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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1939,
Klima und Landschaftsgebiete von Deutsch-Ostafrika.
Aus der Sammlung des überseeischen meteorologischen Dienstes
der Dentschen Seewarte,
Von Heirrich Kruhl,
{Hierzu Tafel 34.)
Zusammenfassung. Die Ausführungen sollen zeigen, daß das Klima Deutsch-Ostafrikas im
zroßen gesehen einbeitlich ist, sich aber im einzelnen durch den vertikalen Aufbau des Landes außer-
ordentlich verschieden gestaltet, Das hat ein häufiges Zusammenfallen klimatischer Räume mit Land-
schaftsgebieten zur Folge und rechtfertigt die Forderung, bei meteorologischen und klimatischen
Untersuchungen landschaftliche Einheiten zur Überbrückung solcher Gebiete zu benutzen, die arm an
meteorologischen Stationen sind.
Die Forderung, Kontinente und Länder in landschaftliche Einheiten aufzu-
teilen, wird nicht nur von der Geographie, sondern auch von anderen Wissen-
schaften erhoben, besonders von denen, die in geographischen Räumen arbeiten,
and die daher eine Grundlage für den Aufbau ihrer Forschungstätigkeit gebrauchen,
Die Methode, landschaftliche Einheiten zu finden, ist verschieden und hängt
einmal von dem Zweck ab, für den die landschaftskundliche Gliederung benötigt
wird, sodann von der Menge und Zuverlässigkeit des zur Verfügung stehenden
Beobachtungsmaterials. Der Landschaftscharakter wird nämlich, abgesehen von
menschlichen und tierischen Einflüssen, im wesentlichen von der Oberfächen-
zestaltung, dem Klima und der Vegetation bestimmt. Bei genügender Kenutnis
lieser drei Faktoren eines Gebietes lassen sich leicht landschaftliche Einheiten
vestimmen, die als Arbeitsgrundlage für die Untersuchung von Erscheinungen
’nnerhalb dieses Raumes benutzt werden können. Wenn es sich aber, wie in
vorliegendem Falle, um klimatische Untersuchungen handelt, besonders in einem
Gebiet, das mit europäischen Verhältnissen verglichen nur über eine geringe
Anzahl meteorologischer Beobachtungsstationen verfügt, dann kann eine Ein-
teilung in Landschaften nicht unter Berücksichtigung kleiner klimatischer Räume
ausgeführt werden.
In tropischen Naturländern und, wie noch ausgeführt wird, gerade in Öst-
afrika ist die Vegetation ein ausgezeichneter Indikator des Klimas, Sie bringt
nicht nur die Temperatur, die Niederschlagsmenge, sondern auch ihren jährlichen
Verlauf zum Ausdruck, wahrscheinlich würden sich auch bei genaueren Unter-
suchungen die unperiodischen Trockenperioden im Pflanzenbild erkennen lassen,
Die für tropische Gebiete geringen Niederschlagsmengen haben zur Folge, daß
eine geringe Schwankung bereits eine merkliche Änderung im Vegetationsbild
verursacht.
In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch gemacht, Klima und Land-
schaften Deutsch-Ostafrikas zu vergleichen.
Die allgemeine Einordnung dieses Gebietes in die natürlichen Landschaften
Afrikas (1) *}) wird durch seine Lage zwischen etwa 1° und 11° südlicher Breite
and durch die Lage im östlichen Afrika bestimmt, wodurch es unter dem Ein-
fiuß der Meeresströmungen und Winde des Indischen Ozeans sowie der Beein-
flussung durch den asiatischen Kontinent steht,
Ein Gebiet, das in der ostafrikanischen Randstufe auf Hunderte von Kilo-
metern in 1000 m hohen Abstürzen zur Niederung abbricht, in dem sich die
Uluguruberge etwa 2500 m über die Ebene erheben, der Kilimandjaro auf etwa
30 km Entfernung 5250 m über die umgebende Steppenebene mit seinem Kranz
durch die Höhe bedingter Landschaften ansteigt, oder die Oberfläche der Seen
viele Hunderte von Metern unter den umgebenden Randlandschaften liegen, läßt
große landschaftliche Unterschiede erwarten,
Zwei Großräume lassen sich sofort feststellen: 1, das zentrale in 1000 bis
1500 m. Höhe gelegene Hochland, nämlich der Ausschnitt aus jenem großen 0ost-
afrikanischen Hochlande, das sich von Abessinien bis zum Kaplande erstreckt,
und 2, das Östliche, langsam zum Meere abfallende ebene bis hügelige Gebirgs-
vorland (z). Das Übergangsgebiet beider Räume wird von der gewaltigen von
& 1 Diese und die folgenden Ziffern beziehen sich auf das Schrifttumverzeichnis am Schluß des
ufsatzes.