, sonst zu dieser zugezählt werden, um die „Ortsänderung“ zu erhalten,
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